Hugo Almeida: Geplatzte Träume und Legende von Werder Bremen

Von Francesco Schirru / Patrik Eisenacher
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Hugo Almeida gewann einst mit Porto die Champions League und holte bei Werder Bremen den DFB-Pokal. Ein nostalgischer Rückblick auf seine Karriere.

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Hugo Almeida ist eine nahezu mythische Erscheinung. Mit über 1,90 Meter und 90 Kilogramm, seiner Ausstrahlung und Torgefährlichkeit wird er auch in der Bundesliga in Erinnerung geblieben sein.

Von 2006 bis 2010 sorgte er bei Werder Bremen für Furore. Im ersten Halbjahr 2016 spielte er erneut unter Trainer Thomas Schaaf, diesmal in Hannover. 2020 beendete er seine Karriere in der Heimat und lässt seit 2022 selbst trainieren - im hochumstrittenen Iran.

Bereuen wird er seinen geplatzten Wechsel zu Real Madrid und sein verletzungsbedingtes Aus bei der WM 2014 in Brasilien.

SPOX blickt auf die Karriere des Portugiesen zurück.

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Waffenstillstand zwischen der Heimat und Bundesliga

Hugo Almeida war das Gegenteil früherer portugiesischer Stürmer wie zum Beispiel der legendäre Eusebio. Almeida war eher ein Zielspieler, der die Bälle festmachte und die Drecksarbeit verrichtete. Karriereübergreifend brachte er es in 502 Spielen dennoch immerhin auf 150 Tore und 56 Vorlagen.

Almeida wurde 1984 im kleinen Figueira da Foz geboren und kam in die Jugendakademie von Porto, wo er in der Reservemannschaft mit den richtigen Mitspielern an seiner Seite in 23 Spielen 21 Tore erzielte. Es solle seine beste Torausbeute seiner Karriere bleiben.

Ein solcher Koloss ist jüngeren Spielern schlichtweg körperlich überlegen - doch gegen erfahrene Spieler und ausgefeilte Taktiken verändert er sich zum Zielspieler, der selten gute Abschlüsse bekommt.

In seiner Heimat wurde er weder bei Uniao Leiria noch bei Boavista zum Stammspieler. Erst beim FC Porto gelang ihm das - bis Werder Bremen auf ihn aufmerksam wurde.

In der Bundesliga blühte der Stürmer auf, schoss im Schnitt nahezu in jedem zweiten Spiel ein Tor - neben Miro Klose und Diego. Auch in der Türkei lief es später rund, wo er weniger taktische Vorgaben hatte und seinen linken Fuß mit roher Gewalt einsetzen konnte.

In diesen Jahren gewann Hugo Almeida regelmäßig Titel, sowohl in Istanbul als auch in Bremen.

Unvergessen bleibt seine Winter-Leihe 2004 von Porto nach Leiria. Denn Monate später sollte die Truppe von José Mourinho Europa erobern und die Champions League gewinnen. Das gelang dem zukünftigen "Special One" ohne Almeida, der trotzdem eine Gewinner-Medaille bekam, weil er in der Gruppenphase zum Einsatz kam.

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Hugo Almeidas geplatzte Träume: Real Madrid und WM 2014

Im Januar 2011 verlässt Hugo Almeida Bremen nach viereinhalb Spielzeiten.

Da kommt erneut der "Special One" ins Spiel. Mittlerweile sitzt Mourinho bei Real Madrid auf der Bank und sucht einen Ersatz für Gonzalo Higuain. Viele Namen sind im Gespräch, darunter Dzeko und Adebayor.

Mourinho und Sportdirektor Jorge Valdano führen Gespräche. Mou versucht, seinen Gegenüber davon zu überzeugen, dass Almeida für einige Monate der richtige Mann sein könnte - aber Valdano ist anderer Meinung.

"Ich war in der Endphase meines Vertrages bei Werder und es ergab sich die Möglichkeit, zu Real Madrid zu gehen", sagte Almeida dem portugiesischem Jornal de Noticias. "José Mourinho wollte mich. Ich habe meine ganze Karriere darauf hingearbeitet, zu einem Verein dieser Größe zu kommen. Leider hat es nicht geklappt. Der Sportdirektor Valdano wollte mich nicht, und ich musste mit meinem Leben weitermachen."

Stattdessen zog es ihn in die Türkei zu Besiktas.

Im Sommer 2014 stand dann die Weltmeisterschaft im portugiesisch-sprachigen Brasilien an - und Almeida schaffte es in den Kader. Es sollte sein letztes großes Turnier für Portugal werden. Am 16. Juni stand er am ersten Spieltag dann auch in der Startelf - gegen Deutschland. Es war eines der Spiele seines Lebens, bis er früh verletzt ausgewechselt werden musste und später nur noch ein einziges Mal wieder für Portugal zum Einsatz kommt.

Nach der WM war er zudem für drei Monate vereinslos, bis ihn Cesena aufnahm. Später zog es ihn noch nach Russland zu Kuban Krasnodar und Anzhi, dann zurück in die Bundesliga und zu Thomas Schaaf bei Hannover 96. 2016 ging die Weltreise weiter nach Kroatien zu Hajduk Split und schließlich zurück in die Heimat, wo er bei Coimbra unterkam. Ein Interesse eines Teams wie Real Madrid weckte er jedoch nicht wieder. Der verpasste Wechsel und das verletzungsbedingte WM-Aus sind zwei der zentralen Enttäuschungen in Almeidas Karriere.

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Hugo Almeida: Flop bei Cesena

Die im Spiel gegen Deutschland erlittene Verletzung am linken Oberschenkel wird Hugo Almeida für den Rest der Gruppenphase und damit für Portugals gesamte Weltmeisterschaft 2014 ausfallen lassen. Cristiano Ronaldo und Co. scheiden bereits nach der Vorrunde aus. Da er am 1. Juli aufgrund der Auflösung seines Vertrags mit Besiktas ohne Mannschaft dasteht, macht er sich auf die Suche nach einem Verein. Einem, der einem 30-Jährigen eine Chance gibt.

Während seiner Zeit in der Türkei verpasste er mehrere Spiele aufgrund verschiedener körperlicher Probleme. Doch Cesena sieht in ihm eine große Chance. Seine nostalgische Erscheinung tut den Rest. So wechselt er schließlich zum Serie-A-Aufsteiger, der im Angriff bereits Rodriguez, Succi und Defrel hatte.

"Für mich ist es eine große Freude, Teil dieser Mannschaft zu sein", sagte Almeida bei seiner Vorstellung. "Meine körperliche Verfassung ist gut, ich arbeite daran, meinen Spielrhythmus nach der kleinen Verletzung zu finden. Die Vergangenheit ist Vergangenheit, jetzt schaue ich nur noch auf meine Zukunft, und in meiner Zukunft gibt es nur Cesena."

Schon als Kind wollte er in Italiens taktisch geprägter Liga spielen. "Mein Idol war Bobo Vieri. Ich habe die Eigenschaften eines Zielspielers, ich liebe es, Flanken zu verwerten und für meine Mitspieler zu spielen. Für mich ist das kein Neuanfang, sondern der Beginn eines neuen Abenteuers mit Cesena."

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Hugo Almeida: Neue Karriere als Trainer

Nachdem er einen Transfer nach Indien abgelehnt hatte, wird Hugo Almeida in der Serie A gegen Inter Mailand sein Debüt geben.

Schon 2005/06 hatte er, damals noch im Trikot von Porto, gegen Inter einen fulminanten Freistoß an die Latte gehämmert.

Aber das ist Vergangenheit. Einen Hugo Almeida ohne körperliche Probleme gibt es nicht mehr und um ihn herum spielen auch nicht mehr Diego, Raul Meireles, Lucho Gonzalez, Pepe oder Bosingwa. Bei Cesena sind die Schwierigkeiten des Aufsteigers gegen die Großen der Liga offensichtlich. Almeida kommt gegen Inter nur eine halbe Stunde zum Einsatz und sein Team verliert daheim 0:1.

Auch in seinen neun kommenden Einsätzen erzielt der Portugiese kein Tor. Ihm gelingt es nicht zu beweisen, dass er noch ein Stürmer von Top-Format ist.

Hugo Almeida beendete seine Karriere schließlich in seinem Heimatland bei Coimbra im Jahr 2020.

Derzeit ist er Assistenztrainer bei Esfahan und Sepahan im Iran. Er wird sich wahrscheinlich nach der Champions-League-Hymne oder den bunten Farben der Weltmeisterschaft sehnen