Ein verhängnisvoller Sturz

Von Philipp Dornhegge / Florian Regelmann
Robin Szolkowys Sturz beim Doppelaxel war der Anfang vom Ende
© Getty

Es sollte das zweite Gold für Deutschland in Vancouver werden. Aljona Savchenko und Robin Szolkowy sollten sich mit einer glanzvollen Kür den Olympiasieg holen. Es kam anders. Szolkowy stürzte beim Doppelaxel, Savchenko sprang den dreifachen Toe-Loop nur doppelt, so dass es am Ende nur für Bronze reichte. Im Langlauf lief es für die deutschen Athleten auch nicht wie gewünscht, dafür kündigt sich im Rodeln die nächste Goldmedaille an. Am meisten zu feiern hatten die Schweizer. Dazu gab es noch sehr viel mehr Wissenswertes und Kurioses. Tag 4 der olympischen Winterspiele im Überblick.

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Was für ein Drama! Aljona Savchenko und Robin Szolkowy reisten mit zwei Weltmeistertiteln im Gepäck nach Vancouver, es zählte nur Gold. Aber genau an diesem Druck ist das deutsche Traumpaar in der Kür zerbrochen. Ein verhängnisvoller Sturz von Szolkowy und einige andere Patzer sorgten dafür, dass es hinter den chinesischen Paaren Shen/Zhao und Pang/Tong nur zu Bronze reichte.

Im Langlauf hatte man sich bei den Männern auch eine Medaille ausgerechnet, aber während Tobias Angerer als Siebter noch einigermaßen überzeugen konnte, lief Axel Teichmann ein miserables Rennen. Zum Olympiasieger krönte sich der Schweizer Dario Cologna, der damit auch den Schweizer Tag perfekt machte.

Zuvor hatte Didier Defago in der Männer-Abfahrt alle Favoriten düpiert und ebenfalls die Goldmedaille gewonnen. Das nächste deutsche Gold kündigt sich im Rodeln an - Tatjana Hüfner hat nach zwei von vier Läufen die Führung inne.

Die Entscheidungen des Tages:

 

WettbewerbMeldung

Langlauf, 10km Freistil, DamenKalla holt Langlauf-Gold für Schweden
Langlauf, 15km Freistil der HerrenDebakel für Favorit Northug

Abfahrt, HerrenDer "falsche" Didier gewinnt Gold

Eisschnelllauf, 500m der DamenGold für Mo Tae-Bum im Chaos-Rennen

Snowboardcross der HerrenSpeiser bei Wescott-Sieg auf Rang acht

Eiskunstlauf, PaareNur Bronze für Savchenko/Szolkowy

 

Was sonst noch wichtig war:

Rodeln: Favoritin Tatjana Hüfner hat nach dem zweiten Lauf die Führung übernommen. Die 26-Jährige liegt 0,050 Sekunden vor der nach dem ersten Durchgang führenden Österreicherin Nina Reithmayer. Hüfners Teamkollegin Natalie Geisenberger ist Dritte. Anke Wischnewski liegt vor den Läufen drei und vier am Dienstag auf dem fünften Rang. Es sieht nicht nach dem erhofften Dreifachsieg aus.

Eishockey: NHL-Profi Thomas Greiss wird im Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Schweden im Tor stehen. Für die zweite Partie am Freitag gegen Finnland ist Dimitri Pätzold vorgesehen. Bei den Frauen haben Kanada (10:1 gegen die Schweiz) und Schweden (6:2 gegen die Slowakei) bereits das Halbfinale erreicht.

Ski alpin: Maria Riesch hat das erste Duell mit ihrer größten Konkurrentin Lindsey Vonn verloren. Die Partenkirchnerin fuhr beim zweigeteilten ersten Training für die Abfahrt am Mittwoch weit hinter den Besten her, während Vonn im ersten Abschnitt die Schnellste war und auch in der Addition die beste Zeit erzielte. Das Programm der alpinen Skirennläufer muss derweil wohl erneut geändert werden. Aufgrund eines Schneesturms, der in der Nacht von Montag auf Dienstag in Whistler erwartet wird, muss die für Dienstag vorgesehene Super-Kombination der Männer voraussichtlich abgesagt werden.

Bob: Der deutsche Fahnenträger Andre Lange muss im Kampf um ein weiteres Olympiagold einen Rückschlag verkraften. Der 36-Jährige muss bei seinem Start im Viererbob in Whistler auf Anschieber Rene Hoppe verzichten. Hoppe, der Lange im Vierer schon zum Olympiasieg 2006 in Turin schob, laboriert erneut an einer Muskelverletzung in der Wade. Für ihn rückt Alexander Rödiger in den großen Schlitten von Lange. Rödiger hatte zuvor im Bob von Karl Angerer gesessen.

Mann des Tages: Ingo Steuer

Es ist viel über ihn geschrieben worden. Über "IM Torsten". Aber wir wollen an dieser Stelle mal nicht über den Ingo Steuer schreiben, der zwischen 1985 und 1989 seine Kameraden bespitzelte. Wir wollen über den Ingo Steuer schreiben, der einfach ein außergewöhnlicher Paarlauf-Trainer ist. Was der nicht alles kann... In Vancouver sah man ihn in einer Minute in der Schweizer Jacke, schließlich ist er Trainer von Anais Morand und Antoine Dorsaz. In der nächsten Minute sah man ihn dann in der blau-gelben ukrainischen Jacke. Schließlich ist er auch der Trainer von Tatyana Volosozhar und Stanislav Morozow. Und last but certainly not least hatte er dann endlich die deutsche Jacke an und wollte eigentlich die Gold-Kür von seinem Traumpaar Aljona Savchenko und Robin Szolkowy bewundern. Leider musste er zusehen, wie Szolkowy stürzte und der große Traum zerplatzte. Wie muss ein Trainer da leiden. Ein Trainer, der mit drei Paaren leidet. Und drei Jacken nicht durcheinander bringen darf. Ein echter Tausendsassa, dieser Ingo Steuer!

Frau des Tages: Katarina Witt

Unsere Goldmedaillengewinnerin von Sarajewo und Calgary ist ja jetzt TV-Expertin. Für die ARD. Und in dieser Funktion begleitet sie einen durch die ganze Nacht. Statt langweiligen Live-Sport zu zeigen, zeigt die ARD lieber zum wiederholten Mal, wie Kati mit Gummistiefeln im Regen steht - oder wie sie mit Claus Lufen flirtet. Spannend! Übrigens: Kati ist auch twittermäßig voll up to date, wer sie "followed", erfährt zum Beispiel, dass sie schon einen heißen Draht zum kanadischen Hockeyteam aufgebaut hat. Im Hotelfahrtstuhl. Ach, unsere Kati. Sie sieht ja immer noch verdammt gut aus. Und weil sie, wie heute bei einer PK in Vancouver, so für die Bewerbung Münchens 2018 kämpft, machen wir sie gerne mal zur Frau des Tages. Schließlich haben wir auch die ganze Nacht mit ihr verbracht.

Sprüche des Tages:

"Ich habe schon Sidney Crosby gesehen, aber er hat mich nicht erkannt." (Eishockey-Nationalspieler Sven Felski über den kanadischen Superstar)

"Die Piste ist von oben bis unten eine einzige Rumpelkiste, darauf habe ich mich einfach nicht wohl gefühlt." (Maria Riesch nach dem Abfahrtstraining, bei dem sie nur auf Rang 17 kam)

"Eine schlechtere Strecke für mein Schienbein kann ich mir gar nicht vorstellen. Der Kurs ist so wellig. Ich war förmlich geschockt." (Lindsey Vonn nach dem Abfahrtstraining, bei dem sie die Schnellste war)

"Die Strecke ist nichts für mich, sie ist nichts für Olympische Spiele. Es war das erste Mal, dass ich eine solche Strecke bei Olympia gesehen habe." (Die Weltcup-Führende Justina Kowalczyk, die sich nach verpasster Medaille über zu viele Kurven und gefährliche Abfahrten beschwerte)

"Ich bin überglücklich. Olympiasieger klingt sehr, sehr gut. Ich bin sehr, sehr zufrieden. Ich bin wirklich ein sehr gutes Rennen gefahren - es ist sehr schön." (Abfahrts-Olympiasieger Didier Defago nach seinem großen Coup)

Zahlen des Tages:

3 defekte Eismaschinen sorgten im Richmond Oval für Chaos und Ratlosigkeit. Das 500-m-Rennen der Eisschnelllauf-Männer wurde nach der ersten von zwei Startgruppen für gut anderthalb Stunden unterbrochen, weil alle Eismaschinen elektronische Probleme hatten. Die Eismaschinen bekamen die Fläche der 400-m-Bahn nicht geglättet. Nahaufnahmen der TV-Kameras zeigten eine kleine Kraterlandschaft im Eis. Es folgten hitzige Diskussionen, aber zum Glück funktionierte irgendwann wenigstens eine Eismaschine wieder. Als Reaktion auf das Theater wird nun ein neuer Zamboni aus dem 1000 Kilometer entfernten Calgary in die Olympiastadt gebracht.

20 kanadische Dollar müssen die Fans in Vancouver zahlen, wenn sie bei der Medaillenübergabe dabei sein wollen. Erstmals in der Geschichte Olympias werden Zuschauer bei Siegerehrungen zur Kasse gebeten. Begründet werden die Eintrittsgelder bei der Siegerehrung damit, dass die Medaillenvergabe in eine riesige Show eingebunden wird.

2022 könnten die Winterspiele schon wieder in Kanada stattfinden. Quebec erwägt, sich um die Ausrichtung zu bewerben. "Ich träume davon, die Spiele 2022 zu bekommen, das wäre ein gutes Jahr", sagte Jean Charest, Premierminister der gleichnamigen Provinz.

2 Goldmedaillen holte die Schweiz an einem Tag und übernahm damit die Führung im Medaillenspiegel. Erst der überragende Ammann - und jetzt die überragenden "Defagold" und Cologna. Hopp Schwiiz!

21. wurde Miriam Gössner über die 10km-Freistil-Distanz. Die gelernte Biathletin hätte locker in den Top 10 landen können, wenn da nicht dieses saublöde Missgeschick gewesen wäre. In der ersten Runde verhakten sich ihre Schuhschnallen. Gössner kam dadurch auf einer Eisplatte zu Fall und knallte böse auf die linke Seite. "Die Schulter tut höllisch weh", sagte die 19-Jährige mit Tränen in den Augen. Es war herzzerreißend.

Vancouver: Vorschau, Tag 5