"Kirchhoff muss erst Erfahrung sammeln"

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Holger Badstuber (l.) im Duell mit seinem künftigen Bayern-Kollegen Jan Kirchhoff
© getty

Welche Folgen hat der Götze-Ausfall für das Dortmunder Spiel? Und wie reagieren die Bayern auf Badstubers neuerliche Verletzung? Kommt der nächste Millionen-Star? Hitzfeld und Matthäus sind davon überzeugt. Außerdem sprachen die Experten bei einem Pressegespräch auf Einladung von "Sky" mit ausgewählten Journalisten über die Schwächen des BVB und eine mögliche Zukunft von Jupp Heynckes als spanischer Nationalcoach.

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Frage: Herr Hitzfeld, Sie tippen für das Champions-League-Finale auf einen Sieg der Bayern. Warum?

Ottmar Hitzfeld: Der FC Bayern hat Vorteile, 25 Punkte Vorsprung in der Bundesliga sprechen eine eindeutige Sprache und für die Dominanz gegenüber Dortmund. Dazu die Art und Weise, wie sie zustande gekommen sind. Nur 18 Gegentore, die drei zuletzt in Mönchengladbach kann man gar nicht richtig dazu zählen: Das ist eine fantastische Quote und zeigt, dass das Spiel gegen den Ball viel besser und intensiver geworden ist. Und es zeigt, dass der Team-Spirit auf dem Platz für die Bayern spricht. In den letzten Jahren war das nicht immer der Fall. In der Offensive können viele Spieler den entscheidenden Pass spielen oder das entscheidende Tor schießen. Die Bayern sind unberechenbar, unglaublich flexibel. Erst diese Variabilität führte zu den Rekorden.

Frage: Und Dortmund?

Hitzfeld: Dortmund baute in den letzten Spielen etwas ab. Man merkt, dass der erhöhte Druck zu Verletzungen führen kann und dass die Spieler deswegen sensibilisiert und anfälliger geworden sind. Der nun sichere Götze-Ausfall ist fatal für die Borussia. Die Chancen, mithalten zu können, sind sehr gering für Dortmund. Das Spiel gegen den Ball ist nicht so intensiv, es passieren viele Fehler. Da ist Dortmund nicht so stabil. Das ist eine Schwäche der Dortmunder, auch wenn sie eine fantastische Champions-League-Saison gespielt haben.

Frage: Was meinen Sie, Herr Matthäus?

Lothar Matthäus: Es ist alles richtig, was Ottmar sagt. Die Fakten sprechen für die Bayern: Die Stabilität und vor allem die Qualität. Besonders im Gesamtkader: Ich kann mich noch erinnern, wer im letztjährigen Endspiel auf der Bank gesessen hatte. Da waren Spieler dabei, bei denen man als Trainer gar nicht so überzeugt sein konnte. Jetzt besitzen die Bayern von der Bank für jede erdenkliche Situation eine Trumpfkarte. Und was spricht im Gegenzug für Dortmund? Sie reisen als Außenseiter nach London und können nur gewinnen. Vielleicht profitieren sie von den letzten beiden Final-Niederlagen der Bayern gegen Chelsea und Inter Mailand. Da sind sie ja auch als Favoriten in die Partie gegangen.

Frage: Jupp Heynckes sagt, dass Bastian Schweinsteiger der beste Mittelfeld-Spieler der Welt sei. Wie sehr halfen ihm die Negativerlebnisse?

Matthäus: Negativerlebnisse helfen, besser zu werden. Besonders geholfen hat Schweinsteiger aber der Trainer. Die Chemie zwischen Bastian Schweinsteiger und Jupp Heynckes passt. Heynckes betonnt immer wieder, dass er ihn als Leader sieht. Das gibt Schweinsteiger das Gefühl der Sicherheit, dass ein so erfolgreicher Trainer zu ihm steht und dies nach außen demonstriert. Heynckes hat seinen Teil dazu beigetragen, dass Schweinsteiger aus den beiden Final-Niederlagen stärker herausgekommen ist.

Frage: Heynckes hält sich über seine Zukunft bedeckt. Herr Hitzfeld, raten Sie ihm, einen ähnlichen Weg zu verfolgen und eine Nationalmannschaft zu übernehmen?

Hitzfeld: Ich bin selbst gespannt, was Jupp Heynckes machen wird. Ob er sich dem Stress noch mal aussetzen will und einen Verein übernimmt - oder doch eine Nationalmannschaft. Wenn ich ihm einen Rat geben kann, dann zur Nationalmannschaft, weil dort der Stress nicht so hoch ist mit zehn bis zwölf Spielen im Jahr. Die Belastung ist überschaubar. Das könnte für ihn ein Anreiz sein, etwas Großartiges zu leisten.

Frage: Was bisher kaum thematisiert wurde: Neben der deutschen könnte auch die spanische Nationalmannschaft ein Thema sein. Vincente Del Bosque hört definitiv 2014 auf.

Hitzfeld: Es wäre natürlich eine Option für ihn, weil er perfekt spanisch spricht und die spanische Mentalität, Kultur und den Fußball kennt.

Frage: Welche Bedeutung hat Matthias Sammer neben Heynckes für die erfolgreiche Saison der Bayern?

Hitzfeld: Matthias hat den Sieger-Gen in sich, er will immer das Maximum rausholen. Er legt den Finger in die Wunde, selbst bei einem Sieg, weil nicht hoch genug gewonnen wurde oder ein unnötiges Gegentor passiert ist. Da kann er sehr akribisch analysieren. Er hat einen großen Anteil daran, dass der FC Bayern die hohe Konzentrationsfähigkeit über die gesamte Saison zeigt. Das ist nicht selbstverständlich.

Seite 2: "Badstuber sollte lieber an die WM 2018 denken"