Aus der Traum! Angie Kerber verpasst Endspiel

Von SPOX
Aus der Traum vom Finale: Kerber verliert gegen Agniesza Radwanska
© Getty

Zu viele Fehler: Angelique Kerber hat das Endspiel der All England Championships verpasst. Gegen ihre polnische Freundin Agnieszka Radwanska begann sie stark, verlor aber dann den Faden und war am Ende chancelos. Im zweiten Halbfinale servierte Serena Williams einen neuen Ass-Rekord und zog gegen die an Zwei gesetzte Victoria Azarenka in ihr siebtes Wimbledon-Finale ein.

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Angelique Kerber (GER/8) - Agnieszka Radwanska (POL/3) 3:6, 4:6

Schade, schade: Angelique Kerber hat die große Chance auf den Einzug ins Finale von Wimbledon nicht nutzen können. Gegen die Weltranglistendritte und gute Freundin von Kerber, Agnieszka Radwanska, konnte sie nicht an die starken Leistungen der Runden zuvor anknüpfen und verlor nach einer Stunde und zehn Minuten glatt in zwei Sätzen.

Dabei begann Kerber äußerst druckvoll und brachte Radwanska zu Beginn des Matches von der Grundlinie immer wieder in Bedrängnis. Besonders mit der Rückhand cross diktierte sie die Ballwechsel und schaffte das Break zum 2:1. Kurz danach wendete sich aber das Blatt: Radwanska ist weniger für ihre Power in den Grundschlägen bekannt, dafür spielt die Polin unglaublich konstantes und intelligentes Tennis. Sie konnte Kerber mehr und mehr ihr Spiel aufzwingen und schaffte es immer wieder, scheinbar aussichtslose Situationen in der Defensive zu ihren Gunsten zu drehen. Kerber dagegen streute immer mehr Fehler in ihr Spiel ein, weil sie mit viel Risiko spielen musste, um Radwanska die Punkte abzunehmen

Beim Stand von 3:1 gelang Radwanska das Rebreak, danach war sie im ersten Satz nicht mehr zu bremsen und holte fünf Spielgewinne in Folge. Zwar zeigte Kerber immer wieder beachtliche Power von der Grundlinie, aber Radwanska war mittlerweile die bessere Spielerin. Vor allem ihr guter erster Aufschlag brachte ihr viele leichte Punkte ein, den sie im ersten Druchgang zu 80 Prozent ins Feld brachte. Mit einem Ass holte sie sich den ersten Satz.

Satz Nummer zwei war zunächst ausgeglichen: Winner und Unforced Errors wechselten sich in den Aufschlagspielen von Kerber ab, Radwanska spielte jetzt fehlerlos: Im zweiten Satz machte sie nur einen einzigen unbedrängten Fehler, war am Netz die Ruhe selbst und spielte auch Verzweiflungs-Mondbälle immer wieder an oder auf die Grundlinie. Eine sichtlich entnervte Kerber muste schließlich das Break zum 2:3 hinnehmen. Mittlerweile schien auch die Kraft etwas nachzulassen, die Deutsche stand nicht mehr gut zum Ball und war nicht schnell genug auf den Beinen, um das Winkelspiel von Radwanska kontern zu können. Der Matchball war symbolisch für die gesamte Partie: Radwanska war zunächst in der Defensive, konnte sich aber befreien und konnte mit der Rückhand longline den Fehler von Kerber erwzingen.

Danach gab es Bussis am Netz und Radwanska bejubelte ihren ersten Einzug in ein Grand-Slam-Finale. Wenn sie dieses gewinnt, ist sie die neue Nummer Eins der Welt. "Wir waren beide am Anfang ein bisschen nervös. Aber nach ein paar Spielen konnte ich mich auf jeden Punkt konzentrieren. Davon habe ich als Kind geträumt: Ich spiele schon 18 Jahre Tennis, und man will unbedingt ein Grand-Slam-Finale spielen. Das sind die zwei besten Wochen meiner Karriere", erklärte Radwanska nach dem Match im Interview. Am Samstag wartet die vierfache Titelträgerin Serena Williams.

Für Angelique Kerber geht ein sehr erfolgreiches Turnier mit einem Dämpfer zu Ende. Sie kann sich mit 287,500 Pfund Preisgeld trösten und wird in der Weltrangliste am Montag von Platz acht einen weiteren Sprung nach vorne machen.

Kerber-Radwanska im Re-Live

Serena Williams (USA/6) - Victoria Azarenka (BLR/2) 6:3, 7:6

In der dritten Runde stellte Serena Williams in einem knappen Dreisatzerfolg gegen die Chinesin Jie Zheng mit 23 Assen einen neuen Wimbledon-Rekord aus. Trotzdem wusste sie, dass sie sich im Laufe des Turniers noch steigern musste. Im Halbfinale gegen die Australien-Open-Siegerin Victoria Azarenka legte die Amerikanerin schließlich noch einen drauf: Unglaubliche 24 Asse servierte Williams beim knappen Zweisatzerfolg und erreichte regelmäßig Geschwindigkeiten von 190 km/h und mehr. Serena hatte zwei Doppel vom Vortag in den Beinen, aber das war heute nicht zu sehen.

Fehlerlos war Williams beileibe nicht, aber gegen ihre krachenden und platzierten Aufschläge war Azarenka hoffnungslos überfordert. "Ich habe bei den Damen noch nie jemanden so gut aufschlagen sehen", staunte da auch John McEnroe. Einen kümmerlichen Punkt konnte Azarenka gegen den ersten Aufschlag von Williams im ersten Satz erzielen, insgesamt waren es vier in fünf Returnspielen. Sie selbst machte zwar kaum Fehler, wies aber im ersten Durchgang kein einziges Ass, dafür aber vier Doppelfehler auf. Dementsprechen reichte Williams eine einzige Breakchance, um den Satz nach 33 Minuten für sich zu entscheiden.

Im zweiten Satz entschieden nur Kleinigkeiten. Azarenka pushte sich selbst immer wieder mit lauten "Come on!"-Anfeuerungsrufen und entscheid immer mehr Grundlinienduelle für sich. Insofern war sie absolut gleichwertig, vor allem, als sie das Rebreak zum 3:3 schaffte und Serenas Aufschlag damit endlich durchbrach. Mit dem eigenen Service punktete sie konstanter, wehrte eine Breakchance ab und erreichte schließlich den Tiebreak. An ein früheres Ende des Satzes war für sie nicht zu denken - unfassbare 16 Asse schlug Williams im zweiten Satz.

Auch im Tiebreak war lange alles in der Reihe, bis Azarenka beim Stand von 6 beide eine Rückhand ins Netz schlug. Mit ihrem Rekord-Ass powerte sich Williams in ihr siebtes Finale von Wimbledon. "Viktoria ist eine große Spielerin, im zweiten Satz wurde ich nervös und konnte nicht mehr relaxen. Ich bin einfach nur froh, dass ich den Tiebreak gewonnen habe. Radwanska spielt unglaublich gut, sie wird jeden Ball zurückbringen. Aber ich bin einfach nur froh, dass ich so weit gekommen bin", erklärte eine erleichterte Williams, die über das gesamte Match hinweg hochkonzentriert wirkte. Im Finale am Samstag ist sie die klare Favoritin - an diesem Aufschlag wird Radwanska so richtig zu knabbern haben.

Williams-Azarenka im Re-Live

Philipp Petzschner(GER)/Jürgen Melzer(AUS) - Ivan Dodig(CRO)/Marcelo Melo(BRA) 7:5, 6:2, 3:6, 6:3

Halbfinale erreicht! Nach dem Marathonmatch von gestern (16:14 im Fünften gegen Istomin/Elgin) machte es die deutsch-österreichische Kombination Petschner/Melzer heute besser und zog verdient in die Vorschlussrunde des Majors ein, dass sie bereits 2010 gewinnen konnten. Nachdem die ersten zwei Sätze in handlichen 66 Minuten abgearbeitet waren, wurde es im vierten noch einmal spannend, als Dodig und Melo ein Break zum Satzgewinn ummünzen konnten. Im vierten wurde die Ordnung allerdings schnell wieder hergestellt.

Im Halbfinale warten jetzt die an Fünf gesetzten Robert Lindstedt (SWE) und Horia Tecau (RUM). Dabei handelt es sich gleichzeitig um eine Neuauflage des Endspiels von 2010. Außerdem stehen die Gebrüder Bryan(USA) und Murray/Nielsen (GBR/DEN) im Halbfinale.