Der wahre Special One

Von Cayetano Ros Palau
Rivalen auf der Trainerbank: Pep Guardiola (r.) und Jose Mourinho
© Getty

Pep Guardiola übernimmt den FC Bayern zur Saison 2013/14. Den Münchnern ist damit ein absoluter Coup gelungen. "El Pais"-Sportredakteur Cayetano Ros Palau bewertet die Verpflichtung bei SPOX.

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Der FC Bayern ist für die Verpflichtung von Pep Guardiola nur zu beglückwünschen. Es spricht für das Ansehen der Bundesliga in Spanien und ganz Europa, dass sie Pep von der Herausforderung München überzeugen konnten. Der deutsche Fußball hat in den letzten Jahren an Reputation gewonnen. Die Stadien sind immer voll, die Teams wirtschaften solide und der Fußball ist nicht mehr so kämpferisch wie früher. Es gibt viele Talente und gute Spieler, die für technisch hochwertigen Fußball stehen.

Es kommt also nicht ganz überraschend, dass Pep nach Deutschland geht. Die Bayern sind der perfekte Klub für ihn. Es geht ihm nicht ums Geld, das er bei Chelsea, Manchester City oder Paris St.-Germain verdienen hätte können. Er legt sehr viel Wert auf Tradition und gewachsene Strukturen. Das alles findet er in München.

Er wird dort sicher nicht als großer Zampano auftreten, obwohl er selbstverständlich eine starke Persönlichkeit mit klaren Vorstellungen ist. So war er schon als Spieler. Gleichzeitig ist er aber auch sehr respektvoll und bescheiden. Das ist es, was ihn so besonders macht. Für mich ist er der wahre Special One, nicht Mourinho.

Pep will immer von guten Menschen umgeben sein. Neid, Missgunst und Eitelkeiten sind ihm fremd. Es hat bei Barca immer wieder mal Schwierigkeiten gegeben mit Spielern, die persönliche Dinge über das Wohl des Klubs gestellt haben. Damit kann er nichts anfangen. Deshalb hat er auch Messi immer so geschützt. Gut möglich, dass es in München zu Problemen mit Robben kommt, der schon in seiner Madrider Zeit nicht gerade als Teamplayer aufgefallen ist.

Pep Guardiola im Porträt: Der Besessene aus Santpedor

Pep ist in seiner Art als Coach geprägt von den Trainern seiner Spielerzeit, besonders von Cruyff. Bei Barca hat er die freigeistigen Elemente der Cruyff-Ära mit der Ordnung des van-Gaal-Fußballs vermengt. Pep steht einerseits für Champagner-Fußball und andererseits für harte Arbeit. Er ist ein wahrer Fanatiker, schuftet wie verrückt und versucht, immer alles zu planen. Das gilt für Spiele und Trainingseinheiten genauso wie für Pressekonferenzen. Es überrascht mich nicht, dass er bis zu seinem ersten Arbeitstag Deutsch gelernt haben und auch gleich in dieser Sprache kommunizieren will.

In Katalonien wird er von den Menschen geliebt, ja sogar verehrt. Er würde ohne weiteres zum Präsidenten von Katalonien gewählt werden, wenn er denn wollte. Es gibt da diese kleine Anekdote, als er 2011 vom katalanischen Parlament mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet wurde. Er hielt eine beeindruckende Rede über sein Leben, seine Familie und den Sport. Er hatte sich seine Sätze in einem kleinen Büchlein notiert und las daraus anfangs auch noch vor, weil er sehr nervös war. Er redete sich aber frei und wurde für seinen Auftritt später von den Medien und der Bevölkerung gefeiert. Das ist Pep: korrekt und faszinierend zugleich.

Barcas Sportdirektor Zubizarreta war zum Ende von Peps Zeit in Barcelona schon etwas unglücklich über den Hype, der um Guardiola entstanden war. Mit Sammer wird es keine Probleme geben, sie werden sich gut verstehen. Pep weiß, dass Bayern nicht Barca ist und er nicht so spielen lassen kann. Keine Mannschaft der Welt kann Barca kopieren. Aber ich bin mir sicher, dass Bayern mit Pep noch besser wird als sie jetzt schon sind.

Pep Guardiola im Steckbrief

Cayetano Ros Palau ist seit 1995 Sportredakteur bei der größten spanischen Tageszeitung "El Pais" und kennt Pep Guardiola schon seit seiner Zeit als Spieler beim FC Barcelona.