"Hier läuft etwas falsch"

Von Alexander Mey
hamilton, mclaren
© Getty

Nach dem Belgien-GP in Spa wittert die britische Presse Diebstahl. Wegen der Strafe gegen Lewis Hamilton und dem geerbten ersten Platz für Ferrari-Konkurrent Felipe Massa titelt die "Sun": "Lewis wurde der Sieg in Belgien geraubt."

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Und was macht die italienische Presse? Die "Gazzetta dello Sport" lehnt sich erst einmal zurück und genießt. Sie tut nicht mehr, als einfach die Reaktionen der britischen Kollegen abzudrucken. Schließlich will der Italiener ja wissen, was die gebeutelte britische Seele nach diesem dramatischen Rennen so denkt.

Das sagen SPOX, F-1-Experten und User zur Hamilton-Strafe

Was der Betroffene selbst über die vierte Strafe in der laufenden Saison denkt, war schon vor der Veröffentlichung des Urteils klar. "Ich habe nichts falsch gemacht", sagte Hamilton bereits kurz nach dem Rennen. "Sollte ich bestraft werden, dann läuft hier irgendetwas falsch."

Acht Tage Zeit für Protest

Das fand auch das Team und hat sich entschieden, Protest gegen die Entscheidung einzulegen. Jetzt haben die Silbernen acht Tage Zeit, um diesen Einspruch zu begründen.

Eine wichtige Rolle wird dabei die Telemetrie spielen, die nach Ansicht von McLaren beweist, dass Hamilton sein Tempo eindeutig verlangsamt hat, um Räikkönen nach dem Abkürzen der Schikane wieder passieren zu lassen.

"Wir haben keine andere Wahl. Wenn sich solche Dinge ereignen, dann muss man doch etwas dagegen unternehmen", sagte McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh. "Man muss sich nur einmal die großartige Show anschauen, die gestern geboten wurde."

Ferrari hat nicht gepetzt

Diese Show - es war einer der spektakulärsten Schlussspurts der Formel-1-Geschichte - wurde durch die nachträgliche Entscheidung am Grünen Tisch zerstört.

Aber nicht von Ferrari sondern von den Rennkommissaren. Das stellten die Roten nach dem Rennen klar. Nicht sie haben Protest gegen die Fahrweise von Hamilton eingelegt, die Stewards haben die Beteiligten von sich aus vorgeladen. Wie recht häufig in letzter Zeit.

Ein Blick auf die letzten beiden Jahre macht zwei Dinge deutlich. Zum einen hat die Zahl der Bestrafungen durch FIA und Rennkommissare stark zugenommen. Zum anderen sind an den strittigen Situationen immer wieder ausgerechnet Ferrari und McLaren-Mercedes beteiligt.

Eine Chronologie:

Australien-GP 2007: Ferrari und BMW-Sauber setzen einen flexiblen Unterboden ein und erzielen dadurch einen aerodynamischen Vorteil. Die FIA bestraft die beiden Teams nicht, verbietet aber nach einem Protest von McLaren-Mercedes ab dem zweiten Rennen in Malaysia den Einsatz der flexiblen Unterböden.

Kanada-GP 2007: Felipe Massa wird disqualifiziert, weil er trotz roter Ampel die Boxenausfahrt passiert hat.

Ungarn-GP 2007: Fernando Alonso erhält eine Strafe von fünf Startplätzen, weil er im Qualifying in der Boxengasse seinen eigenen Teamkollegen Lewis Hamilton unerlaubt blockiert hat. Zudem werden McLaren-Mercedes alle in Budapest erzielten Konstrukteurs-Punkte gestrichen.

Saisonende 2007: McLaren-Mercedes wird wegen der Spionage-Affäre mit Ferrari aus der Konstrukteurs-WM ausgeschlossen und mit einer Geldstrafe von 100 Millionen Dollar belegt. Die höchste Strafe in der Geschichte der Formel 1.

Malaysia-GP 2008: Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen verlieren je fünf Plätze in der Startaufstellung, weil sie im Qualifying Nick Heidfeld und Fernando Alonso auf deren letzter schneller Runde behindert haben.

Kanada-GP 2008: Lewis Hamilton fährt Kimi Räikkönen an der roten Ampel an der Boxenausfahrt ins Auto und wird dafür beim folgenden Rennen in Frankreich um zehn Plätze in der Startaufstellung zurückversetzt.

Frankreich-GP 2008: Heikki Kovalainen wird wegen einer angeblichen Behinderung von Mark Webber im Qualifying um fünf Startplätze strafversetzt. Im Rennen erhält Lewis Hamilton wegen Abkürzens einer Schikane beim Überholen von Sebastian Vettel eine Durchfahrtsstrafe. Kimi Räikkönen darf trotz eines lose am Ferrari baumelnden Auspuffs weiterfahren.

Europa-GP 2008: Ferrari erhält wegen einer Beinahe-Kollision von Felipe Massa mit Adrian Sutil in der Boxengasse eine 10.000-Euro-Geldstrafe, weil die Boxencrew den Fahrer zu früh wieder hat losfahren lassen. Massa selbst bleibt dagegen ungestraft.

Belgien-GP 2008: Lewis Hamilton bekommt wegen Abkürzens einer Schikane im Zweikampf mit Kimi Räikkönen um den Sieg eine 25-Sekunden-Strafe, durch die er den ersten Platz verliert.

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