Imageschaden für den FC Bayern

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Der Ball zappelt zum ersten Mal im Bayern-Netz: Lucas Barrios brachte Dortmund mit 1:0 in Führung
© Getty

Im Spiel gegen den Tabellenführer wollten die Münchner ein Statement an die ganze Liga abgeben. Das Ziel wurde klar verfehlt und die Angst in München wächst.

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Den ersten Knalleffekt rund um das Spiel des FC Bayern gegen Borussia Dortmund gab es schon vor dem Anpfiff. Allzu eifrige Angestellte des Streudienstes hatten die Parkhäuser der Allianz Arena mit fiesen Kieselsteinen geflutet, die eigentlich als Hilfe gegen Glatteis dienen sollten.

In München ist der Winter allerdings weit weg und so wurde die Fahrt im Parkhaus zur unberechenbaren Rutschpartie, die für einen Autofahrer an der Mauer endete. Glücklicherweise nur ein leichter Sachschaden.

Den FC Bayern hat es in den Stunden danach deutlich heftiger erwischt. Die Art und Weise, wie der BVB die Münchner in deren Stadion beherrschte, kam einer Demütigung gleich. Ob Aggressivität, Defensivordnung, Spielwitz oder Zielstrebigkeit - Dortmund war in allen Belangen besser.

"Es kommt nicht oft vor, dass eine Mannschaft hier so beeindruckend spielt, wie wir das getan haben", meinte Dortmunds Kapitän Nuri Sahin zutreffend.

Das "Imagespiel" geht verloren

Insgeheim hatten die Münchner vor der Partie doch noch auf die Meisterschale geschielt, trotz 13 Punkten Rückstand. In erster Linie wollten sie aber ein Statement abgeben. An Dortmund. An die ganze Liga.

Eine Botschaft, dass in Deutschland nach wie vor der FC Bayern herrscht, auch wenn der Titel in dieser Saison womöglich nicht nach München geht. Bayern gegen Dortmund - ein "Imagespiel", wie es Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nannte.

Das Imagespiel ging klar verloren und Rummenigge musste die Stärke des Gegners neidlos anerkennen: "Dortmund hat sehr gut gespielt und verdient gewonnen."

Die Prophezeiung von Rummenigge und Bayern-Präsident Uli Hoeneß ("Wir schlagen Dortmund mit mindestens zwei Toren Unterschied") trat nicht ein - auch das musste der Chef zugeben. "Wir wollten die Mannschaft nach dem Sieg in Mailand damit pushen. Das hat leider nicht funktioniert", so Rummenigge.

Die Bayern sahen sich auf dem richtigen Weg

Die kleine Motivationshilfe verfehlte ihre Wirkung, sie half sogar eher dem Gegner. "Das Gerede aus München hat uns zusätzlich gepusht", sagte Dortmunds Sven Bender zu SPOX.

Nach zwei souveränen Siegen in der Bundesliga (4:0 gegen Hoffenheim und 3:1 in Mainz) sowie der der guten Leistung in Mailand sahen sich die Bayern auf dem richtigen Weg.

Das Spiel gegen Dortmund zeigte aber erneut, dass sie nicht stabil genug sind in dieser Saison. Die Fehleranzahl in der Defensive bleibt konstant hoch und gegen den BVB blieben auch die eigenen Waffen in der Offensive wirkungslos.

Robben und Ribery aus dem Spiel genommen

Auf den Flügeln wurden Arjen Robben und Franck Ribery konsequent und aggressiv gedoppelt und die Bayern somit ihrer Stärken beraubt. "Dortmund hat nach dem 2:1 das gemacht, was sie am besten können: sie hatten alle Spieler hinter dem Ball und haben alles zugestellt. Im Grunde war das Spiel nach dem 3:1 schon gelaufen", kapitulierte Thomas Müller.

Ernüchtert musste Müller obendrein feststellen, dass das Minimalziel, Platz zwei, mehr denn je in Gefahr ist: "Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht noch mehr an Boden verlieren." Die Bayern fielen hinter Hannover auf Platz vier zurück und am kommenden Samstag kommt es zum direkten Duell.

Die (berechtigte) Champions-League-Euphorie ist beim FC Bayern binnen weniger Stunden der Sorge gewichen, in der nächsten Saison gar nicht erst in der Königsklasse antreten zu dürfen.

"Wir sind in einer gefährlichen Situation. Die Mannschaft hat es sich verdient, noch in zwei Pokalwettbewerben noch voll dabei zu sein. Aber die Bundesliga ist unser tägliches Brot und darauf muss die ganze Konzentration liegen", forderte Sportdirektor Christian Nerlinger.

Jetzt kommt Schalke

Kommenden Mittwoch ist aber erst mal DFB-Pokal angesagt, Schalke 04 ist zu Gast. "Wir müssen uns jetzt schütteln und mit der Niederlage rational umgehen, sonst werden wir möglicherweise noch größere Probleme bekommen", betonte Rummenigge.

Davon ist der BVB weit entfernt. Die Mannschaft setzte mit dem Sieg in München einer ohnehin schon sehr beeindruckenden Saison die Krone auf. "Es sind sehr viele besondere Dinge an diesem Tag zusammengekommen. Der erste BVB-Sieg in München seit 1991, unser starkes Auftreten und mein Tor gegen meinen Ex-Klub. Da gehen die Endorphine mit einem schon mal durch", sagte Mats Hummels.

"Meisterschaft interessiert mich nicht"

An seiner Zielsetzung hat der BVB aber auch nach dem Triumph von München nichts geändert.

"Meisterschaft und alles andere interessiert mich überhaupt nicht. Mich interessiert unser Spiel hier. Das war leidenschaftlich und erfolgreich. Wir freuen uns einfach, weil wir in dieser Konstellation noch nicht lange zusammenarbeiten und doch schon viele tolle Dinge erlebt haben. Jetzt zählt für uns das nächste Spiel gegen Köln und nichts anderes", sagte Jürgen Klopp.

Unmittelbar nach dem Spiel wurde der Dortmunder Trainer Opfer der wilden Siegerparty. Nuri Sahin zertrümmerte Klopps Brille und verpasste dem Coach zwei Schrammen im Gesicht.

"Ich bin Profi und habe immer eine Ersatzbrille dabei. Und ich muss feststellen, dass mir die neue Brille deutlich besser steht. Von daher hat Nuri auch hier alles richtig gemacht", sagte Klopp. Ein ganz besonderer Tag eben.

Bayern - Dortmund: Daten zum Spiel

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