Legende im Münzenhagel

Von SPOX
Theo Walcott spielt Anzeigetafel: Wir 2, ihr 0!
© getty

Theo Walcott veräppelt die Tottenham-Fans inmitten eines Wurfgeschoss-Hagels und wird zur Legende auserkoren. In Italien regiert König Artur in gewohnter Bescheidenheit. Xavi hingegen hadert mit dem miesen Stück namens Fortuna. Dies und mehr von unseren Korrespondenten aus ganz Europa.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Neujahrswunsch des Spieltags: "Er zieht davon, und der Spitzenreiter zieht davon", skandierte das Juventus Stadium am späten Sonntagabend. Den Song hatten die Roma-Spieler auf den Markt gebracht, während sie den Serie-A-Rekord von zehn Startsiegen in Serie aufstellten. Nach dem 3:0-Erfolg über die Hauptstadt bilanziert nun Juve zehn Siege hintereinander - das schafften die Turiner zuletzt in der Saison 1931/32. Einen Spieltag im Voraus darf sich Juventus zum 26. Mal "Campione d'Inverno" (Wintermeister) nennen. In 20 Fällen tütete man in der Folge auch den Scudetto ein, und es fällt schwer, an der nächsten Meisterschaft im Mai zu zweifeln. "Mit kleinen Hilfen von den Schiedsrichtern ist es freilich nicht schwer, Erfolge zu feiern", kamen im Vorfeld Spitzen aus dem römischen Lager. Die kleinen Hilfen leisteten sie auf dem Feld selbst: Unaufmerksame Defensive beim 1:0, ein akkurates Vinni-Jones-Tackle von hinten auf Kniehöhe, das zu glatt Rot für Daniele De Rossi führte, Castan, der vor dem 2:0 angeheitert durch den Sechzehner irrte und später per Volleyball-Einlage den Elfmeter zum 3:0 plus Gelb-Rot in seine Autobiographie aufnehmen darf. "Kleine Hilfen? Das typische Alibi von Teams, die nie etwas gewinnen", konterte Capitano Gigi Buffon abgeklärt. Die Führung besorgte übrigens wieder Arturo Vidal, im 105. Juve-Auftritt zum 16. Mal. Und wenn viele zum neuen Jahr weniger trinken und mit dem Rauchen aufhören wollen, plant der Chilene: "2014 will ich Meister werden, die Europa League gewinnen, eine geniale WM spielen und den Goldenen Ball holen." Ganz bescheiden, König Artur.

Tränen des Spieltags: Bittere Tränen flossen über das Gesicht von Giuseppe Rossi, als er vom Feld humpelte. Beim toskanischen Derby der Fiorentina gegen Livorno gab sein Knie wieder einmal nach und die Angst schlich um, es handele sich um den dritten Kreuzbandriss nach Oktober 2011 und April 2012. "Wenn man sich an heißem Wasser verbrennt, hat man jedes Mal auch vor kaltem Wasser Angst. Ich hoffe, jemand von oben wird im helfen", sagte Sportdirektor Daniele Prade resigniert. Bei einer erneut schweren Verletzung befürchtete man zunächst gar das Karriere-Ende von "Pepito", der sich gerade wieder zum Stammspieler der Azzurri gekämpft hatte. Zumindest gab man am Montag leichte Entwarnung, als kein Kreuzband-, sondern ein Außenbandriss im Knie diagnostiziert wurde. Die WM-Teilnahme bleibt dennoch in Gefahr. "Rinaudo ist ein Strauchdieb. Er hat sich nach dem Foul nicht einmal entschuldigt und sogar noch beim Referee protestiert", wetterte Florenz-Chef Andrea Della Valle. "Ich wollte nach der Partie sorry sagen. Doch beim Versuch versuchten mich zirka 50 Personen in den Katakomben aufzumischen", wehrte sich Leandro Rinaudo. Hübsch in der Altstadt von Florenz Essen gehen - das Projekt kann er zunächst mal archivieren.

Und sonst? Die Aufführung des römischen Trainer-Schwanks hat nun ganz offiziell Pause. Lazio ließ in einem Kommuniqué vermelden, Vladimir Petkovic sei aus "gerechtfertigten Gründen entlassen". Damit ist Edy Reja seit Sonntag offiziell neuer Coach des Vereins von Miroslav Klose. Der 68-Jährige, schon zwischen 2010 und 2012 verantwortlich für die Römer, leitet bereits seit einer Woche das Training, durfte bis zur amtlichen Entlassung des Vorgängers allerdings aus rechtlichen Gründen nicht öffentlich installiert werden. Der Verein wirft Petkovic vor, es existiere keine nötige Vertrauensbasis mehr. Der 50-jährige Bosnier hätte stets Verhandlungen mit dem Schweizer Verband geleugnet, sagte Präsident Claudio Lotito, um dann Ende Dezember die Anstellung als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld bekannt zu geben. Rechtlich eine durchaus legitime Unterschrift, denn kommenden Juni wäre der Vertrag von Petkovic ohnehin ausgelaufen. Freilich geht es um das werte Geld - für Lotito war das Ende der Petkovic-Ära längst beschlossen, nun sucht er eine legale kostengünstige Ausfahrt. 600 000 Euro brutto stünden noch aus, eine friedliche Einigung über 200 000 Euro lehnte der Trainer ab und kündigte den Zug vors Sportgericht an. Inmitten der Konfusion tritt Reja zur Lazialen Ehrenrettung an. Zumindest kennt er sich mit kauzigen Patronen aus. Im März 2009 entließ ihn Napoli-Chef Aurelio De Laurentiis mit den Worten: "Ich ohrfeige Sie gerade nur nicht, weil Sie ein ehrwürdiges Alter haben." Übrigens wartet Reja immer noch ohne Rechtsquerelen auf den Lazio-Bonus zur Europa-League-Qualifikation 2012 - ein Trainer ganz nach Lotitos Gusto.

Serie A: Der bescheidene König Artur und bittere Tränen

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