Entdecke den Drecksack in Dir

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Mainz holte "Schnäppchen" Ivanschitz für 500.000 Euro Leihgebühr plus Kaufoption aus Athen
© Getty

Sensibelchen oder verkanntes Genie? Andreas Ivanschitz polarisierte in Österreich wie kein Zweiter - bis er in Mainz zum Top-Zugang der Bundesliga avancierte. Mit je sechs Toren und Assists ist er zweitbester Scorer. Dennoch wird er vom Nationalteam ignoriert. Warum? Liegt es an ihm selbst? Sein Vorbild Andreas Herzog und und drei österreichische Sportjournalisten erklären das Phänomen Ivanschitz.

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"Andi hat das Größte geschafft, das ein Fußballer erreichen kann."

von Andreas Herzog (Österreichs U-21-Trainer)

Ich konnte mich in den letzten zwei Jahren sehr gut in Andi hineinversetzen. Es war eine schwere Zeit, weil er bei Panathinaikos Athen keine Rückendeckung hatte - dabei ist man besonders als Kreativspieler darauf angewiesen, Vertrauen zu spüren.

Ähnlich beschissen lief es für mich beim FC Bayern. Erst als ich nach Bremen in mein altes Umfeld zurückgekehrte und merkte, wie sehr ich geschätzt werde, konnte ich meinen besten Fußball zeigen. Diese Sicherheit genießt offenbar auch Andi in Mainz.

Derzeit läuft alles blendend für Andi, doch so perfekt wird es nicht weitergehen. Es wird zukünftig von entscheidender Bedeutung sein, dass Andi den Drecksack in sich entdeckt.

Er ist ein anständiger Kerl, aber wenn die Umstände schwieriger werden, muss er zu sich und zu anderen hart sein. Ich habe früher gesagt, dass ich Andi nicht für einen Leadertyp halte. Das wurde immer als Kritik an Andi ausgelegt. Ich wollte jedoch nur ausdrücken, dass Andi als damals 19-Jähriger viel zu früh zum Kapitän der Nationalmannschaft ernannt wurde. Er wurde in eine Rolle hineingedrängt, mit der er überfordert war.

Wie es mit Andi in der Nationalmannschaft weitergeht, kann ich nicht einschätzen. Entscheiden muss Teamchef Didi Constantini, aber von seinen Qualitäten her müssen wir nicht diskutieren. Klar ist nach dem ersten Drittel der Saison: Mainz dürfte nicht der letzte Verein von Andi gewesen sein. Ohne Mainz schlecht reden zu wollen, aber Andi muss schauen, dass er in ein, zwei Jahren eine Mannschaft findet, die international vertreten ist.

Aber auch ohne einen Wechsel hat er bereits das vielleicht Größte geschafft, das ein Fußballer überhaupt erreichen kann: Trotz seine schweren Standings in Österreich hat er dank seiner Leistungen in Mainz die Meinung eines ganzen Landes verändert.

 

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