Thesen zum 26. Spieltag: Ortega wäre viel zu schade für die Bank des FC Bayern

Von Stefan Rommel
Stefan Ortega könnte sich bald dem FC Bayern anschließen.
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Der Rekordmeister wird gegen Stuttgart förmlich zu seinem Glück gezwungen und stößt dabei auf eine geheime Champions-League-Formel. Dortmund bangt nicht nur um die Königsklasse, sondern auch um Erling Haaland - während sich für Bayer Leverkusen eine Grundsatzfrage stellt. Das und noch mehr in den Talking Points des 26. Spieltags.

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BVB: Ohne Champions League kein Haaland

Das Remis in Köln war ein böser Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten, der Rückstand von Borussia Dortmund auf Platz vier und damit das Minimalziel ist wieder auf vier Punkte angewachsen. In zwei Wochen steigt das vorentscheidende Duell gegen Eintracht Frankfurt, den wahrscheinlich einzig noch einholbaren Kontrahenten. Wolfsburg scheint mit acht Zählern Vorsprung bereits enteilt, Leipzig und die Bayern sind das ohnehin.

Erling Haaland machte erst gar keine Anstalten, seine komplette Enttäuschung zu kaschieren und stapfte wild fluchend in die Kabine. Ein klares Signal an den Rest der Mannschaft von einem Spieler, der in jeder Partie nicht nur zeigt, dass er besser ist als die anderen, sondern immer auch bereit ist, einhundert Prozent zu geben. Was man offenbar immer noch nicht von jedem Dortmunder Profi behaupten kann.

Haaland ist neben Robert Lewandowski der beste Angreifer der Bundesliga und aktuell vielleicht sogar auf der Welt. Kaum vorstellbar, dass dieser Spieler mit diesen Fähigkeiten und Ambitionen und dem unbedingten Drang, sich immer auf dem Niveau der Besten zu messen, in der kommenden Saison mit dem BVB durch die Europa League quälen will. Verpasst die Borussia die Champions League, wird Haaland kaum noch zu halten sein.

Weil der BVB (trotz einem möglichen Sancho-Transfer) finanzielle Löcher stopfen müsste und die interessierten und finanzstarken Konkurrenten sich diese große Chance nicht entgehen lassen wollten. Wenn Erling Haaland auch in der kommenden Saison noch in Dortmund spielen soll, muss die Mannschaft die Königsklasse erreichen.

Muss der BVB um Erling Haaland bangen?
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Muss der BVB um Erling Haaland bangen?

Leverkusens Absturz und der große Druck

Die erste halbe Stunde von Bayer Leverkusens Auftritt in Berlin war schlicht nur gruselig, das Abwehrverhalten der Mannschaft besonders in den defensiven Umschaltmomenten nicht bundesligatauglich. Mal wieder, muss man sagen. Denn Probleme dieser Art ziehen sich nun wie ein Roter Faden durch das Kalenderjahr 2021. Und ein Lerneffekt bei der Mannschaft und ihrem Trainer will offenbar partout nicht einsetzen.

Immer, wenn Leverkusen mit einem vernünftigen Spiel scheinbar die Kurve kriegt, folgt garantiert ein richtig schwacher Auftritt. Nach den teils blamablen Ausscheiden im Pokal und in der Europa League ist die Bundesliga die letzte Hoffnung auf eine erneute Teilnahme am internationalen Geschäft. Der Zug Richtung Champions League ist wohl schon abgefahren, jetzt gilt es, wenigstens den Trostpreis Europa League zu sichern.

Aber da sitzen Leverkusen gleich vier Teams im Nacken, Freiburg naht mit großen Schritten und wer weiß, Union wirkt stabiler als Bayer, Stuttgart ist eine Wundertüte und Gladbach unter Umständen wieder in der Spur nach dem ersten Sieg seit einer gefühlten Ewigkeit. Trainer Peter Bosz muss jetzt schleunigst die Wende einläuten, sonst wird es auch für ihn eng. Natürlich fehlen Bayer einige sehr wichtige Spieler wegen Verletzungen, aber der Kader ist tief genug besetzt, um mehr als nur vier Siege in 17 Pflichtspielen in diesem Jahr einzufahren.

Bosz steht massiv unter Druck, seine Vorgesetzten auch. Dass Bayer aber auch sehr erfolgreichen Fußball spielen kann, hat die Hinserie gezeigt - mit dem Trainer Peter Bosz. Leverkusen wäre wohl gut beraten, die aktuelle Krise mit seinem Trainer durchzustehen.

Die Bayern stoßen auf ihre Champions-League-Taktik

Vier Tore in Unterzahl, mal wieder ein neuer Rekord für den FC Bayern. Allerdings muss man die Umstände schon auch in Betracht ziehen, die Bayern spielten gegen einen Aufsteiger und das jüngste Team der Liga und erledigten einen an sich gar nicht so schlechten VfB binnen 21 Minuten. Weil jeder einzelne Bayern-Spieler eben mindestens eine Klasse besser ist als sein - in diesem Fall Stuttgarter - Pendant. Und dann lässt sich eine 80-minütige Unterzahl mit einer 20-Minten-Power-Phase locker und leicht überstehen.

Gefühlt dirigierte und spielte Thomas Müller allein auf der ungewohnten Position vor der Abwehr den VfB in Grund und Boden. Was für die Bayern im Hinblick auf den Rest der Saison noch viel wichtiger war: Durch die Unterzahl wurde das Team gezwungen, deutlich tiefer zu verteidigen und auf offensiven Umschaltfußball zu setzen. Und was soll man sagen? Die Bayern spielten diesen Ansatz in Perfektion.

In der Bundesliga wird das mit Ausnahme des Knallerspiels in Leipzig wohl eher kaum noch der Fall sein, dass die Bayern tiefer verteidigen und dem Gegner auch mal den Ball lassen. Aber in der Champions League gegen die Großkaliber kann diese Spielausrichtung noch ein richtig wichtiger Baustein werden. So gesehen könnte das Stuttgart-Spiel im Rückblick vielleicht nochmal ein entscheidender Wendepunkt gewesen sein.

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