FC Bayern im Datencheck: Krise überwunden? Die Unterschiede liegen im Detail

Von Justin Kraft
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FC Bayern: Eric Maxim Choupo-Moting als großer Unterschied?

Gerade die Verbesserungen in der Offensive sprechen für den Fortschritt. Weniger Distanz zum Tor, mehr xG, mehr Tore - und das trotz weniger Abschlüsse. Hier haben die Münchner den größten Sprung im Vergleich zu damals gemacht.

Eric Maxim Choupo-Moting wurde medial zuletzt als der entscheidende Faktor ausgemacht - der Neuner, der endlich die Lücke schließen konnte, die zuletzt aufklaffte. Ganz so simpel ist das aber nicht. Schließlich haben die Bayern auch vor ihrer Ergebniskrise Spiele hoch gewonnen und viele Tore geschossen.

Statistisch gibt es beim Kameruner auch kaum Auffälligkeiten - abgesehen von seiner überragenden Torbeteiligungsquote. Mit 0,94 Treffern und 0,63 Assists pro 90 Minuten macht er derzeit aus wenigen Möglichkeiten sehr viel. Denn 0,39 xG und 0,16 Expected Assists zeigen, dass er gar nicht so oft an gefährlichen Situationen beteiligt ist - zumindest nicht direkt. Dafür ist er aber sehr effizient.

Die Frage ist, wie lange er dieses Niveau noch halten kann. Wichtiger für die Bayern ist aber, dass er mit seiner Physis und seinen technischen Fähigkeiten ein Fixpunkt im Offensivspiel sein kann. "Wir wussten, dass die rote Zone groß wird und Choupo mit dem Rücken zum Tor was festmachen kann", erklärte Nagelsmann beispielsweise in Barcelona seine Idee. Das traf zuletzt auch auf tief verteidigende Teams zu.

Choupo-Moting glänzt als Wandspieler, ohne aber übermäßig oft angespielt zu werden. Mit 34,5 Ballkontakten pro 90 Minuten hat er den geringsten Wert des gesamten Teams. Er ist aber in den richtigen Momenten da und kann dann sehr effizient seine Qualitäten einbringen.

Gerade weil er kein klassischer Neuner ist, sondern sehr weiträumig und eher wie ein sehr offensiver Zehner agiert, ist er so wertvoll für das dynamische Nagelsmann-System. Dass andere Offensivspieler dann in die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr starten können, während sich alles auf den Angreifer fokussiert, ist zweifelsohne ein Vorzug, der sich in Zahlen kaum messen lässt.

Eric Maxim Choupo-Moting hat beim FC Bayern München derzeit einen Lauf. Wie lange hält dieser noch an?
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Eric Maxim Choupo-Moting hat beim FC Bayern München derzeit einen Lauf. Wie lange hält dieser noch an?

Sadio Mané profitiert von Umstellungen des FC Bayern

Wobei es da einen Spieler gibt, der besonders von der Veränderung profitiert: Sadio Mané kam durchwachsen in die Saison, obwohl seine Torquote immer in Ordnung war. In den letzten Partien zeigte er zunehmend bessere Leistungen. Nagelsmann setzte ihn wieder häufiger auf der linken Außenbahn ein, wo er auch die meisten Spiele für den FC Liverpool absolviert hatte.

Zuvor agierte er als zentraler Stürmer, teilweise sogar als alleinige Spitze. Gerade weil er die Bälle nicht so gut festmachen kann wie Choupo-Moting, fehlte dem Bayern-Spiel etwas. Auf der Außenbahn hat der Senegalese momentan durchschnittlich zwölf Ballkontakte mehr. Zwar kommt er auch etwas seltener zum Abschluss und hat einen geringeren xG-Wert, dennoch trifft er fast doppelt so oft.

FC Bayern: Leistungsdaten von Sadio Mané in Bundesliga und Champions League

Statistik pro 90 MinutenMané als NeunerMané auf anderer Position
Minuten735518
Abschlüsse3,43,3
Expected Goals0,450,4
Tore0,50,9
Assists0,10,35
Ballkontakte3850

Auch hier ist die Einordnung der geringen Stichprobengröße wichtig. Dennoch zeichnet sich der Trend ab, dass Mané mit einer besseren Einbindung ins Spiel auch mehr gute Aktionen beisteuern kann. Die Rechnung, dass mehr Ballkontakte auch einen besseren Mané ergeben, geht zumindest für den Moment auf. Allein deshalb dürfte sich die Umstellung mit Choupo-Moting gelohnt haben.

FC Bayern: Wie nachhaltig sind die Verbesserungen?

Es ist dennoch möglich, dass Choupo-Moting nur einen vorübergehenden Lauf hat. Dann müssten Thomas Müller oder eben Sadio Mané wieder Aufgaben übernehmen, die nicht zwingend ihren Stärken entsprechen.

Bayern lag zudem in den fünf Partien in der Vergleichsgruppe nie zurück. Während der Ergebniskrise liefen sie gleich dreimal einem Rückstand hinterher. Das verändert die eigene Spielweise, gibt dem Team auch offensiv weniger Räume, weil der Gegner noch tiefer verteidigt. Union, Stuttgart, Augsburg und Gladbach haben kaum Anstalten gemacht, Bayern hoch anzulaufen. Selbst der BVB verteidigte hauptsächlich tief. Barcelona, Freiburg, Pilsen und Hoffenheim gaben den Münchnern mehr Räume. Mainz wurde früh geknackt.

Insofern ist die Feststellung von Nagelsmann, dass die Veränderungen aktuell nur marginal sind, absolut zutreffend. Tatsächlich macht die gute Chancenverwertung viel aus. Durch kleinere Anpassungen gelang es den Bayern aber, dominanter aufzutreten und sich qualitativ hochwertigere Chancen zu erspielen. In der aktuellen Verfassung ist der FC Bayern womöglich das formstärkste Team Europas. Gleichzeitig waren sie während der Krise schon nicht so schlecht, wie es teilweise dargestellt wurde.

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