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SID
Nichts für Feinschmecker: Das Gegurke zwischen Hoffenheim und Hamburg am Samstagabend
© Getty

Die Remis-Könige von 1899 Hoffenheim haben durch schwache Leistungen wie beim kläglichen 0:0 gegen Hamburger SV auch ihren Trainer Marco Pezzaiuoli in die Bredouille gebracht. Eine Jobgarantie hat der 42-Jährige inzwischen nicht mehr.
 

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Rückendeckung ja, Jobgarantie nein: Für Trainer Marco Pezzaiuoli sind bei 1899 Hoffenheim mit der enttäuschenden Nullnummer gegen den Hamburger SV endgültig die Wochen der Wahrheit angebrochen.

Nach nur einem Sieg in den letzten sieben Spielen und hartnäckigen Pfeifkonzerten der Fans gegen seine Person wird die Luft für den 42-Jährigen spürbar dünner.

Hoffenheims Manager Ernst Tanner jedenfalls wollte Pezzaiuoli, der bereits bei der Vorstellung vor der Partie ausgepfiffen wurde, keinen Freibrief mehr ausstellen. "Wenn Marco gut arbeitet, ist es logisch, dass wir mit ihm in die neue Saison gehen", sagte Tanner, verweigerte aber eine genaue Interpretation seiner vermeintlichen Bedingung.

Treueschwüre und klare Bekenntnisse zum Trainer hören sich anders an.

Gerüchte um Stanislawski

Für 1899-Kapitän Andreas Beck war die Krisenstimmung in der Rhein-Neckar-Arena förmlich greifbar. "Wir sind in einer schweren Phase, die Fans sind ungeduldig. Die Stimmung ist down", sagte der Nationalspieler, während Defensivspezialist Andreas Ibertsberger bereits Durchhalteparolen bemühte: "Man muss auch dem Trainer Zeit geben."

Pezzaiuoli selbst ist ungeachtet der aufkommenden Unruhe beim Tabellenneunten überzeugt, sicher im Sattel zu sitzen. "Der Vorstand hat mir Rückendeckung gegeben, in dem er mich mit einem Vertrag bis 2013 ausgestattet hat", erklärte der frühere Assistenztrainer. Die Unterzeichung des Kontraktes ist allerdings zwei Monate her.

Zuletzt hatte es Spekulationen über eine Verpflichtung von Trainer Holger Stanislawski vom FC St. Pauli zur neuen Runde gegeben.

Pezzaiuoli: "Das belastet mich nicht. Der Verein weiß um meine Qualitäten." Vielleicht auch unter dem Druck der Situation hatte der Coach vor dem Spiel ein Zeichen gesetzt und überraschend Mittelfeldkämpfer Sejad Salihovic suspendiert. Der Bosnier hatte sich unter der Woche im Training einen Zwist mit Abwehrchef Marvin Compper geleistet.

Tanner: "Schauen extrem nach vorne"

Dass vor allen Dingen die Punkteausbeute das entscheidende Indiz für gutes Arbeiten ist, weiß auch Manager Tanner. Seit Pezzaiuolis Amtsantritt in der Winterpause haben die Kraichgauer in elf Rückrundenspielen zwölf Punkte geholt.

Trainer wie Führungsetage verweisen immer wieder auf die schmerzlichen Abgänge von Demba Ba (West Ham United) und Luiz Gustavo (Bayern München) in der Winterpause.

Doch die Anhänger sind besonders mit der biederen Hoffenheimer Spielkultur unzufrieden. Die Remis-Meister der Bundesliga (10 Unentschieden) stehen längst für tristes Mittelmaß statt wie einst für berauschenden Offensivzauber.

Die Herbstmeisterschaft im Aufstiegsjahr 2008/2009 erweist sich im Rückblick als Bürde. "Dadurch ist die Erwartungshaltung ins Unermessliche gestiegen", meinte Tanner, der die verkorkste Saison bereits abgehakt hat: "Es ist klar, dass wir jetzt extrem nach vorne schauen." Für die neue Saison soll vor allen Dingen die Offensive verstärkt werden.

Oenning sucht Ausflüchte

So ungewiss wie für Pezzaiuoli in Hoffenheim ist für Michael Oenning die Zukunft als Trainer in Hamburg. Die Norddeutschen verpassten es durch die Nullnummer, ihre Chancen auf die Qualifikation für die Europa League zu verbessern.

Oenning machte für den lethargischen Auftritt auch die Wetterfühligkeit seiner Spieler verantwortlich. "Wir haben bei vier Grad trainiert und hier hatte es 28 Grad", meinte der 45-Jährige, der in den anstehenden Heimspielen gegen Borussia Dortmund und Hannover 96 seine Chancen auf eine Weiterbeschäftigung verbessern will.

Ze Roberto: "Wie der Oscar-Gewinn"

Angesichts des erschreckend schwachen Spiels in Sinsheim geriet der Bundesliga-Rekord von HSV-Routinier Ze Roberto in den Hintergrund. Der 37-jährige Brasilianer ist mit jetzt 331. Spielen der Ausländer mit den meisten Einsätzen in der Geschichte der Liga.

"Dieser Rekord ist ein Traum. Das ist so, als würde man einen Oscar gewinnen", sagte Ze Roberto, nachdem sich die erste Enttäuschung über das Remis gegen Hoffenheim gelegt hatte.

Fraglich ist, wie es mit ihm weitergeht. Sein Vertrag beim HSV läuft im Sommer aus. Sicher scheint nur, dass Ze Roberto noch weiter Fußball spielen will. Doch ob er seine 14. Bundesligasaison in Angriff nehmen wird, steht in den Sternen.

Hoffenheim - Hamburg: Daten zum Spiel

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