Murray und Federer im Finale

Von SPOX
Roger Federer bezwang im ersten Wimbledon-Halbfinale Novak Djokovic
© Getty

Zum ersten Mal seit 1938 steht wieder ein Brite im Endspiel auf dem heiligen Rasen. Andy Murray und Jo-Wilfried Tsonga lieferten sich eine tolle Schlacht. Im Finale wartet Roger Federer, der Titelverteidiger Novak Djokovic letztlich keine Chance ließ.

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Novak Djokovic (SRB/1) - Roger Federer (SUI/3) 3:6, 6:3, 4:6, 3:6

Mit einer Demonstration in Tennis auf Gras gegen seinen Angstgegner und Titelverteidiger Novak Djokovic schrieb Roger Federer wieder einmal Geschichte. Als erster Spieler qualifizierte sich der 30-jährige Rekordjäger aus der Schweiz durch den Viersatzsieg zum achten Mal für das Endspiel der All England Championships in Wimbledon. Mit einem siebten Triumph am Sonntag würde Federer den Rekord von Pete Sampras einstellen.

Es war ein schnelles und hochklassiges Match, das Federer und Djokovic in ihrer ersten Begegnung auf Rasen gegeneinander hinlegten. Nur 24 Minuten brauchten sie für den ersten, weitere 26 Minuten für den zweiten Satz, dann stand es 1:1. "Ich habe heute phasenweise fantastisches Tennis gespielt", sagte Federer nach dem Match.

Was folgte, war ein dritter Satz, der an Dramatik und Spannung kaum zu überbieten war. Der von Federer als "Schlüssel" bezeichnete Durchgang dauerte 47 Minuten, dann gelang dem Schweizer nach einem intensiven Ballwechsel mit dem zweiten Satzball das Break zum 6:4. Federer hatte den mittlerweile erstaunlicherweise wieder nachlassenden Djokovic schon bei eigener 3:2-Führung am Rande des Aufschlagsverlusts, doch mit einem Kraftakt rettete sich der Titelverteidiger nach zwei langen Ballwechseln mit einmal 23 und einmal 26 Schüssen aus der Umklammerung. Die vierte Breakchance ließ sich Federer dann nicht mehr nehmen.

Djokovics schwindende Energie

Djokovic war von dem Rückstand sichtlich beeindruckt. "Meine Energie schwand", gab Djokovic zu. Dem Serben unterliefen ungewohnt viele leichte Fehler, insgesamt 24. Federer nutzte die Schwächephase, um mit 3:0 in Führung zu gehen. Drei weitere Breakchancen wehrte die Nummer eins mit dem Mute der Verzweiflung noch ab. Doch Federer ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.

Der Schlüssel zum Sieg lag in Federers starkem Aufschlagspiel: 17 Prozent seiner ersten Aufschläge beendete der Schweizer mit einem Ass. Zudem zahlten sich seine starken Nerven aus, weil er bei Deuce oder 30:30 sagenhafte 80 Prozent seiner Aufschlagspiele gewann.

Den endgültigen Unterschied machten aber die individuellen Fehler der beiden Kontrahenten. Djokovic leistete sich 21 Unforced Errors, Federer beschränkte seine Fehlerquote auf zehn.

Djokovic vs. Federer im Re-Live

Andy Murray (GBR/4) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA/5) 6:3, 6:4, 3:6, 7:5

Es war 18.49 Uhr Ortszeit in London, als der altehrwürdige Centre Court in Wimbledon in seinen Grundfesten erbebte. 15.000 Zuschauer feierten mit Standing Ovations ihren Landsmann Andy Murray, der die Hoffnung der Briten nach dem ersten Sieg bei den All England Championships seit dem legendären Landsmann Fred Perry im Jahr 1936 mit seinem Einzug ins Finale befeuerte. Als erster Brite seit Bunny Austin vor 74 Jahren zog der Schotte ins Endspiel ein.

Nach 2:47 Stunden hatte Murray seinen Gegner Jo-Wilfried Tsonga in vier Sätzen besiegt. "Ich kann das noch nicht wirklich nachvollziehen", sagte Murray nach dem Match. "Tsonga hat alles probiert, er hat so unglaubliche Passierbälle gespielt. Ich bin einfach nur glücklich, durch zu sein."

Im Match setzte vor allem Tsonga auf aggressives und begeisterndes Serve-and-Volley, was nur teilweise erfolgreich war. Der Franzose leistete sich zu viele Unforced Errors: 42-mal feuerte der Franzose den Ball ohne Bedrängnis ins Aus oder ins Netz. Gerade die Rückhand war eher ein Vabanque-Spiel.

Zudem hatte Tsonga riesige Probleme mit seinem zweiten Aufschlag. Zwischenzeitlich konnte er nur bei 10 Prozent seiner Angaben den Punkt holen, wenn er beim ersten Aufschlag einen Fehler machte. Der Grund: Murray wanderte beim zweiten Aufschlag des Franzosen immer ein paar Schritte nach vorne und kontrollierte seinen Gegner daraufhin. Das änderte sich erst, als Tsonga auch beim zweiten Aufschlag mehr Risiko einging, wodurch er seine Quote immerhin noch auf 32 Prozent verbesserte.

Murray vs. Tsonga im Re-Live

Philipp Petzschner(GER)Jürgen Melzer(AUS) - Robert Lindstedt(SWE)/Horia Tecau(ROU) 4:6, 7:6 (12:10), 4:6, 3:6

Für Philipp Petzschner aus Bayreuth und seinen österreichischen Doppelpartner Jürgen Melzer war im Halbfinale der All England Championships dagegen Schluss. Die Wimbledonsieger 2010 verloren gegen Robert Lindstedt aus Schweden und Horia Tecau aus Rumänien 4:6, 7:6 (12:10), 4:6, 3:6. In ihrem dritten Endspiel hintereinander treffen die Sieger überraschend nicht auf die Brüder Bob und Mike Bryan aus den USA. Die Titelverteidiger unterlagen dem Dänen Frederik Nielsen und seinem britischen Nebenmann Jonathan Marray, der den Feiertag nach dem Sieg von Andy Murray perfekt machte.

Der Stand der ATP-Weltrangliste

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