EM

Gescheitert, unauffällig, unerwünscht

Von Andreas Inama
Ein alter Bekannter und die Newcomer Graziano Pelle, Eder, Emmanule Giaccherini (v.l.)
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Eder (29 Jahre, Inter Mailand, Stürmer)

"Wenn einer in Italien geboren wurde, verdient er es, für die Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Ansonsten - auch mit italienischen Verwandten - nicht." Mit diesen Worten löste Roberto Mancini im März 2015 einen Skandal aus. Der Grund für diese Aussage war unter anderem Eder, ein eingebürgerter Brasilianer, den Conte ins Nationalteam geholt hatte.

Eder wurde in Lauro Müller geboren, einer Gemeinde in Brasilien. Ein Ort, auf dessen Boden sich im 19. Jahrhundert zahlreiche italienische Auswanderer niedergelassen hatten. So auch Eders Urgroßvater Giovanni Battista, der sich 1891 von Venetien nach Südamerika aufmachte und Legitimation dafür ist, dass Eder für die italienische Nationalmannschaft auflaufen darf.

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Doch der Stürmer von Inter Mailand ließ nicht lange auf eine Antwort auf die Kritik warten. Bei einem schon verloren geglaubten Spiel in der EM-Qualifikation gegen Bulgarien sorgte er bei seinem Debüt mit einem Schlenzer für den 2:2-Endstand. Die Querelen um eingebürgerte Spieler waren so schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht waren.

Doch Eders Leben war noch nie ein leichtes. Sich äußeren Einflüssen zu widersetzen, kennt er schon seit Kindestagen. Als Jugendlicher sah er sich in der Heimat immer wieder mit Glücksspiel und Drogen konfrontiert - Versuchungen, denen er laut eigener Angabe immer wieder ausgesetzt war. Doch der Fußball verhinderte einen Absturz.

Der hochtalentierte Spieler tat sich zu Beginn schwer, als Profifußballer auf höchstem Niveau Fuß zu fassen. Nachdem Eder 2011 innerhalb der Serie A von Brescia nach Cesena wechselte, wurde er im Winter 2012 schon wieder abgegeben, um in der Serie B mit Sampdoria den Aufstieg anzuvisieren. Doch während auf seinen vorigen Stationen die Leistungsexplosion ausblieb, erzielte er für die "Blucerchiati" in den folgenden vier Jahren 45 Tore.

Dies rief auch Antonio Conte auf den Plan, der ihn schließlich trotz all der öffentlichen Kritik im März 2015 in die Nationalmannschaft holte. Dort bildet Eder nun ein kongeniales Duo mit Graziano Pelle, der schon von Januar bis Juni 2012 neben ihm im Sampdoria-Trikot stürmte.

Durch seine Leistungen in den vergangenen Monaten und jetzt speziell bei der EM sind die Diskussionen um seine Herkunft komplett aus den Köpfen der Italiener verschwunden. Das einzige, was noch Erinnerungen an diese Querelen hervorrief, ist die Ironie hinter seinem letzten Vereinswechsel: Roberto Mancini holte Eder vergangenen Winter zu sich nach Mailand.