H96: Drei Pluspunkte trotz einer Minusleistung

SID
Mohammed Abdellaoue (M.) fuhr mit Hannover 96 drei Punkte ein
© Getty

Für Hannover 96 werden die Träume vom Einzug ins internationale Geschäft zunehmend real. Trotz schwacher Leistung reichte es zu einem 1:0 (0:0) beim FC St. Pauli. Trainer Mirko Slomka drosselt die Euphorie vor dem Spitzenspiel am kommenden Samstag gegen Bayern München jedoch noch immer.

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Erst wurde gestolpert, dann ein wenig gewurschtelt und am Ende doch noch gewonnen: Hannover 96 reichen in der Fußball-Bundesliga derzeit selbst Minusleistungen zum Pluspunkten. Nach dem 1:0 (0:0) beim FC St. Pauli haben die Niedersachsen bereits sieben Zähler Vorsprung auf den sechsten Platz.

Der Europapokal winkt, Trainer Mirko Slomka will aber immer noch nicht so recht zurückgrüßen. "Beim Blick auf die Tabelle habe ich mir schon ein wenig die Augen gerieben. Aber ich lasse mich nicht locken", sagte der 96-Coach: "Sonst müsste ich sagen, dass es am nächsten Wochenende gegen Bayern München um den Einzug in die Champions League geht."

"Kein gutes Spiel"

Ganz falsch würde Slomka mit derartigen Einschätzungen jedoch nicht liegen. Zumal seine Mannschaft scheinbar unaufhaltsam von Rekord zu Rekord eilt. Der Erfolg in Hamburg war bereits der 14. Saisonsieg. Besser war Hannover in der Bundesliga noch nie. Und es sind noch zwölf Partien zu spielen. Von dem starken Tempo-Fußball des Teams war am Samstag allerdings nichts zu sehen. "Es war kein gutes Spiel", gestand Kapitän Steven Cherundolo und fasste den ereignislosen Nachmittag treffend zusammen: "Wir haben das Beste daraus gemacht, hinten zu Null gespielt und vorne irgendwie ein Tor geschossen. Eine Chance, drei Punkte."

Anschließend wich der Amerikaner sogar für einen Moment von den immer wieder arg zurückhaltend formulierten Ambitionen seines Klubs ab. "Jetzt wollen wir auch gegen die Bayern gewinnen. Die kommen nach Hannover und müssen uns dort erst einmal schlagen. Sie sind ein Mitkonkurrent für uns und wir haben das nötige Selbstvertrauen", sagte Cherundolo. Offiziell gilt der nächste Rekord derzeit als nächstes Saisonziel. 2007/2008 holte Hannover am Saisonende 49 Punkte. Jetzt sollen es mehr werden. Dafür fehlen nur noch zwei läppische Siege.

Die Erfolgsformel scheint einfach. "Dortmund, Leverkusen und Bayern sind besser besetzt als wir. Wir können aber mit Kampf, Einsatz und Leidenschaft dagegenhalten. Dann brauchen wir auch noch eine Portion Glück. Gegen St. Pauli hatten wir sie", meinte Abwehrspieler Christian Schulz, der die Partie mit seinem späten Siegtreffer (89.) entschied.

"Ich habe dieses Tor meiner Ehefrau Natalia versprochen. Und nur Wort gehalten. Eigentlich war es ein typisches 0:0-Spiel." Lange Zeit hatte es tatsächlich so ausgesehen. Ohne den verletzten Torjäger Didier Ya Konan fehlte es Hannover an Esprit und Durchschlagskraft.

"Didier ist ein ganz wichtiger Spieler für uns. Aber ich bin froh, dass wir als Mannschaft bewiesen haben, dass es auch ohne ihn geht. Jetzt können wir dieses ganze Thema ad acta legen", sagte Schulz. Zuvor hatten die Niedersachsen seit Ya Konans Wechsel im August 2009 alle zehn Spiele ohne den überragenden Ivorer verloren. In die Feierlichkeiten nach dem Erfolg in Hamburg wurde Ya Konan aber umgehend miteinbezogen. Auf der Rückfahrt gab es einen Anruf aus dem Mannschaftsbus.

"Das war ein katastrophales Fußballspiel"

Weit weniger fröhlich dürfte das Restwochenende bei St. Pauli verlaufen sein. Zuvor zwei Heimsiege in Folge und der Triumph im Stadtderby beim Hamburger SV waren vergessen.

"Das war ein katastrophales Fußballspiel. Wir konnten nicht, Hannover wollte nicht. Das war langweilig und schlimm anzuschauen", schimpfte St. Paulis Trainer Holger Stanislawski: "Normalerweise hätte keine Mannschaft einen Punkt verdient gehabt." Am Sonntag sollte es "eine längere Analyse" der Partie geben.

Sportchef Helmut Schulte wollte die Niederlage jedoch nicht als großen Rückschlag im Abstiegskampf werten. "Dieses Spiel wird nicht als Leckerbissen in die Bundesliga-Geschichte eingehen. Wir hatten keine Torchance, Hannover kaum mehr. Aber uns wirft das nicht um. Wir werden unsere Punkte noch holen", sagte der Manager.

St. Pauli - Hannover: Daten zum Spiel

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