Stranzl: "Der Glaube ist nach wie vor da"

Von Interview: Christian Bernhard
Martin Stranzl (l.) glaubt weiterhin an den Klassenerhalt für Borussia Mönchengladbach
© Getty

Borussia Mönchengladbach hat beim FC Bayern München eine starke Partie abgeliefert, aber dennoch mit 0:1 verloren. Innenverteidiger Martin Stranzl erklärt im Interview, wie man den Klassenerhalt noch schaffen will und wie er zu Österreichs Nationalmannschaft steht.

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Frage: Herr Stranzl, Sie haben als Team in München gut mitgespielt und trotzdem verloren. Ein bitterer Nachmittag für die Borussia.

Martin Stranzl: Nach diesem Spielverlauf können wir nicht zufrieden sein, einen Punkt hätten wir uns verdient. Hätten wir die eine oder andere Kontermöglichkeit besser ausgespielt, wäre uns womöglich ein Tor gelungen. Aber in der jetzigen Phase fehlt uns vielleicht die Entschlossenheit oder der Mut. Phasenweise haben wir ganz gut gespielt, das müssen wir mitnehmen. Aber das Spiel ist vorbei und verloren, jetzt geht es weiter mit dem nächsten Heimspiel.

Frage: Bis zur 78. Minute haben Sie super dagegen gehalten. Am Ende reisen Sie aber trotzdem wieder mit leeren Händen ab. Ist das sinnbildlich für die ganze Saison?

Stranzl: Na ja, das war heute der FC Bayern. Wir wussten, dass wir immer hellwach sein müssen und uns so wenig wie möglich Fehler erlauben dürfen. Wir haben wenige gemacht, aber einen haben sie ausgenutzt. Wenn man gegen die Bayern die eine oder andere Möglichkeit bekommt, muss man die nutzen. Wir hatten nach vorne zwei gute Möglichkeiten, die wir nicht so gut ausgespielt haben und das wird auf diesem Niveau bestraft. Aber die ganze Mannschaft hat hervorragend gekämpft und gut gegen den Ball gearbeitet. Deshalb schauen wir mit Mut und Überzeugung nach vorn.

Frage: Wie groß ist der Glaube an den Klassenerhalt noch?

Stranzl: Der ist nach wie vor da. Wir haben uns vier Siege vorgenommen, das ist noch machbar. Jetzt gilt es gegen Köln den ersten Dreier einzufahren und dann die weiteren drei Siege.

Frage: Glauben Sie wirklich noch daran?

Stranzl: Es zählt das blanke Ergebnis. Wenn wir den Ball haben, müssen wir mutiger sein, Risiko gehen und es besser ausspielen. Aber das ist immer einfacher gesagt als getan. Aber mir ist schon klar, dass die Fans teilweise müde sind, von uns Spielern zu hören 'Wir müssen, wir machen, wir glauben dran.' Es ist klar, dass das für die Fans schwer verständlich ist. Aber für uns Spieler steht fest: Als noch sieben Spiele fehlten, haben wir gesagt, wir müssen noch vier Spiele gewinnen. Das ist unsere Zielsetzung - und das geht ja noch.

Frage: Da müssen aber die anderen auch mitspielen.

Stranzl: Wir müssen auf uns schauen und unsere Ergebnisse bringen. Wie es bei den anderen läuft, darauf haben wir keinen Einfluss. Wir haben es nach wie vor in gewisser Weise selbst in der Hand.

Frage: Stand heute sind es fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Kein utopischer Rückstand.

Stranzl: Es kann sehr schnell gehen. Aber es nutzt jetzt ja nichts zu rechnen. Wir müssen schauen, dass wir jetzt mal drei Punkte zu Hause holen. Dann schauen wir weiter. Die Vorbereitung darauf beginnt schon heute.

Frage: Lucien Favre ist an der Seitenlinie sehr engagiert aufgetreten.

Stranzl: Das bekommt man auf dem Platz nicht mit, es sei denn, es gibt eine Spielunterbrechung. Aber er ist sehr engagiert, auch im Training. Er spricht Details an, verbessert sofort. Das ist wichtig, viele Spieler brauchen das. Der Coach lebt die Leidenschaft vor, der Funke muss halt auch auf die Spieler überspringen.

Frage: Sie hatten als Team durch Ihr schnelles und direktes Offensivspiel einige gute Szenen. Hat da der letzte Wille gefehlt?

Stranzl: Der Mut hat uns gefehlt, nicht der Wille. Eigentlich haben wir im Endeffekt ja nichts mehr zu verlieren, deshalb könnten wir ja auch ein gewisses Risiko gehen. Deswegen ist es für mich teilweise auch nicht verständlich und ich glaube den Fans geht es genau so. Das Ganze scheint so tief in den Köpfen drin zu sein, deswegen ist es schwer, das hinaus zu kriegen.

Frage: Haben Sie das in der Halbzeit innerhalb der Mannschaft angesprochen?

Stranzl: Ja, wir wollten genau so weiterspielen, nur noch konzentrierter nach vorne. Und dann waren da ja die zwei Möglichkeiten, da muss man dann eine nutzen.

Frage: Sie haben lange bei 1860 München gespielt. Wie sehr freut Sie die vorläufige Rettung?

Stranzl: Klar bin ich froh. Ich bin bei Sechzig groß geworden und verfolge das Geschehen natürlich. Meiner Meinung nach sind die Fehler schon viel, viel früher begangen worden. Als wir abgestiegen sind, ist vieles drunter und drüber gegangen. Die heutigen Verantwortlichen müssen jetzt versuchen, das irgendwie hinzukriegen. Ihnen kann man keinen Vorwurf machen. Ich hoffe nach wie vor, dass was geht, denn 1860 ist ein Traditionsverein mit einer super Fankultur.

Frage: Haben Sie das Österreich-Spiel in der Türkei gesehen?

Stranzl: Nein, ich habe nur darüber gelesen.

Frage: Das klingt nicht so, als ob Sie noch irgendwelche Ambitionen in Sachen Nationalelf hätten.

Stranzl: Nein, ist überhaupt kein Thema mehr. Das ist vorbei.

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