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09.03.2011 um 16:36 Uhr
Hooliganismus - Eine Analyse I
Hey Leute,
Ich habe mich in der Uni mit dem Phänomen des Hooliganismus wissenschaftlich befasst und dachte dieses Thema könnte vielleicht einige von euch interessieren. Im Theorieteil wird ein sehr interessante Theorie vorgestellt. Falls diese zutrifft, könnten sich alle bisherigen und für die Zukunft geplant Maßnahmen gegen Hooliganismus als Hooliganismus-fördernd herauskristallisieren. Ich habe die Hausarbeit hier in 4 Teile zerlegt, der Link zum jeweils nächsten Teil ist ganz unten zu finden.

1. Einleitung
Am 12. Oktober des vergangenen Jahres ereignen sich rund um das Fussballspiel zwischen Italien und Serbien anlässlich der Qualifikationsrunde zur Europameisterschaft 2012 Besorgnis erregende Szenen. Schon vor Anpfiff des Spiels stoppen serbische Hooligans der "Ultra boys" den Mannschaftsbus der serbischen Mannschaft, um den Torwart Stojkovic für seinen Wechsel von Roter Stern Belgrad zum Lokalrivalen Partizan Belgrad zur Rechenschaft zu ziehen. Die in den Bus gelangten Hooligans entzünden Fackeln, um damit den Torwart anzugreifen. Stojkovics Mannschaftskollegen können dies letztlich verhindern. Im Stadion kommt es anschließend zur Eskalation. Während sich die Mannschaften aufwärmen, werden mehrere Feuerwerkskörper auf den Rasen geworfen. Nachdem die serbischen Spieler die Fans etwas beruhigt haben, kann das Spiel mit Verzögerung angepfiffen werden, es wird jedoch nach einigen Minuten abgebrochen, weil der italienische Torwart von einem Feuerwerkskörper der serbischen Hooligans getroffen wird. Nach dem Spielabbruch kommt es zu weiteren Ausschreitungen, bei denen serbische Hooligans die Polizisten mit Feuerwerkskörpern, Flaschen, Steinen und Tränengas bewerfen. Insgesamt werden in dieser Nacht 17 Serben verhaftet, 35 angezeigt und 138 befinden sich am Tag darauf noch in Gewahrsam (vgl. Kurier /Sueddeutsche 2010).

Die Geschehnisse dieser Nacht in Genua geben einen tiefen Einblick in die in den Medien omnipräsente Debatte um den Hooliganismus in Europa. Die Diskussion thematisiert insbesondere die Gründe für den Hooliganismus sowie Maßnahmen zu dessen Eindämmung. Zu diesem Thema hat fast jeder in den Fussball involvierte Mensch eine Meinung. Es werden häufig der übermäßige Konsum von Alkohol und die soziale Herkunft für die Hinwendung eines Menschen zum Hooliganismus verantwortlich gemacht. Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Erklärungen jedoch nicht ausreichend, denn nicht jeder Hooligan konsumiert Alkohol und nicht jeder Hooligan hat seine soziale Herkunft in der Unterschicht. Gerade deshalb müssen sich wissenschaftliche Erklärungsansätze von der oberflächlichen Betrachtungsweise lösen und verschiedenste Variablen einbeziehen. Die Herangehensweise an das Thema Hooliganismus in dieser Hausarbeit kann folgendermaßen charakterisiert werden: Zunächst wird der Begriff Hooliganismus definiert, um im Anschluss zwei verschiedene theoretische Ansätze zum Thema vorzustellen. Die beiden vorzustellenden theoretischen Ansätze sind erstens die sozialwissenschaftliche Entwertungsthese von Heitmeyer und Peter und zweitens die kulturgenetische Theorie "maximal-stress-cooperation" von Heiner Mühlmann. Im Anschluss an die Präsentation beider Theorien wird ein Fazit gezogen.

2. Hooliganismus
Der 12. Oktober 2010 mit seinen eingangs geschilderten Ausschreitungen stellt ein offensichtliches Beispiel von Hooliganismus dar. Doch welche Definitionen finden sich für dieses ausschließlich im Fussball vorfindbare Phänomen? Die Online Enzyklopädie Wikipedia sowie die Encarta von Microsoft entwickeln ein einheitliches Bild. Als Hooligans werden meist in großen Gruppen auftretende, jüngere, gewaltbereite Anhänger eines Sportvereins bezeichnet, welche im Rahmen von Fussballspielen auf Gruppen verfeindeter Vereine treffen und sich mit diesen unter Anwendung von Gewalt auseinandersetzen (vgl. Wikipedia 2011/ Beer,Müller 2003: 4).
Des Weiteren lässt sich Hooliganismus mithilfe der polizeilichen Einteilung von Fussballfans in drei Kategorien genauer eingrenzen. Als A-Fans werden friedliche, am Sport orientierte Menschen verstanden, als B-Fans werden gewaltgeneigte Fans verstanden, welche sich unter Alkoholeinfluss an gewalttätigen Konflikten beteiligen. C-Fans hingegen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie Fussballspiele mit der Absicht der Gewaltausübung besuchen. Folgt man dieser Einteilung, würden Hooligans der Kategorie C zugeordnet (vgl. Bliesener, Fischer, Lösel, Pabst 2001: 11).
Ein engere Differenzierung wird von van Limbergen et al. getätigt. Gewaltbereite Fans werden in 3 Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe stelle den "Harte Kern" der Hooligans dar, welcher aus jungen Männern zwischen 18 und 23 bestehe, die meist strafrechtlich bekannt seien, kaum Fanbekleidung tragen würden, während des Spieles kaum Alkohol konsumierten und die Übergriffe auf andere Hooligangruppen planten. Die zweite Gruppe bestehe aus Inszenierern, welche jünger seien und Anschluss an den "harten Kern" suchen würden, gerade indem sie oft als erstes Gewalt einsetzen würden bei Auseinandersetzungen. Die dritte Gruppe, die Mitläufer, sei zahlenmäßig am größten und insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass sie den "harten Kern" zwar verbal unterstütze, jedoch körperliche Auseinandersetzungen scheuen würde (vgl. Bliesener, Fischer, Lösel, Pabst 2001: 11-12).

Viele Autoren verstehen Hooliganismus des Weiteren als gewalttätige Subkultur, die durch innersubkulturelle physische Gewalt ohne ideologische Basis geprägt sei (vgl. Seigerschmidt 2005: 11). Subkultur wird bei Seigerschmidt in Bezugnahme auf Dieter Baacke und Bernhard Schäfer definiert. Nach Schäfer seien Jugendkulturen spezielle Subkulturen geprägt von Eigenständigkeit, einem eigenen Lebensgefühl und einer eigenen Werthaltung, welche sich in der Jugendphase seit 1960 herauskristallisierten. Baacke hingegen unterscheide in seinem Jugendkulturansatz zwischen latenter und radikaler Subkultur und bildet aus den verschiedenen Jugendkulturen drei Szenen. Die erste Szene beschreibt Baacke als "peer group szene", die sich an Mode- und Musikstilen orientiere. Die zweite Szene sei die "Szene der Protestbewegung" und die dritte Szene die "Action-Szene", die sich auf Erlebnisse fokussiere. Die für den Hooliganismus relevante "Action-Szene" besteht bei Baacke aus Jugendlichen mit niedriger Bildung und geringen Zukunftsaspirationen, was nach Seigerschmidt auf einen milieuspezifischen Blickwinkel Baackes schließen lasse (vgl. Seigerschmidt 2005: 9-11).

Hier geht es weiter zu Teil II: Teil II
Aufrufe: 10513 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 3 | Erstellt:09.03.2011
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