"Kirchhoff muss erst Erfahrung sammeln"

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Holger Badstuber (l.) im Duell mit seinem künftigen Bayern-Kollegen Jan Kirchhoff
© getty
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Frage: Mit dem deutsch-deutschen Duell in Wembley stellt sich die Frage: Könnte nach langer Zeit wieder ein Fußballer aus der Bundesliga zum Weltfußballer des Jahres gewählt werden?

Hitzfeld: Das wird nur das Finale beantworten können. Robert Lewandowski hat mit seinen vier Toren gegen Madrid bereits Geschichte geschrieben. Wenn er im Finale weitere zwei, drei Tore schießen würde, hätte er auch sehr gute Chancen. Franck Ribery hat ebenfalls eine unglaubliche Saison gespielt - aber dann muss er auch im Finale der herausragende Spieler sein. Trotzdem: Die Wahl geht nur über Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, alleine schon wegen der Anzahl der Tore.

Matthäus: In der Regel gewinnt ein Spieler den Titel, der mit seiner Mannschaft Erfolg hat. Die Bayern haben die Chance auf drei Titel, mit dem Weltpokal sogar vier Titel. Aber wir wissen ja, dass die Wahl global stattfindet und die Trainer und Kapitäne aller FIFA-Länder entscheiden. In Afrika schauen sich die Leute zwar das Champions-League-Finale an, aber über das gesamte Jahr ist ein Messi zu sehen mit seinen 46 Toren. Allerdings: Wenn Lewandowski noch mal so zuschlägt, wird man das auch im tiefsten Afrika oder hintersten Südamerika mitbekommen.

Frage: Bei aller Final-Vorfreude: Wie tragisch ist Holger Badstubers Schicksal, der nach dem zweiten Kreuzbandriss in Folge voraussichtlich die gesamte nächste Saison ausfällt?

Matthäus: Ich hatte mit ihm bei der Meisterschaftsfeier vor zwei Wochen gesprochen und ich sagte ihm, dass er bloß nichts überstürzen soll. Und dann passierte das. Ich selbst hatte 1995 einen ähnlichen Fall, auch von der Schwere her: Erst einen Achillessehnenriss, dann nach vier Wochen Training mit der Mannschaft riss die Achillessehne erneut. Holger ist jetzt in den besten Händen, die man sich vorstellen kann. Er hat die Unterstützung des Vereins. Wichtig ist jetzt, dass er trotz des erneuten Rückschlags weiter arbeitet und das Vertrauen in sich und der medizinischen Abteilung behält. Wenn er aus der Geschichte gut rauskommt, geht er gestärkt heraus. Er ist noch jung und mit den medizinischen Möglichkeiten bin ich überzeugt, dass er zurückkommt.

Frage: Müssen sich die Bayern auf dem Transfermarkt umschauen?

Hitzfeld: Ich kann mir gut vorstellen, dass der FC Bayern einen Innenverteidiger verpflichten will. Der Verein hat mit Badstuber geplant und wenn er nächste Saison nicht spielt, gehe ich davon aus, dass die Bayern nachrüsten.

Frage: Mainz-Zugang Jan Kirchhoff kann die Lücke nicht füllen?

Hitzfeld: Da muss er erst Erfahrung sammeln. Es ist ein großer Unterschied, ob er in Mainz spielt oder zum FC Bayern kommt, wo er eine ganz andere Verantwortung als Abwehrspieler übernehmen muss.

Matthäus: Die Bayern haben viereinhalb Innenverteidiger: Neben Dante, Jerome Boateng und Daniel van Buyten, sollte er verlängern, auch noch Kirchhoff. Wobei Ottmar richtig sagt, dass die Bayern etwas Besonderes sind und ein, zwei Klassen über Mainz liegen. Dazu eben Javi Martinez, der laut Heynckes hinten drin spielen kann. Aber ihn dahintersetzen macht keinen Sinn, weil er in der jetzigen Mittelfeld-Position in Kombination mit Schweinsteiger gar nicht wegzudenken ist.

Frage: Es muss ein Top-Spieler her?

Matthäus: Wenn man die Transferpolitik der letzten zwölf Monaten beobachtet, dann weiß man, dass die Bayern bereit sind, viel Geld für das eine oder andere Prozent Qualität mehr auszugeben. Daher werden die Bayern nicht das Risiko eingehen und alles auf einen Spieler zu setzen, den keiner im Klub kennt. Stattdessen werden die Bayern gezielt zuschlagen.

Frage: Wie sehen Sie Badstubers Chancen auf die Teilnahme an der WM 2014?

Matthäus: Für solche Gedanken dürfen in seinem Kopf gar kein Platz sein. Jetzt sollte er sich darauf konzentrieren, fit zurückzukommen. Das hat Priorität. Er ist so jung, er sollte lieber an die WM 2018 denken.

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