Schade! Mayer und Kohlschreiber beide raus

Von SPOX
Augen immer auf den Ball: Philipp Kohlschreiber. Am Ende hat es leider nicht gereicht
© Getty

Es hat nicht sollen sein: Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer sind im Viertelfinale von Wimbledon gescheitert. Mayer verlor glatt in drei Sätzen gegen den Titelverteidiger Novak Djokovic, während Philipp Kohlschreiber nach hartem Kampf an der Nummer Fünf der Welt, dem Franzosen Jo-Wilfried Tsonga scheiterte. Der Djoker trifft auf Roger Federer, der mit Mikhail Youzhny keine Mühe hatte. Tsonga bekommt es mit Andy Murray zu tun, der Dauerläufer David Ferrer ausschaltete.

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Herren - Viertelfinale (alle Ergebnisse)

Florian Mayer (GER/31) - Novak Djokovic (SRB/1) 4:6, 1:6, 4:6

Florian Mayer spielte Tennis, wie nur er es kann: Die eingesprungene Rückhand, die im letzten Moment zu Stop wird. Der Slice als direkter Punkt. Der Becker-Hecht als Stop. Es war heute alles da gegen die Nummer Eins der Welt, Novak Djokovic. Aber zum Sieg reichte es nicht.

Das Scoreboard zeigte am Ende ein relativ nüchternes 6:4, 6:1, 6:4 für den Titelverteidiger. Aber gerade im ersten Satz waren die Möglichkeiten für Mayer da, der von der Grundlinie gut mithielt und nach einer kurzen Regenunterbrechung beim Stand von 4:4 drei Breakbälle hatte. Aber Djokovic wäre nicht der "Djoker", wenn er in diesen Momenten nicht sein bestes Tennis spielen würde. "Er hat die Big Points einfach sensationell gespielt. Das ist etwas, was ich mir noch abschauen kann", so Mayer nach dem Spiel.

Als die Breakchancen weg waren, gelang Djokovic seinerseits das Break zum Satzgewinn. Bei Mayer war erst einmal die Luft raus, er schien teilweise auch erschöpft von den Strapazen des Vortages gegen den Franzosen Richard Gasquet. Djokovic dominierte den Satz und brauchte gerade mal 25 Minuten, um mit 2:0 in den Sätzen in Führung zu gehen. Mayer kam noch einmal zurück und erspielte sich auch im dritten Satz insgesamt vier Breakchancen, konnte aber keine einzige nutzen. Djokovic gelang das Break und nach einer Stunde und 45 Minuten verwandelte er mit einem Ass seinen ersten Matchball.

"Das hätte auch anders laufen können, gerade der erste Satz war sehr eng", gab der Serbe nach dem Spiel zu. 50 Winner bei nur 20 unerzwungenen Fehlern konnte Djokovic verbuchen, nur zwei Asse in der gesamten Partie waren für Mayer einfach zu wenig. Was macht er mit dem Preisgeld? "Ich würde mir schon gerne eine Wohnung kaufen...", sagte er im Interview mit "Sky". Na dann..:!

Mayer-Djokovic im Re-Live

Philipp Kohlschreiber (GER/27) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA/5) 6:7, 6:4, 6:7, 2:6

Nach dem Matchball hüpfte Jo-Wilfried Tsonga wie ein Gummiball auf und ab und schrie seine Freude heraus. "Es war heute nicht leicht heute, er hat gut aufgeschlagen, an der Grundlinie besser gespielt", lobte der Franzose, die Nummer Fünf der Welt, Philipp Kohlschreiber, die Nummer 27. Dessen Traum vom Halbfinale ist geplatzt: In den entscheidenden Momenten war der Halbfinalist des letzten Jahres einfach einen Tick besser als Kohlschreiber.

Kohlschreiber begann stark , bewegte sich gut und diktierte die meisten Grundlinienduelle gegen einen relativ passiven Tsonga, der sich zunächst darauf beschränkte, den Ball im Feld zu halten. Dass er im ersten Satz trotzdem ungefährdet den Tiebreak erreichte, lag an seinem unheimlich starken ersten Aufschlag, bei dem er zu 89 Prozent den Punkt machte, und der krachenden Vorhand. Im Tiebreak lief für Kohlschreiber gar nichts zusammen. Er kam von 1:6 noch einmal auf 5:6 heran, aber mit einem Ass machte Tsonga seine Hoffnungen zunichte.

Im zweiten Durchgang nahm Kohlschreiber Tsonga direkt den Aufschlag ab, weil der Franzose seine hohe Fehlerzahl nicht in den Griff bekam. Kohlschreiber spielte nah an die Linien und setzte immer wieder seine starke einhändige Rückhand ein. Zwar musste er den Ausgleich zum 4:4 hinnehmen, konnte den Franzosen aber beim 5:4 wiederum breaken und den zweiten Satz gewinnen.

Im dritten Satz ging es für beide Spieler wieder in den Tiebreak, auch weil Kohlschreiber sensationell fünf Breakbälle in Folge abwehrte - und wieder hatte der Franzose das bessere Ende für sich. Auch, weil Kohlschreiber immer mehr einfache Fehler produzierte. Als Tsonga Kohlschreiber den Aufschlag zum 3:1 abnahm, war der Widerstand vom Deutschen gebrochen. Tsonga trifft im Halbfinale auf die große Hoffnung der Gastgeber, den Schotten Andy Murray. 64 von 80 gewonnenen Punkten beim ersten Service sind schon eine Hausnummer.

Kohlschreiber-Tsonga im Re-Live

Roger Federer (SUI/3) - Mikhail Youzhny (RUS/26) 6:1, 6:2, 6:2

Was soll man zum Spiel zwischen Federer und Youzhny sagen? Die Historie zeigt, dass Matches der beiden relativ einseitige Angelegenheiten sind: In dreizehn Partien konnte Youzhny ganze drei Sätze gewinnen. Heute kam keiner hinzu. Eine Stunde und 32 Minuten dauerte die Lehrstunde für Youzhny, der sechsmal sein Service abgeben musste und selbst kein einziges Break schaffte.

Uncharakteristisch für Federer: Ihm gelangen im Match nur zwei Asse. Aber hey, es ging ja auch so. Wenn man wie Youzhny auf Rasen mehr Fehler als direkte Punkte macht, dann ist eigentlich klar, dass es nichts zu gewinnen gibt. Nur 51 Prozent gewonnene Punkte beim ersten Aufschlag? Das reicht nicht. Vielleicht war Youzhny in Gedanken bei seiner Frau und dem in der Nacht geborenen Sohn in Moskau. Verständlich wäre es.

Federer konnte für den Klassiker gegen Djokovic am Freitag Kraft sparen - und das wird auch nötig sein. "Ich weiß natürlich, dass Novak der Titelverteidiger und die Nummer Eins der Welt ist. Das wird nicht einfach." Nein, das wird sicherlich um einiges schwerer als heute.

David Ferrer (ESP/6) - Andy Murray (GBR/4) 7:6, 6:7, 4:6, 6:7

Die Hoffnungen der ganzen Nation ruhen auf den Schultern von Andy Murray - und sie gehen weiter. Der Schotte steht zum vierten Mal in Folge im Halbfinale der All England Championships, weil er David Ferrer aus Spanien im wahrsten Sinne des Wortes niederkämpfte. Fast vier Stunden dauerte die mehrfach von Regenschauern unterbrochene Partie - auf dem Centre Court gibt es zwar ein Dach, allerdings ziehen es die Veranstalter vor, mit offenem Dach zu spielen und bei kurzen Regenschauern lieber abzuwarten.

Ferrer, der in der letzten Runde Juan Martin Del Potro deklassiert hatte, begann stark und führte im ersten Satz schon mit 5:2, bevor er dann doch in den Tiebreak musste. Den gewann er knapp mit 7:5. Danach entwickelte sich das, was man im Englischen so schön mit "dogfight" beschreibt. Der Unterschied war er stärkere Aufschlag von Murray, mit dem er im gesamten Match leichte Punkte verbuchen konnte, während das dem kleineren Spanier nicht vergönnt war. Trotzdem servierte Ferrer bei 5:4 für den Satzgewinn und hatte auch im Tiebreak einen Satzball, aber von einem frenetischen Publikum getragen kam Murray einfach immer wieder zurück.

Im dritten Satz reichte ihm ein einziger Breakball, im vierten Durchgang hielt Ferrer aber bravourös dagegen und rettete sich wieder in den Tiebreak, bevor Murray mit einem Ass den Einzug ins Halbfinale perfekt machte - insgesamt schlug er dreimal so viele Asse wie Ferrer (18:6).

Philipp Petzschner/Jürgen Melzer - Denis Istomin/Mikhail Elgin 6:4, 6:4, 5:7, 6:7, 16:14.

Wenn ein fünfter Satz 105 Minuten dauert, dann ist das einen Eintrag wert: Philipp Petzschner und Jürgen Melzer haben sich in einem Marathonmatch gegen Mikhail Elgin aus Russland und Daniel Istomin (Usbekistan) im Viertelfinale der Doppelkonkurrenz. Vier Stunden und 14 Minuten - und sie hätten es um einiges leichter haben können. Aber wer Matchbälle in Satz vier nicht nutzt und diesen 9:11 im Tiebreak abgibt, der muss eben nachsitzen. 16:14 im fünften Satz, in dem sie sechs Breakbälle abwehren konnten, heiß es am Ende: Hut ab! Die Wimbledon-Sieger von 2010 sind damit immer noch im Rennen.

Der Stand der ATP-Weltrangliste