EM

Gescheitert, unauffällig, unerwünscht

Von Andreas Inama
Ein alter Bekannter und die Newcomer Graziano Pelle, Eder, Emmanule Giaccherini (v.l.)
© getty
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Marco Parolo (31 Jahre, SS Lazio, Mittelfeld)

Wenn es Spieler gibt, deren Karrieren genau den eigenen Charakter widerspiegeln, dann ist Marco Parolo das beste Beispiel dafür. Schrittweise arbeitete sich der Mittelfeldspieler von Station zu Station, von Liga zu Liga, ohne wirklich jemals aufzufallen.

So hat er sich von der dritten italienischen Liga langsam nach oben gespielt, ehe er im Alter von 25 Jahren in der Serie A debütierte. Als er dann 2011 mit 26 Jahren von Cesare Prandelli überraschend in die Nationalelf berufen wurde, konnte es der mittlerweile nicht mehr so junge Marco kaum glauben: "Vor zwei Tagen habe ich noch nicht mal daran gedacht. Es ist ein Traum und ich kann es nur schwer glauben."

Mittlerweile ist der ruhige Parolo unverzichtbar für das System von Prandellis Nachfolger Antonio Conte. Der Mittelfeldmotor von Lazio Rom ist wie sein Nebenmann Giaccherini eine Laufmaschine. In den ersten zwei Spielen der EM gegen Belgien und Schweden waren sie es, die die meisten Kilometer abspulten.

Parolo tut dies beinahe im Verborgenen. Die schillernden Figuren im Nationalteam stehen in der Abwehr oder im Tor, in den Vordergrund spielen sich eher der ehemals gescheiterte Pelle oder mit Giaccherini jemand, der sich mit seiner bisherigen Karriere und seinen Erfolgen schon einen Namen gemacht hat. "Es ist leicht, als schillernde Persönlichkeit in Erinnerung zu bleiben. Eine kleine, besondere Geste und das Echo ist immens. Jedoch gefällt mir, dass ich nicht besonders auffalle, aber trotzdem meinen Beitrag leisten kann. Das gibt mir mehr", sagt Parolo.

Er hält sich im Hintergrund, neben und auf dem Platz, wobei sein Trainer durchaus auch mehr Präsenz seines Laufburschen verlangt. Doch der hat eine sehr reife Auffassung vom Fußball. Eine Eigenschaft, die besonders in Italien oft vermisst wird: "Conte erwartet sich von mir, auch in den Strafraum vorzudringen, um dort Überzahl zu schaffen. Aber jedes Mal von der Defensive in den Angriff und wieder zurück ist schwierig. Da riskiert man, nicht bis zum Ende durchzuhalten."

Daher konzentriert sich Parolo auf das, was er besonders gut kann. Beidfüßig kann er seine Mitspieler in Szene setzen, er strahlt eine besondere Ruhe am Ball aus. Außerdem besticht er durch ausgezeichnetes Timing bei seinen Zweikämpfen. Dass er sich auch nicht ganz ungeschickt in der Offensive anstellt, zeigte Parolos Aktion gegen Schweden, als nur das Aluminium seinen ersten Treffer im Nationaltrikot verhinderte.

So bleibt Parolo die helfende Hand im Hintergrund, der bescheidene Arbeiter, die Personifikation von Contes Motto bei dieser EM: nur klein und bescheiden kann man große Träume verwirklichen.