Kramer: "Was für ein Arschloch"

Von Florian Regelmann / Alexander Mey
Sven Kramer (r.) konnte seinem Trainer dessen Fehler zunächst einmal nicht verzeihen
© Getty

Zweimal Bronze gab es für Deutschland in Vancouver. Die Staffeln der Kombinierer und der Biathlon-Damen errangen jeweils Platz drei. Das deutsche Eishockey-Team ist nach dem klaren 2:8 gegen Kanada draußen. Im Eisschnelllauf gab es einen unglaublichen Vorfall um Top-Favorit Sven Kramer. SPOX fasst Wichtiges und Kurioses vom 12. Tag in Vancouver zusammen.

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Deutschland ist den ersten Platz im Medaillenspiegel leider schon wieder los. Am 12. Tag gab es zwar zwei Bronzemedaillen im Biathlon und in der Nordischen Kombination. Aber trotzdem zogen die USA wieder vorbei.

Der komplette Medaillenspiegel

Dabei hätten die Kombinierer in der Staffel durchaus eine Chance auf Gold gehabt, wäre da nicht der doppelte Pechvogel Tino Edelmann gewesen. Erst verpatzte er seinen Sprung, weswegen Deutschland nur als Sechster in die Loipe ging. Dann stürzte er im Lauf auch noch, nachdem er zur Spitze aufgeschlossen hatte. Am Ende fehlten 20 Sekunden zu Gold, das sich Österreich vor den USA sicherte.

Die Biathletinnen konnten ohne Magdalena Neuner vor allem läuferisch nicht mit Russland und Frankreich mithalten, waren aber dennoch mit der Bronzemedaille zufrieden.

Klare Pleite gegen Kanada - Kramer tobt

Nicht zufrieden waren sicher die deutschen Eishockey-Spieler mit ihrem Turnier. Vier Pleiten in vier Spielen sind zu wenig, auch wenn das DEB-Team beim 2:8 im Playoff-Spiel gegen die übermächtigen Kanadier gar nicht so schlecht aussah. Immerhin gelangen Marcel Goc und Manuel Klinge zwei Tore. (mehr)

Eine unglaubliche Pleite erlebte Eisschnelllauf-Superstar Sven Kramer. Er lief über 10.000 Meter eigentlich zum sicheren Sieg, doch sein Coach wies ihn während des Laufs einmal in die falsche Bahn ein. Es folgte die Disqualifikation. Kramer war danach fuchsteufelswild und beschimpfte seinen Coach heftig: "Verdammt noch mal, was für ein Arschloch. Er weist mich in die falsche Kurve. Das Rennen lief eigentlich optimal, es war eines der besten meines Lebens."

Die Entscheidungen des Tages:

 

WettbewerbMeldung
Ski alpin, Riesenslalom der HerrenJanka siegt vor zwei Norwegern
Biathlon, Staffel der DamenDeutsches Quartett holt Bronze
Nord. Kombination, StaffelBronze nach starker Aufholjagd
Freestyle, Ski Cross der DamenMcIvor holt Gold für Kanada
Eisschnelllauf, 10.000 m der HerrenKramer disqualifiziert, Lee gewinnt

 

Was sonst noch wichtig war:

Bob: Die deutschen Damen sind schwach in ihren Wettkampf gestartet. Cathleen Martini und Sandra Kiriasis liegen nach zwei von vier Läufen nur auf den Plätzen drei und fünf. Beide kamen mit der Bahn einfach nicht hundertprozentig zurecht. (mehr)

Eishockey: Neben Kanada haben sich auch die Schweiz (3:2 nach Penaltyschießen gegen Weißrussland), Tschechien (3:2 n.V. gegen Lettland) und die Slowakei (4:3 gegen Norwegen) für das Viertelfinale qualifiziert. (mehr)

Curling: Nach den deutschen Herren haben auch die deutschen Damen den Einzug ins Halbfinale verpasst. Entscheidend dafür war die 2:4-Niederlage gegen die Schweiz. (mehr)

Mann des Tages: Peter Scott

Der arme Kerl. Da qualifiziert er sich für die olympischen Spiele im fernen Vancouver, wagt sich als Südafrikaner auf die Riesenslalomstrecke in Whistler, wartet ewig, bis er mit Startnummer 97 endlich dran ist - und dann das: Er ist irgendwie übermotiviert, bleibt beim Abstoßen aus dem Starthäuschen hängen und verheddert sich. Doch anstatt gnädig zu sein und den Unglücklichen noch einmal starten zu lassen, verjagen ihn die bösen Offiziellen aus der Startluke und lassen ihn wie einen Deppen oben am Start stehen. Keinen einzigen olympischen Meter durfte Scott fahren - ein Jammer!

Frau des Tages: Joannie Rochette

Diesmal nichts Kurioses, nichts Albernes, nichts, worüber man lachen kann. Diesmal einfach nur eine große Leistung. Joannie Rochette lief im Kurzprogramm der Damen im Eiskunstlauf vor den heimischen Fans auf einen starken dritten Platz. Ihre Vorführung war fehlerfrei. Das wundert und fasziniert deshalb so sehr, weil Rochette erst vor wenigen Tagen ihre Mutter völlig überraschend durch einen Herzinfarkt verloren hat. Trotzdem steht sie auf dem Eis und behält die Fassung - einfach nur beeindruckend. (mehr)

Sprüche des Tages:

"Verdammt noch mal, was für ein Arschloch. Er weist mich in die falsche Kurve. Das Rennen lief eigentlich optimal, es war eines der besten meines Lebens." (Eisschnellläufer Sven Kramer nach seiner Disqualifikation über 10.000 m, weil ihn sein Trainer auf die falsche Bahn eingewiesen hat)

"Ich übernehme die Verantwortung. Für mich stürzt eine Welt zusammen." (Kramers Coach Gerard Kemkers nach seinem verhängnisvollen Fehler)

"Ich stelle mich hier an wie der erste Mensch. Es ist unglaublich, dass wir mit dieser Riesengrütze immer noch so schnell sind." (Bob-Pilotin Sandra Kiriasis nach den ersten beiden verkorksten Läufen)

"Da bin ich hingefallen." (Kombinierer Tino Edelmann auf die Frage, was denn da bei seinem Sturz im Langlauf des Team-Wettbewerbs genau passiert sei)

"Wir brauchen uns nicht vor der Bronzemedaille zu verstecken." (Kombinierer Björn Kircheisen)

"Ich bin besser als Bode Miller." (Ski-Exot Manfred Oettl Reyes, geboren in Deutschland, am Start für Peru, nachdem er im Gegensatz zu Kombi-Olympiasieger Miller beim ersten Lauf des Riesenslaloms das Ziel erreicht hatte)

Zahlen des Tages:

43 Jahre alt war Katharina Gutensohn bei ihrem Start im Ski Cross der Damen. Gutensohn ist eine alte Bekannte in Deutschland, auch wenn sie heute für Österreich startet. Denn 1992, 1994 und 1998 war sie als Alpine im DSV-Team unterwegs. 1992 in Albertville wurde sie in der Abfahrt sogar Sechste. Im Ski Cross in Vancouver lief es nicht annähernd so gut. Sie scheiterte früh und analysierte: "Das war ein Desaster".

62 Hundertstel fehlten Felix Neureuther im Riesenslalom nur zu einer Medaille. Und das, obwohl er sich eigentlich nur für den Slalom einfahren wollte. Urplötzlich war er Achter und so gut in einem Riesenslalom wie noch nie in seiner Karriere. Dann kann der Slalom ja kommen.

1 Tor haben die DEB-Cracks gegen die Kanadier im ersten Drittel nur kassiert - eine beachtliche Leistung. Am Ende wurden es zwar noch acht Gegentore, aber immerhin hat man auch zwei erzielt. Die Gesamtbilanz der Spiele ist wenig erbaulich: Vier Spiele, vier Niederlagen, 5:20 Tore.

3,5 Milliarden TV-Zuschauer werden die Spiele in Vancouver aktuellen Hochrechnungen zufolge am Ende verzeichnen können. Das würde den Rekord aus Turin um rund eine halbe Milliarde übertreffen. Zum Vergleich: Der Rekord für Sommerspiele stammt aus Peking und liegt bei 4,7 Milliarden Zuschauern.