Inter Mailand steckt in der Krise, der ganze Verein wird von den Fans verhöhnt und auch Präse Moratti ist ratlos. In England holt Suarez einen Elfer raus - ganz ohne Schwalbe. Zudem haben sich Mourinho und Real Madrid schon vor langer Zeit scheiden lassen. Dies und mehr von unseren Korrespondenten in Europa.
Serie A
Von Oliver Birkner
Spiel des Spieltags: Der zweite oder dritte Platz sei immer noch realistisch. Sprach Inter-Coach Andrea Stramaccioni vor der Partie gegen Bologna. Sein Gesicht färbte sich während der 90 Minuten allerdings kalkweiß, als die Mailänder mal wieder mit einem taktischen Armageddon den Rasen attackierten - wie ein paar Jungs, die beim Stadionrundgang zuvor zufällig einige schwarz-blaue Trikots aufgegabelt hatten. Inter muss sich jedoch keine Sorgen machen, denn für die restliche Saison existieren massenhaft Alternativen. "Ladet uns zum Probetraining ein - einen Guten findet ihr vielleicht. In jedem Fall ist er echter Interista" schlug die Fankurve auf einem langen Transparent vor. Immerhin hatte der Klub zuvor wahrhaftig John Carew zum Vorspielen geladen und kurzzeitig dessen Einstellung erwägt. Da könnte man es durchaus auch mal mit den treuesten Tifosi versuchen, eventuell versteckt sich unter ihnen eine absolute Granate, die eine erfolgreichere Strategie zulässt, als die Regie an die Füße von Dejan Stankovic zu vergeben.
Während die Nordkurve bedingungslose Bereitschaft demonstrierte, bereut manch fixer Neuzugang offenbar seine voreilige Entscheidung. "Die Inter-Spielweise gefällt mir überhaupt nicht", twitterte Mittelfeldmann Diego Laxalt aus dem fernen Uruguay und sammelte vor der Ankunft im Sommer bereits nützliche Bonuspunkte beim Trainer. Inter feierte am Wochenende also in der Tat einen pfiffigen 105. Geburtstag flankiert vom 0:3 bei Tottenham und dem 0:1 gegen Bologna. Bei der Festrede wirkte auch Präsident Massimo Moratti ein wenig ratlos: "Wäre Cassano Außenverteidiger, hätte er nach dem Vorfall ein wenig auf der Bank verschnaufen dürfen. Doch wir besitzen gerade nur zwei Stürmer, da konnten wir Antonio schlecht draußen lassen. Tun wir also so, als sei nichts passiert - in der Hoffnung er baut demnächst keinen Scheiß mehr." Diese Hoffnung besaßen schon viele.
Mann des Spieltags: Neun Punkte Vorsprung auf den Zweiten Napoli, mit dem entscheidenden direkten Vergleich sogar virtuelle zehn: 900 Minuten vor Saisonende darf Juventus die Korken zur Titelverteidigung so gut wie knallen lassen. Die erste Reaktion von Coach Antonio Conte befasste sich jedoch zunächst mit Ästhetik: "Mein Gott bin ich blass - ich muss jetzt erstmal schnell auf die Sonnenbank." Im Hause Juve ist neben Erfolg schließlich auch eine ordentliche Figur unerlässlich. An diese Direktive hielt sich vor allem Nicklas Bendtner, dem vielleicht wichtigsten Puzzlestück des kommenden Scudetto. 412 Einsatzminuten, null Tore, vorzeitiges Saisonaus und jüngst drei Jahre Führerscheinentzug wegen Trunkenheit am Steuer. In Dänemark und Turin gibt es zur Feier seit kurzem charmante Bendtner-Kits zu erstehen: Seine Miniatur-Figur, ein Spielzeugauto und eine Bierflasche als Kühlschrank-Magnet für schlanke fünf Euro. Vielleicht finanziert sich damit ja die abgemachte Kaufoption mit Arsenal im Juni. Falls nicht, besitzt Bendtner ja immer noch seinen Online-Schmuckhandel.
Und sonst? Recht ungehalten reagierten die Lazio-Fans auf die Strafe der Uefa, das Rückspiel gegen Stuttgart unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Ein Spruchband attackierte den Uefa-Präsidenten und Ex-Juventino Michel Platini: "Du hast die Frechheit besessen, im Heysel-Stadion zu feiern - von dir nehmen wir keine Lektion in Moral an". Einigen in der notorischen Nordkurve würde sich eine Lehrstunde in Moral zweifelsohne als ungemein dienlich erweisen.
Serie A: "Cassano, bau bitte keine Scheiße mehr!"
Premier League: Suarez fällt - es war tatsächlich ein Elfer
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Premier League
Premier League
Von Raphael Honigstein
Spiel des Spieltags: Zwei super-spannende Partien gingen am Sonntag fast zeitgleich über die Bühne, in beiden gab es Ergebnisse gegen den Trend. Beim 2:2 zwischen Manchester United und Chelsea im FA Cup lagen die Blauen schon nach elf Minuten 0:2 hinten. Die mitgereisten Fans der Londoner ließen wie immer Roberto Di Matteo aufleben. Rafael Benitez bekam von Alex Ferguson keinen Händedruck, dafür aber jede Menge Verwünschung aus allen Ecken des Stadions an den Hals. Doch der eingewechselte Eden Hazard drehte die Partie, am Ende stand ein überraschendes Unentschieden, das ein Wiederholungsspiel von Nöten macht. Die Spurs gingen beim FC Liverpool derweil mit 3:2 unter, sehr zur Freude vom FC Arsenal, natürlich. "Ein Meilenstein für unsere Entwicklung", wollte Brendan Rodgers gesehen haben, dabei gab es eher Defensivverhalten der untersten Schublade zu bewundern. Luis Suarez holte den entscheidenden Elfmeter zum 3:2 kurz vor Schluss aus, auch diese Geschichte hatte übrigens eine unerwartete Pointe: es war tatsächlich ein Strafstoß.
Mann des Spieltags: Nun, David Moyes war es sicher nicht. Der schottische Trainer des FC Everton verlor zu Hause 0:3 gegen Wigan Athletic im Pokal, damit wird es nach elf Jahren im Amt wieder nix mit einer Trophäe. Wesentlich besser verlief der Nachmittag für Papiss Cisse. Der Ex-Freiburger erzielte das Siegtor für Newcastle United gegen Stoke in der Nachspielzeit, mit den drei Punkten braucht United endlich nicht mehr um den Klassenerhalt bangen. Magpies-Coach Alan Pardew war naturgemäß voll des Lobes für seinen Stürmer. Oder? "Ich denke, Papiss wäre der erste, der sagen würde, dass er heute miserabel war", sagte Pardew, "er hat gar nichts gemacht, bis auf ein paar gute Aktionen in der Defensive. Aber dann kam sein Moment. Nicht alle Stürmer können den Ball so treffen. Das ist nicht leicht". Cisse wäre er erste, der sagen würde, dass Pardew da Recht hat.
Und sonst? Es war ein ganz toller Trip nach Dubai für das Team von QPR neulich. Trainer Harry Redknapp wohnte mit seiner Familie in einem anderen Hotel, es gab nur ein paar Mal Training - um halb neun Uhr morgens - und ansonsten viel Freizeit für Alkohol und andere schönen Dinge des Lebens. Redknapp bestritt zwar diese Darstellung des "Daily Mirror" - "alles Blödsinn, wir haben ganz hart gearbeitet" - aber das Schweigen des Vereins spricht hier Bände. Ist aber auch egal, vielleicht. QPR gewann nach dem 2:1 in Southampton nun auch 3:1 gegen Sunderland und hat wieder Chancen, die Klasse zu halten. They don't call him Trainergenie for nothing.
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Primera Division
Von Paula Villamarin Temperan
Spiel des Spieltags: 13 Mal berührt, 13 Mal ist nichts passiert. 13 Teams versuchten in dieser Saison, das Vicente Calderon zu stürmen, 13 Mal gab's nichts zu holen Atletico Madrid war in allen 13 Heimspielen besser war als der Feind, erzielte 13 Mal mindestens ein Tor und gewann alle 13 Spiele. Der Plan, alle 19 Heimspiele zu gewinnen, wurde am Wochenende durchkreuzt. Real Sociedad kam, sah und siegte. Mit 1:0 durch ein (Abseits)-Tor von Xabi Prieto. Schiedsrichter Ayza Gamez hatte generell nicht seinen besten Tag. Warum er Atleticos Diego Costa für einen fiesen Tritt gegen den am Boden liegenden Agirrerxe nur Gelb zeigte, bleibt sein Geheimnis. Für Real Sociedad war der Sieg dennoch der Höhepunkt einer beeindruckenden Serie. Von den letzten 17 Spielen verloren die Basken nur eins (3:4 bei Real Madrid) und liegen jetzt punktgleich mit dem Tabellenvierten FC Malaga. Ganz San Sebastian träumt von der Champions League. "Wir wissen, was wir können. Wir sind nicht schlechter als Malaga. Nächste Saison Champions League zu spielen, wäre einfach nur geil", euphorisierte Xabi Prieto.
Mann des Spieltags: Was wurde in den letzten Jahren nicht alles über Real Madrids Pepe geschrieben und geschimpft. "Pepe ist so fies." "Pepe ist ein Asi." "Pepe ist der unfairste Spieler in Spanien." "Pepe macht versteckte Fouls, begeht Tätlichkeiten." Manches wurde zu recht gesagt, manches vollkommen zu unrecht. Pepe ist in erster Linie kein schlechter Spieler. Am Wochenende kehrte er nach langer Verletzungspause in die Startelf von Real Madrid zurück. Seinen Platz in der Innenverteidigung muss er aber mit Haut und Haaren verteidigen, denn mit Sergio Ramos und Raphael Varane hat Jose Mourinho eigentlich sein Duo für den Rest der Saison gefunden. Und was macht Pepe? Er lobt seinen "Verdränger" in den höchsten Tönen. "Ich freue mich sehr für Raphael, dass er so gut spielt. Er hat hart gearbeitet und sich die Spiele in der Startelf verdient. Er hat eine große Zukunft vor sich", sagte der Portugiese nach dem 2:1 von Real gegen Celta Vigo. Vielleicht sagt so mancher Kritiker ja jetzt: "Pepe ist ein feiner Kerl." Mal sehen...
Und sonst? Montagmittag kam der für gewöhnlich gut unterrichtete Radiosender "Cadena SER" mit folgender News um die Ecke: Bereits vor zwei Monaten beschlossen die Bosse von Real Madrid, also in erster Linie Präsident Florentino Perez, und Trainer Jose Mourinho, dass das Arbeitsverhältnis am Saisonende beendet wird. "Mourinho hört nach der Saison, egal ob er noch alle restlichen Spiele gewinnt oder verliert. Die Sache ist durch", sagte Chefreporter Jose Ramon de la Morena. Mourinho sei auch nicht in die Planung für die kommende Saison involviert. Tschüssikovski, Mou, wahrscheinlich sehen wir dich ab Sommer 2013 auf einer Pariser Trainerbank.
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