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Legende im Münzenhagel

SPOXOTHER
13. Januar 201414:33
Theo Walcott spielt Anzeigetafel: Wir 2, ihr 0!getty
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Theo Walcott veräppelt die Tottenham-Fans inmitten eines Wurfgeschoss-Hagels und wird zur Legende auserkoren. In Italien regiert König Artur in gewohnter Bescheidenheit. Xavi hingegen hadert mit dem miesen Stück namens Fortuna. Dies und mehr von unseren Korrespondenten aus ganz Europa.

Serie A

Von Oliver Birkner

Neujahrswunsch des Spieltags: "Er zieht davon, und der Spitzenreiter zieht davon", skandierte das Juventus Stadium am späten Sonntagabend. Den Song hatten die Roma-Spieler auf den Markt gebracht, während sie den Serie-A-Rekord von zehn Startsiegen in Serie aufstellten. Nach dem 3:0-Erfolg über die Hauptstadt bilanziert nun Juve zehn Siege hintereinander - das schafften die Turiner zuletzt in der Saison 1931/32. Einen Spieltag im Voraus darf sich Juventus zum 26. Mal "Campione d'Inverno" (Wintermeister) nennen. In 20 Fällen tütete man in der Folge auch den Scudetto ein, und es fällt schwer, an der nächsten Meisterschaft im Mai zu zweifeln. "Mit kleinen Hilfen von den Schiedsrichtern ist es freilich nicht schwer, Erfolge zu feiern", kamen im Vorfeld Spitzen aus dem römischen Lager. Die kleinen Hilfen leisteten sie auf dem Feld selbst: Unaufmerksame Defensive beim 1:0, ein akkurates Vinni-Jones-Tackle von hinten auf Kniehöhe, das zu glatt Rot für Daniele De Rossi führte, Castan, der vor dem 2:0 angeheitert durch den Sechzehner irrte und später per Volleyball-Einlage den Elfmeter zum 3:0 plus Gelb-Rot in seine Autobiographie aufnehmen darf. "Kleine Hilfen? Das typische Alibi von Teams, die nie etwas gewinnen", konterte Capitano Gigi Buffon abgeklärt. Die Führung besorgte übrigens wieder Arturo Vidal, im 105. Juve-Auftritt zum 16. Mal. Und wenn viele zum neuen Jahr weniger trinken und mit dem Rauchen aufhören wollen, plant der Chilene: "2014 will ich Meister werden, die Europa League gewinnen, eine geniale WM spielen und den Goldenen Ball holen." Ganz bescheiden, König Artur. SPOX

Tränen des Spieltags: Bittere Tränen flossen über das Gesicht von Giuseppe Rossi, als er vom Feld humpelte. Beim toskanischen Derby der Fiorentina gegen Livorno gab sein Knie wieder einmal nach und die Angst schlich um, es handele sich um den dritten Kreuzbandriss nach Oktober 2011 und April 2012. "Wenn man sich an heißem Wasser verbrennt, hat man jedes Mal auch vor kaltem Wasser Angst. Ich hoffe, jemand von oben wird im helfen", sagte Sportdirektor Daniele Prade resigniert. Bei einer erneut schweren Verletzung befürchtete man zunächst gar das Karriere-Ende von "Pepito", der sich gerade wieder zum Stammspieler der Azzurri gekämpft hatte. Zumindest gab man am Montag leichte Entwarnung, als kein Kreuzband-, sondern ein Außenbandriss im Knie diagnostiziert wurde. Die WM-Teilnahme bleibt dennoch in Gefahr. "Rinaudo ist ein Strauchdieb. Er hat sich nach dem Foul nicht einmal entschuldigt und sogar noch beim Referee protestiert", wetterte Florenz-Chef Andrea Della Valle. "Ich wollte nach der Partie sorry sagen. Doch beim Versuch versuchten mich zirka 50 Personen in den Katakomben aufzumischen", wehrte sich Leandro Rinaudo. Hübsch in der Altstadt von Florenz Essen gehen - das Projekt kann er zunächst mal archivieren.

Und sonst? Die Aufführung des römischen Trainer-Schwanks hat nun ganz offiziell Pause. Lazio ließ in einem Kommuniqué vermelden, Vladimir Petkovic sei aus "gerechtfertigten Gründen entlassen". Damit ist Edy Reja seit Sonntag offiziell neuer Coach des Vereins von Miroslav Klose. Der 68-Jährige, schon zwischen 2010 und 2012 verantwortlich für die Römer, leitet bereits seit einer Woche das Training, durfte bis zur amtlichen Entlassung des Vorgängers allerdings aus rechtlichen Gründen nicht öffentlich installiert werden. Der Verein wirft Petkovic vor, es existiere keine nötige Vertrauensbasis mehr. Der 50-jährige Bosnier hätte stets Verhandlungen mit dem Schweizer Verband geleugnet, sagte Präsident Claudio Lotito, um dann Ende Dezember die Anstellung als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld bekannt zu geben. Rechtlich eine durchaus legitime Unterschrift, denn kommenden Juni wäre der Vertrag von Petkovic ohnehin ausgelaufen. Freilich geht es um das werte Geld - für Lotito war das Ende der Petkovic-Ära längst beschlossen, nun sucht er eine legale kostengünstige Ausfahrt. 600 000 Euro brutto stünden noch aus, eine friedliche Einigung über 200 000 Euro lehnte der Trainer ab und kündigte den Zug vors Sportgericht an. Inmitten der Konfusion tritt Reja zur Lazialen Ehrenrettung an. Zumindest kennt er sich mit kauzigen Patronen aus. Im März 2009 entließ ihn Napoli-Chef Aurelio De Laurentiis mit den Worten: "Ich ohrfeige Sie gerade nur nicht, weil Sie ein ehrwürdiges Alter haben." Übrigens wartet Reja immer noch ohne Rechtsquerelen auf den Lazio-Bonus zur Europa-League-Qualifikation 2012 - ein Trainer ganz nach Lotitos Gusto.

Serie A: Der bescheidene König Artur und bittere Tränen

Premier League: Legende Walcott und Spinne vs. Mad Dog

Primera Division: Fortuna, das miese Stück und die Mutter aller Schwalben

Premier League

Von Raphael Honigstein

Geste des Spieltags: Die dritte Rundes des FA-Pokals bietet für gewöhnlich wenige Spitzenspiele, aber bei einem Nord-Londoner Derby (NLD) ist natürlich immer was los. Vor dem Stadion wurde ein bisschen geprügelt, im Stadion viel gesungen ("Tim Sherwood, he comes from Boreham Wood, he ain't got a fucking clue", grölten die Arsenal-Fans grammatikalisch nicht ganz einwandfrei in Richtung des Spurs-Trainers) und als Theo Walcott beim Spielstand von 2:0 mit einer Bahre vom Platz getragen wurde, prasselten Münzen und Feuerzeuge aus der Kurve von Tottenham auf ihn nieder. Walcott hielt den Spurs-Anhängern daraufhin grinsend eine Zwei und eine Null mit den Fingern entgegen, was die Reaktionen noch verschlimmerte. "Das macht Theo zur Legende", sagte Kollege Jack Wilshere begeistert. Selbst Sherwood nahm es gelassen ("ein bisschen Spaß"), hatte aber sowieso mehr damit zu tun, sich für seine eigenartig naive 4-4-2-Taktik zu rechtfertigen, mit der sein ersatzgeschwächtes Team im Mittelfeld ständig in Unterzahl agiert hatte. "Dafür waren wir auf den Flügeln in Überzahl", behauptete Sherwood. Nun ja. Die Vorstellung der Gäste im Emirates war letztlich so schwach, dass das Publikum Verrat witterte. "Sherwood is a Gooner", ein Arsenal-Fan, sangen sie, da der ehemalige Spurs-Spieler sich im Vorfeld als Anhänger der Gunners geoutet hatte. SPOX

Pleite des Spieltags: Es sollte eine Saison des Übergangs werden, aber David Moyes hat nicht lange gebraucht, um viele historische Rekorde zu brechen. Leider sind sie allesamt negativer Natur. Vier Niederlagen in der Liga nach 20 Spieltagen hatte es für Manchester United zuletzt vor 51 Jahren gegeben. Nun sind es schon fünf in der gesamten Saison: das 2:1 von Gerhard Tremmels Swansea City im Old Trafford war zugleich der erste Sieg überhaupt der Waliser bei den Reds Devils. Unter Alex Ferguson war United in 27 Jahren überhaupt nur einmal so früh im Pokal gescheitert. "Das Imperium bröckelt", schrieb der Daily Telegraph. Moyes hatte hinterher nicht einmal Lust, dem Schiedsrichter die Schuld zuzuschieben, zu ernüchternd fiel die Analyse aus. Der Zwang, im Januar nachzurüsten, wird nun noch größer. Ob Moyes und Geschäftsführer Ed Woodward nach ihrer dilettantischen Jagd nach Neuverpflichtungen im Sommer es im weitaus schwierigeren Januar-Transferfenster besser machen, muss bezweifelt werden.

Und sonst? Der zurzeit arbeitslose Trainer Martin Allen trägt, wie treue Leser der Blitzlichter wissen, den Spitznamen "Mad Dog". Am Samstag war der 48-Jährige als Fernsehexperte für ITV im Dienst und sah dabei eher wie ein anderer Vierbeiner aus: sein Cardigan erinnerte stark an Elefant Elmer aus der gleichnamigen Kinderbuchreihe. Damit aber noch nicht genug des Gruselns: während der Sendung krabbelte Allen eine - offensichtlich farbenblinde - Spinne über den Pulli. Ähnlich giftig erwies sich Schiedsrichter Mark Clattenburg. Der Unparteiische wurde von Southamptons Adam Lallana bei der Football Association wegen Beleidigung angezeigt. "Du hast dich verändert, seit du Nationalspieler geworden bist", soll Clattenburg gesagt haben. Das ist in der Tat ganz starker Tobak. Wer hätte gedacht, dass der Ton auf englischen Plätzen derart verletzend und rau ist? Gut, dass Lallana und Southampton die Sache publik machten, demnächst sagt sonst noch ein Schiedsrichter "du bist so distanziert" oder "du rufst mich seit deinem Hattrick nicht mehr an" zu einem Spieler. Die FA fand übrigens, Clattenburg habe sich nichts vorzuwerfen und schmetterte die Anklage ab.

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Primera Division

Von Frank Oschwald

Unglücksrabe des Spieltags: Eigentlich muss Barcas Xavi niemandem mehr etwas beweisen. Ohne Frage gehört er zu den besten seiner Zunft und ist einer der stillen Leader der Katalanen. Allerdings gehört zum Dasein eines Führungsspielers in Abwesenheit Messis wohl oder übel auch das Elfmeterschießen. Beim Stande von 2:0 gegen Elche schritt Xavi deshalb zur Tat und säbelte den Ball, wenn auch knapp, neben den Pfosten - sein erster verschossener Elfmeter in La Liga seit elf Jahren. Boah, bei den gefühlten achttausendsechshundertvierundzwanzig Spielen von Xavi müsste das bestimmt 'ne Bombenquote sein, könnte man meinen. Allerdings trat der 33-Jährige in der Liga erst zwei Mal vom Punkt an. Und beide Male verschoss er. Am 5. Januar 2014 und, oh Fortuna, du mieses Stück, auf den Tag genau vor elf Jahren, am 5. Januar 2003 gegen Recreativo Huelva. SPOX

Prognose des Spieltags: In Sachen fußballerischer Fernsehberichterstattung vor und nach dem Spiel haben die Spanier den Deutschen einiges voraus. Das heißt, zumindest quantitativ einiges voraus. Über die Qualität der Sendungen lässt sich ja bekanntlich...obwohl, ne, eigentlich lässt darüber nicht streiten. In stundenlangen Sendungen zerpflücken die Experten lautstark jede noch so belanglose Geste der Spieler, jedes noch so abstruse Gerücht oder jede noch so kleine Leistungsschwankung von Ronaldo/Messi bis ins letzte Detail. Die wichtigen Fakten und Themen werden dabei meist komplett ausgeblendet und es wird im Stile eines blinden Degenfechters im Dunkeln herumgestochert. Unter der Woche legte man sich beim Privatsender "Quatro" bereits am Mittwoch fest: "Unseren Quellen zufolge wird Messi am Wochenende gegen Elche einige Minuten zum Einsatz kommen." Gewagte These, schließlich wusste wohl weder Messi selbst noch Messis Oberschenkel zu dieser Zeit, ob sie am Wochenende gemeinsam auflaufen können. Doch am Donnerstag schuf der TV-Sender Abhilfe: "Nach unseren Informationen wird der Argentinier definitiv auflaufen." Tags darauf dann jedoch die überraschende Wende, die nur die "Quatro"-Journalisten früh antizipiert hatten: "Wie wir bereits vermutet haben, wird Messi laut Trainer Tata Martino nicht im Aufgebot gegen Elche stehen."

Und sonst? Eine harte Woche liegt hinter Malagas Weligton und Reals Dani Carvajal. Beide Spieler wurden Opfer von fürchterlichen Attacken. Während Carvajal im Freundschaftsspiel gegen PSG von einer Eckfahne attackiert wurde, bekam Weligton an der Seitenlinie von Atleticos Cristian Rodriguez einen leichten Stoß ab und ging völlig zu Recht zwei Sekunden (Reaktionszeit!) schmerzverzerrt zu Boden. Als er sich dann wieder aufrappelte, war Schurke Rodriguez immer noch am Ort des Geschehens und stand reaktionslos mit beiden Händen gen Himmel einfach nur ganz fies da. Weligton versuchte sich mit einem Stoß den Bösewicht vom Leibe zu halten, musste dann allerdings selbst erneut auf die Bretter. Warum? "Quatro" wird Licht ins Dunkel bringen. Ganz sicher.

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