Christopher Trimmel von Union Berlin im Interview: "Wenn alles passt, geht es rein in den Moshpit"

Christopher Trimmel zeigt seinen tätowierten Oberkörper (Stand August 2018).
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Trimmel: "Ich lasse keinen Handwerker in meine Wohnung"

Apropos gute, alte Zeit: Bis zum Alter von 21 Jahren haben Sie nur Amateurfußball gespielt, erst dann sind Sie bei Ihrem ersten Profiklub Rapid Wien gelandet. Stimmt es, dass Sie davor auf dem Bau gearbeitet haben?

Trimmel: Als Kind wollte ich Zimmermann werden. Deshalb bin ich auf einer HTL (Höheren Technische Lehranstalt, Anm. d. Red.) für Bautechnik zur Schule gegangen. Jeden Samstag stand Praxis an, da haben wir Dächer gebaut und Wände hochgezogen. In den Ferien mussten wir Praktika bei richtigen Baufirmen absolvieren. Ich war einmal bei einer Zimmerei und einmal im Tiefbau. Insgesamt habe ich etwa ein Jahr auf dem Bau gearbeitet.

Haben Sie noch alles drauf? Erledigen Sie Montage-Tätigkeiten oder Reparaturen daheim selbst?

Trimmel: Ich lasse keinen Handwerker in meine Wohnung, sondern mache alles selbst. In Sachen Strom bin ich bestens geschult, weil mein Vater Elektriker ist. Da kann nichts passieren. Wenn es um Wasser geht, muss ich aber erst ein bisschen herumtelefonieren und nachfragen. Bisher ist alles gut gegangen: Alle Armaturen sind richtig montiert, es tröpfelt nirgends, es rinnt nirgends, alles perfekt.

Wurden Sie schon mal von Mitspielern für Handwerker-Tätigkeiten eingespannt?

Trimmel: Bisher noch nicht, obwohl ich es schon mehrmals angeboten habe. Offenbar vertrauen sie mir nicht ganz. Die sollten alle mal in meine Wohnung kommen, um zu sehen, dass alles picobello ist.

Zurück zu Ihrem Lebensweg. Wie ging es nach der HTL weiter?

Trimmel: Ich habe meinen Zivildienst absolviert und wollte dann eigentlich Kunstgeschichte studieren. An der Uni Wien gibt es dafür aber nur wenige Plätze, entsprechend schwer ist die Aufnahmeprüfung. Deshalb habe ich mich letztlich für Sport und Geografie auf Lehramt entschieden. Nach drei Semestern wurde ich von Rapid entdeckt und bin rein zufällig Fußballprofi geworden.

Könnten Sie sich vorstellen, das Studium zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen?

Trimmel: Eher nicht, aber ich überlege, demnächst ein Kunstgeschichte-Fernstudium anzufangen. Ein Freund von mir gibt Kurse an der Kunst-Uni Berlin. Mit ihm stehe ich regelmäßig in Kontakt.

Trimmel über Musik, Konzerte und Moshpits

Eine andere große Leidenschaft von Ihnen ist die Musik.

Trimmel: Musik kann mich sehr gut motivieren, sei es vor einem Fußballspiel oder während des Tätowierens. Ich bin aber auch ein leidenschaftlicher Konzertgänger. Das vermisse ich in den aktuellen Zeiten extrem. Normalerweise gibt es in Berlin jede Woche ein Konzert, das mich interessiert. Am liebsten Rock, ich war aber auch schon auf vielen Hip-Hop-Konzerten.

Und dann wird wild getanzt?

Trimmel: Wenn die Band nicht abliefert, stehe ich nur herum. Aber wenn alles passt, geht es rein in den Moshpit.

Haben Sie dabei keine Angst vor Verletzungen?

Trimmel: Mir ist beim Tanzen noch nie etwas passiert und daran wird sich auch nichts ändern. Ich bin stabil.

Waren Sie schon mal mit Mitspielern auf Konzerten?

Trimmel: Wenn ein Hip-Hop-Konzert ansteht, ist gefühlt die ganze Mannschaft am Start. Bis er uns 2018 verlassen hat, war ich abends oft mit Stephan Fürstner unterwegs und auch auf vielen Konzerten.

Geben Sie den Kabinen-DJ?

Trimmel: Nein, mit meinem Lieblingsgenre Rock bin ich in der Kabine allein. Da dominiert Hip-Hop, aber das passt mir ja auch.

Christopher Trimmel im Zweikampf mit Benito Raman vom FC Schalke 04.
© getty
Christopher Trimmel im Zweikampf mit Benito Raman vom FC Schalke 04.

Vor den Spielen läuft im Stadion stets die Klubhymne "Eisern Union" von Nina Hagen.

Trimmel: Bei dem Lied kriege ich jedes Mal Gänsehaut. Das gibt mir beim Einlauf den letzten Motivationsschub.

Hören Sie die Hymne auch daheim?

Trimmel: Nein, ich bin nicht der Haaland-Typ, der privat Fußball-Lieder hört und zum Beispiel mit der Champions-League-Hymne durch die Gegend fährt.

Spielen Sie eigentlich ein Instrument?

Trimmel: Bis ich in die Pubertät gekommen bin, habe ich vier Jahre lang Klavier gespielt. Als es dann auf einmal uncool war, habe ich aber sofort aufgehört. Eigentlich wollte ich stattdessen E-Gitarre lernen, aber das hat warum auch immer leider nicht hingehauen. Es wäre schön, ein Instrument spielen zu können. Vielleicht hole ich das irgendwann nach.

Trimmel über seine Zukunftspläne und das Reisen

Wenn wir schon bei der Zukunft sind: Ihr Vertrag läuft im Sommer aus, wie geht es danach weiter?

Trimmel: Ich kann mir eine Verlängerung gut vorstellen. Aber manchmal muss man auch aus seinem gewohnten Umfeld ausbrechen, um sich weiterzuentwickeln. Das war bei meinem Abschied von Rapid der Fall und passiert in Zukunft vielleicht noch mal.

Auf Ihrer Website nennen Sie "Reisen" als Hobby. Welches Land würde Sie als mögliche künftige Karrierestation reizen?

Trimmel: Irgendeines, in dem es schöne Strände gibt.

Wie sieht Ihr Traumurlaub aus?

Trimmel: Beim Reisen will ich so viel wie möglich sehen und erleben. Ich will in Kontakt kommen mit den Einheimischen und das echte Leben abseits des Tourismus kennenlernen. Auf keinen Fall all inclusive.

Welche Reiseziele stehen ganz oben auf Ihrer Liste?

Trimmel: Wegen der Tattoo-Geschichte reizt mich Asien am meisten, aber das hebe ich mir für die Zeit nach der aktiven Karriere auf. Dort will ich gleich mehrere Wochen verbringen: Tattoo-Conventions besuchen, in verschiedenen Studios arbeiten, dazwischen mit den Einheimischen abhängen und die Gegend erkunden. Ein paar Kontakte habe ich sogar schon. Ich kenne Tätowierer aus Taiwan und Japan.

Die Karrierestationen von Christopher Trimmel

ZeitraumKlubPflichtspieleToreAssists
2009 bis 2014SK Rapid Wien1992426
seit 2014Union Berlin214248
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