BVB: Die Erkenntnisse zu Borussia Dortmund nach dem 1:0-Sieg gegen Wolfsburg

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Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic will beim Sieg gegen Wolfsburg die beste Saisonleistung gesehen haben. Die von Ramy Bensebaini war es in jedem Fall. Für Niklas Süle kam es zu einem Novum. Die Erkenntnisse zum Heimerfolg des BVB.

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BVB ohne spielerische Klasse: Unschön ungeschlagen

Es klang schon beinahe überschwänglich, wie Edin Terzic bei Sky den verdienten, aber sehr biederen 1:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg einordnete. Man habe "die Antwort gezeigt" auf die anderen zuletzt sehr biederen Partien, sagte der Trainer von Borussia Dortmund. Auch wurde in seinen Augen der Beweis angetreten, "was in uns steckt, wie gut, klar und ruhig wir Fußball spielen können".

Für Terzic war es "in Ballbesitz vielleicht unser bestes Spiel soweit in dieser Saison", auf der anschließenden Pressekonferenz ließ er das "in Ballbesitz" sogar weg. Einen Schritt in die richtige Richtung sah der BVB-Coach und wortgleich stimmten ihm Sportdirektor Sebastian Kehl sowie Siegtorschütze Marco Reus zu.

Das sagt schon sehr viel darüber aus, wie die Spielzeit bislang für die Borussen lief und wo sie an diesem frühen Zeitpunkt stehen. Ja, die Dortmunder hatten gegen die enorm schwachen Wölfe zu jederzeit die Spielkontrolle und es half ihnen auch, dass man den Spielaufbau aus der letzten Linie heraus anpasste - statt vier waren nun fünf Spieler daran beteiligt.

Dennoch hinkt der BVB auch mit verändertem Personal, Terzic hatte großflächig rotiert, stark den eigenen fußballerischen Ansprüchen hinterher. Gegen einen erneut tief stehenden Gegner gelang es den Westfalen erneut nicht, Überraschungsmomente zu kreieren, eine höhere Präzision im vorderen Drittel an den Tag zu legen und somit zielstrebig Richtung VfL-Tor zu agieren.

Dortmunds Spiel bleibt weiterhin viel Stückwerk, wirkt bisweilen zufällig und ist für die Spieler mit schwerer Arbeit verbunden, um zu Torchancen zu gelangen. Schön ist es nicht, was der BVB in dieser Saison bis dato auf den Rasen bringt.

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BVB: Marco Reus hört sich wie ein Aufsteiger an

Doch, das muss man ebenso klar benennen, es ist zumindest im Ligabetrieb nicht unerfolgreich. Seit bald einem halben Jahr ist die Borussia ohne Niederlage und hat trotz der beiden ärgerlichen Remis gegen Bochum und Heidenheim nur zwei Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze. Angesichts der überschaubaren Leistungen hätte es den BVB da durchaus schlimmer treffen können.

"Uns fehlt ein bisschen die Leichtigkeit", hatte Terzic vor der Begegnung gesagt und um Geduld sowie Verständnis geworben. Es werde sich noch alles einpendeln, sowohl die Integration der Neuzugänge, als auch die offenkundige Formschwäche einer Vielzahl an Spielern. "Das geht nicht auf Knopfdruck", sagte der Trainer, der auf die Vorstellung am Samstag "definitiv aufbauen" möchte.

Das wird Terzic nur im laufenden Spielbetrieb können, die vollen Trainingswochen sind in nächster Zeit rar gesät. "Die Zeit haben wir nicht, wenn du alle drei, vier Tage spielst", sagte auch Reus auf die Frage, wie viel Geduld man noch mit dem BVB haben muss.

Der ehemalige Kapitän forderte die viel zitierten kleinen Schritte, um zu Besserung zu gelangen. Es hörte sich ein bisschen Underdog-artig wie bei einem Aufsteiger an: Man müsse ab Spielbeginn "alles annehmen, hart arbeiten, die Zweikämpfe gewinnen - danach kommt das Spielerische hinzu", empfahl Reus und bilanzierte treffend: "Ich denke, dass es heute in Ordnung, aber natürlich nicht der Maßstab war."

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BVB: Ramy Bensebaini macht sein bestes Spiel für Dortmund

Schon auf der PK vor dem Spiel gegen Wolfsburg ließ Trainer Terzic zwischen den Zeilen anklingen, dass nun die Zeit für Rotation gekommen sei. Die hatte er bei Ramy Bensebaini in den beiden Pflichtspielen zuvor jedoch schon angewendet.

Der Neuzugang blieb am vergangenen Samstag beim 4:2 gegen Freiburg nämlich bereits zur Pause, da stand es aus Sicht der Borussia noch 1:2, in der Kabine. Auch drei Tage später in Paris fiel der Linksverteidiger der taktischen Umstellung zum Opfer und saß 76 Minuten lang draußen.

Bensebaini sollte also etwas Frische getankt haben, nachdem er zuvor in allen Partien von Beginn an zum Einsatz kam. Und das sah man ihm gegen den VfL an, der Algerier machte sein mit Abstand bestes Spiel im Dortmunder Trikot.

In Zahlen ausgedrückt: Der 28-Jährige hatte mit 123 die meisten Ballaktionen auf dem Feld, spielte die meisten Pässe in der gegnerischen Hälfte (48), gewann über 60 Prozent seiner direkten Duelle und kam auf den geteilten Top-Wert bei den Ballgewinnen (7). Diese defensive Stabilität ist genau das, was der BVB in der momentanen Phase braucht. Bensebaini zeigte zudem viel Gier und einen großen Willen im Spiel gegen den Ball.

War er selbst an der Kugel, nahm Bensebaini eine andere Rolle als zuletzt ein - Stichwort Spielaufbau. Terzic ließ diesmal einen 3-plus-2-Aufbau spielen, bei dem Bensebaini in die hintere Dreierlinie einrückte und nicht mehr isoliert ganz links außen agierte. Das tat stattdessen auf der Gegenseite Julian Ryerson, der sehr hoch schob. Diese Umstellung half Dortmund mehr als der vorherige 3-plus-1-Aufbau, um die spielerische Tristesse zu überwinden.

Nur offensiv muss Bensebaini noch zulegen, bislang stand nur beim 6:1-Pokalsieg gegen Schott Mainz etwas Zählbares in seiner BVB-Statistik - damals lieferte er eine Vorlage. Doch auch hier scheint Geduld das Gebot der Stunde zu sein: "patience @BVB", schrieb Bensebaini nach seinem 100. Bundesligaspiel bei X.

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BVB: Niklas Süle muss sich ranhalten

Novum für Niklas Süle in seiner Zeit beim BVB: Zum ersten Mal seit seinem Wechsel aus München im vergangenen Jahr verzichtete Coach Terzic in zwei Bundesligaspielen in Folge auf den Innenverteidiger. Zwar kam er beim 0:2 gegen PSG am Dienstag zum Einsatz, gegen Freiburg und nun Wolfsburg saß Süle aber jeweils 90 Minuten draußen.

Das sollte man nicht überinterpretieren, ein kleiner Fingerzeig ist es dennoch. Vor der Partie hatte Terzic Mats Hummels gelobt, weil der eben nicht nur zwei wichtige Tore gegen den SCF erzielte, sondern mit seiner Erfahrung und Abgeklärtheit für Stabilität sorgt. Dies zusammen mit seiner Fähigkeit, als Routinier die Mitspieler während der Spiele zu coachen und oft genug nach brenzligen Aktionen auch einzunorden, macht Hummels im aktuell weiterhin fragilen Gebilde fast schon unverzichtbar.

Hinzu kommen bei ihm die Qualitäten im Spielaufbau, der eine der großen Baustellen des BVB derzeit ist. Auch Nico Schlotterbeck hat hier seine Stärken, weshalb dieses Duo zuletzt wohl den Vorzug bekam. Schlotterbeck zeigte gegen Wolfsburg mit seine beste Saisonleistung, weil ihm die Balance gelang: Neben seinen Akzenten in der Spielauslösung war der Innenverteidiger auch defensiv auf der Höhe - fast 90 Prozent gewonnener Duelle und mit drei die meisten klärenden Aktionen sprechen für sich.

Stand Süle auf dem Feld, hatte er sich bisher nichts zu Schulden kommen lassen und stets sehr abgeklärte, wenn auch nicht höchst souveräne Vorstellungen abgeliefert. Er wird sich, auch mit Blick auf die Nationalmannschaft und die neu gemischten Karten unter Bundestrainer Julian Nagelsmann, dennoch ranhalten müssen.

In den nächsten Tagen hat der BVB bis Mitte November die letzte Möglichkeit, fast eine gesamte Woche zu trainieren und auch zu regenerieren. Wenn Terzic auch am Freitag bei der TSG Hoffenheim mit Hummels und Schlotterbeck beginnen lässt, würde der kleine Fingerzeig Richtung Süle etwas größer werden.

BVB: Die kommenden Gegner von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegnerHeim/Auswärts
29.9., 20.30 UhrBundesligaTSG HoffenheimA
4.10., 21 UhrChampions LeagueAC MailandH
7.10., 15.30 UhrBundesligaUnion BerlinH
20.10., 20.30 UhrBundesligaWerder BremenH
25.10., 21 UhrChampions LeagueNewcastle UnitedA
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