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Wintertransfers: Zeit für eine Zwischenbilanz

SPOXOTHER
28. Februar 201211:31
Nicht alle Neuzugänge schlugen so ein wie Mainz' Mohamed Zidan (2.v.l.), der bisher immer trafspox
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Fast 56 Millionen Euro haben die Bundesligisten in der Winterwechselperiode für Neuzugänge ausgegeben. Einige haben sich bislang bezahlt gemacht, andere haben noch reichlich Luft nach oben. Nach sechs absolvierten Spieltagen in der Rückrunde der Bundesliga hat sich SPOX zwölf Personalien ausgesucht und zieht ein erstes Zwischenfazit - von Francois Affolter bis Mohamed Zidan.

Francois Affolter (20, Werder Bremen)

Die Zahlen: Für 500.000 Euro plus Kaufoption ausgeliehen bis Dezember 2012 von Young Boys Bern.

Die Daten: 5 Spiele, 0 Tore, 450 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Nach den Ausfällen von Sebastian Prödl und Naldo sowie dem Abgang von Andreas Wolf durfte der in Bern unter mangelnder Spielpraxis leidende Affolter ohne Umschweife in der Bundesliga ran und hat als rechter Innenverteidiger seitdem keine Sekunde verpasst. Agiert dabei ziemlich unaufgeregt mit einer technisch ordentlichen Spieleröffnung. Erwischte in Freiburg wie die gesamte Bremer Viererkette einen schwachen Tag. Patzte zudem gegen Hoffenheim, als er sich beim Gegentor überspringen ließ und wenig später durch einen katastrophalen Fehlpass eine Großchance durch Firmino einleitete. Unter dem Strich aber ein solider Auftakt für den Schweizer Nationalspieler, gerade wenn man bedenkt, dass er drei Tage nach seiner Verpflichtung bereits seinen Mann zu stehen hatte und sich nebenbei ins Team integrieren musste.

Vedran Corluka (26, Bayer Leverkusen)

Die Zahlen: Für 550.000 Euro plus Kaufoption bis Saisonende ausgeliehen von Tottenham Hotspur.

Die Daten: 4 Spiele, 0 Tore, 1 Vorlage, 335 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Den Stammplatz im Verein verloren, die EM-Teilnahme in Gefahr - Corluka war mehr als wechselwillig und die Lösung für Bayers Rechtsverteidigerproblem. Gonzalo Castro konnte somit ins Mittelfeld rücken. Corluka wäre zudem auch links in der Viererkette sowie als Innenverteidiger einsetzbar. Wie Affolter hat auch der Kroate in bislang jeder Partie von Beginn an gespielt und dabei grundsolide Leistungen mit einer Zweikampfquote von knapp 60 Prozent abgerufen. Im Vergleich zu den restlichen Außenverteidigern mit Vorteilen in der Offensivbewegung. Tritt dank seiner immensen Erfahrung (52 Länderspiele) sehr abgeklärt und klar in seinen Aktionen auf. Leverkusen wird gut beraten sein, die Kaufoption zu ziehen und diese Baustelle langfristig zuzuschütten.

Mame Biram Diouf (24, Hannover 96)

Die Zahlen: Für 1,8 Millionen Euro von Manchester United gekauft, Vertrag bis 2014.

Die Daten: 4 Spiele, 1 Tor, 2 Vorlagen, 302 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Jan Schlaudraff und Mohammed Abdellaoue angeschlagen, Didier Ya Konan beim Afrika Cup - kein Wunder, dass Mirko Slomka im Winter auf einen weiteren Stürmer für das 4-4-2 gedrängt hatte. Zumal außer dem Norweger keiner eine ordentliche Torquote aufweisen konnte und Alternativen wie Artur Sobiech oder Moritz Stoppelkamp (noch) keinen gleichwertigen Ersatz darstellten. Und Diouf, der in England nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnte, legte sofort ein starkes Debüt hin, als er in Berlin mit einem tollen Pass das Siegtor einleitete. Der Senegalese tut dem Konkurrenzkampf gut und bringt mit seiner Ballbehauptung, Schnelligkeit und Schussstärke neue Facetten ins Hannoveraner Angriffsspiel. Mit einer klassischen zweiten Spitze kann Slomka nun auch sein System variieren, mit Schlaudraff auf der Zehn auf eine Raute im Mittelfeldfeld umstellen. Diouf traf zuletzt gegen Stuttgart und in Brügge ins Tor und deutete dabei auch Stärken im Luftzweikampf an. Für den Preis und nach den bisher gezeigten Leistungen ein absoluter Volltreffer.

Adam Hlousek (23, 1. FC Nürnberg)

Die Zahlen: Für 1 Million Euro von FK Jablonec gekauft, Vertrag bis 2015.

Die Daten: 6 Spiele, 0 Tore, 1 Vorlage, 540 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Wenig Licht und viel Schatten lautet das Zwischenzeugnis für den Ex-Lauterer, der in Abwesenheit von Javier Pinola Youngster Marvin Plattenhardt als Linksverteidiger ersetzt hat. Als gelernter Offensivspieler ist Hlousek auch im Mittelfeld einsetzbar und deutete seine Stärken im Vorwärtsgang bereits an. Schlägt zudem gefährliche Standards. Defensiv liegt aber noch einiges im Argen. "Er macht noch zu viele Stellungsfehler, daran müssen wir arbeiten. Seine Qualität, von hinten anzuschieben, sehe ich noch zu selten", kritisiert Dieter Hecking. Hat Probleme mit der defensiven Antizipation und ließ seinen Gegenspielern oft zu viel Raum. So fielen drei der letzten vier Nürnberger Gegentreffer über seine Seite (Hannovers und Dortmunds 0:1 sowie Kölns Ausgleichstor). Ist Pinola wieder fit, dürften Hlouseks Chancen hinten links drastisch sinken. Muss sich dann für eine Position weiter vorne anbieten.

Ibisevic bis Lumb - hier geht's zur zweiten Seite

Obasi bis Zidan - hier geht's zur dritten Seite

Vedad Ibisevic (28, VfB Stuttgart)

Die Zahlen: Für 4,5 Millionen Euro von 1899 Hoffenheim gekauft, Vertrag bis 2016.

Die Daten: 5 Spiele, 1 Tor, 2 Vorlagen, 450 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Ibisevic hat einen schweren Stand beim VfB. Bruno Labbadia ließ ihn bislang viermal im 4-2-3-1 und zweimal im 4-4-2 mit Cacau an seiner Seite auflaufen, der Bosnier hatte aber in beiden Systemen wenig Bindung zu seinen Mitspielern. Muss noch klarer im Strafraum angespielt werden, um Gegenspieler zu binden und Freiräume zu schaffen. Hatte gute Aktionen im Behaupten des Balles, dagegen mit Schwächen im Pressing, da Ibisevic nicht so viele Kilometer abspult wie andere Stürmer. Zwar stets bemüht, auch im Kombinationsspiel dominant zu agieren, aber aufgrund fehlender Automatismen und unbrauchbarer Hereingaben bisher für diesen Preis noch keine hochwertige Verstärkung.

Petr Jiracek (25, VfL Wolfsburg)

Die Zahlen: Für 4 Millionen Euro von Viktoria Pilsen gekauft, Vertrag bis 2016.

Die Daten: 6 Spiele, 2 Tore, 501 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Felix Magath scheint zukünftig auf Jan Polak als Partner von Jiracek auf der Doppelsechs zu bauen, doch Ersterer liegt mit einem Haarriss im Bein vorerst flach. So kam es, dass der Neuzugang in beinahe allen Partien unterschiedliche Mitspieler neben sich hatte. Für diesen Umstand agierte der Tscheche bislang solide und ballsicher. Glänzte durch seinen Doppelpack gegen Freiburg als Matchwinner. Jiracek definiert sich über hohe Einsatz- und Laufbereitschaft, ist im Spiel gegen den Ball zudem sehr robust. Er ging aber aufgrund der vielen Fehler in den beiden Auswärtsspielen in München und auf Schalke mit unter. Magath wird jedoch weiterhin auf ihn setzen. Hat Jiracek die Umstellungsphase auf die Bundesliga vollständig hinter sich gebracht, könnte er eine gute Verstärkung darstellen.

Srdjan Lakic (28, 1899 Hoffenheim)

Die Zahlen: Für 1 Million Euro bis Saisonende ausgeliehen vom VfL Wolfsburg.

Die Daten: 4 Spiele, 0 Tore, 258 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Lakics Situation in Wolfsburg schrie nach einem Wechsel: Aussortiert von Magath trainierte er bei der U 23 und fand keinen Platz im Kader für das Wintertrainingslager. Wartet in dieser Saison und seit insgesamt 848 Minuten auf einen Treffer. Ein Magen-Darm-Virus verhinderte ein schnelleres Comeback in Hoffenheim, er durfte zuletzt aber dreimal in Serie als einzige Spitze ran. Kämpferisch tadellos und mit guten Ballbehauptungen, vor dem Kasten allerdings noch glücklos. Verhinderte gegen Mainz sogar einen Treffer, als er Marvin Comppers Schuss übers Gehäuse abfälschte. Wird von Markus Babbel für seinen Trainingsfleiß gelobt, muss als zentraler Stürmer der mit 24 Toren fünftschwächsten Angriffsreihe der Liga aber langsam in die Pötte kommen. Auch, weil sich Lakic im Kraichgau für einen Neuanfang im Sommer in Wolfsburg anbieten will.

Michael Lumb (24, SC Freiburg)

Die Zahlen: Für 200.000 Euro mit Vorkaufsrecht bis Saisonende ausgeliehen von Zenit St. Petersburg.

Die Daten: 4 Spiele, 0 Tore, 3 Vorlagen, 349 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Nach dem Rausschmiss von Heiko Butscher und Felix Bastians sowie dem verletzungsbedingten Ausfall von Mensur Mujdza war Freiburg unter Zugzwang, im Winter einen neuen Linksverteidiger zu holen. Lumb hatte bei seiner Ankunft im Breisgau jedoch fünf Wochen nicht trainiert und kam zuvor in Russland kaum zum Zuge. Der Däne deutete aber sofort an, dass er eine brauchbare Verstärkung darstellt. Ist mit einem gesunden Offensivdrang ausgestattet und hat einen technisch starken linken Fuß, mit dem er gute Standards schlagen kann. Bereitete bei seinen ersten drei Auftritten auch jeweils einen Treffer vor. Die mangelnde Spielpraxis merkte man ihm im Defensivverhalten an, Lumb wurde schon das eine oder andere Mal überlaufen. Saß daher zuletzt zweimal in Serie auf der Bank (gegen Stuttgart wegen eines Infektes nicht im Kader) und wird es zukünftig schwer haben, den von Trainer Christian Streich protegierten und bislang meistens überzeugenden Youngster Jonathan Schmid zu verdrängen.

Affolter bis Hlousek - hier geht's zur ersten Seite

Obasi bis Zidan - hier geht's zur dritten Seite

Chinedu Obasi (25, FC Schalke 04)

Die Zahlen: Für 500.000 Euro mit Vorkaufsrecht bis Saisonende ausgeliehen von 1899 Hoffenheim.

Die Daten: 5 Spiele, 1 Tor, 378 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Die mit einer Menge Verunsicherung aus Hoffenheim entsandte Leihgabe zeigte auf dem rechten und linken Flügel im Mittelfeld bislang solide Leistungen. Obasi agierte aber meist glücklos in seinen Aktionen. Beim Spiel gegen Mainz, in dem er letztlich den 1:1-Endstand markierte, kam er mit der leicht zurückhängenden Position im ersten Durchgang überhaupt nicht klar. Deutete aber bereits jene Stärken an, die ihn in Hoffenheim zeitweise so wertvoll gemacht haben: Zweikampfstärke, Athletik, Spielverständnis und Flexibilität. Kann neben den beiden Außenpositionen auch im Sturm spielen und passt als Spielertyp gut ins Schalker Gefüge. Möchte liebend gern in Gelsenkirchen bleiben, eine Kaufoption über rund fünf Millionen Euro soll bereits ausgehandelt sein. Der größte Vorteil gegenüber Konkurrent Jefferson Farfan neben seiner Vielseitigkeit: Obasi ist im Paket deutlich billiger zu haben.

Ricardo Rodriguez (19, VfL Wolfsburg)

Die Zahlen: Für 8,5 Millionen Euro vom FC Zürich gekauft, Vertrag bis 2016.

Die Daten: 6 Spiele, 0 Tore, 540 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Verdrängte Marcel Schäfer auf der Linksverteidigerposition - der Ex-Kapitän muss seit der Winterpause eins vor Rodriguez oder im defensiven Mittelfeld ran. Der Schweizer Nationalspieler konnte bislang allerdings noch nicht vollends überzeugen. Offensiv sind seine Vorstöße oft noch zu durchsichtig (10 Torschussvorlagen), eine Torvorlage gelang Rodriguez noch nicht. Und defensiv offenbarte der Youngster schon öfter Abstimmungsprobleme mit seinen Nebenmännern, viele Angriffe der Gegner laufen über seine Seite. Seine Zweikampfstatistik ist mit 57 Prozent gewonnenen Duellen ebenso ausbaufähig wie seine schwache Passquote von 72,9 Prozent.

Sandro Wagner (24, 1. FC Kaiserslautern)

Die Zahlen: Für 300.000 Euro mit Kaufoption bis Juni 2013 ausgeliehen von Werder Bremen.

Die Daten: 5 Spiele, 0 Tore, 1 Vorlage, 450 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Viel zu verlieren hatte Wagner nicht, bei Werder bestritt er schließlich kein einziges Spiel von Beginn an. Und viel weniger Tore als seine neuen Stürmerkollegen in Kaiserslautern kann man ohnehin kaum schießen (Itay Shechter 3, Dorge Kouemaha 2, Rest 0). Doch vorerst hat sich der 24-Jährige in Sachen Torausbeute nahtlos in die Lauterer Offensive eingereiht, beim 1:2 gegen Gladbach konnte er immerhin einen Assist beisteuern. Dennoch bereichert er das Spiel der Roten Teufel durch seine ausgezeichnete Technik, auch das Zusammenspiel mit dem Team funktioniert weitestgehend reibungslos. Unter Marco Kurz stand er deshalb mit Ausnahme des Spiels gegen Ex-Klub Werder ununterbrochen auf dem Platz. Wagners Manko: Trotz der Ankündigung, Verantwortung übernehmen zu wollen, fehlen ihm Mentalität und Ausstrahlung eines echten Kampfschweins, das die Teamkollegen mitreißt. Eigenschaften, die im Abstiegskampf unabdingbar sind und Wagners Stammplatz in der Kurz-Elf auf Dauer gefährden könnten, sollte sich die sportliche Situation in der Pfalz weiter dramatisieren.

Mohamed Zidan (30, FSV Mainz 05)

Die Zahlen: Für 400.000 Euro von Borussia Dortmund gekauft, Vertrag bis Saisonende mit einer Option bis 2014.

Die Daten: 4 Spiele, 4 Tore, 1 Vorlage, 330 Minuten Spielzeit.

Die Bilanz: Gesucht und gefunden - anders lässt sich der dritte Wechsel des Ägypters an seine alte Wirkungsstätte nicht bezeichnen. Der Dauerreservist beim BVB zeigte auf Anhieb, in welch guter Verfassung er sich befindet. Netzte in allen Partien bislang ein, keine davon ging verloren. Half seiner neuen Mannschaft damit, den Abstand auf den Relegationsplatz von zwei auf sieben Punkte zu vergrößern. Ist dank seiner Kaltschnäuzigkeit, Schnelligkeit und Beweglichkeit nicht nur vorne im Sturm, sondern auch als hängende Spitze geeignet und eröffnet den Mainzern damit eine weitere variable Variante im Angriffsspiel. Die werden die Option im Vertrag des als Wunschspieler bezeichneten 30-Jährigen mit hundertprozentiger Sicherheit ziehen. Besser kann ein Neuzugang nicht einschlagen.

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