Tsunami rollt auf Klitschko zu

Von Carolin Blüchel
Wladimir, Klitschko
© Getty

 München - Wie heißt es doch so schön: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Im Fall von Wladimir Klitschko und Tony Thompson trifft diese Redensart auf jeden Fall zu.

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Wenn der Schwergewichts-Weltmeister und sein amerikanischer Herausforderer am Samstagabend in der Hamburger Color Line Arena in den Ring steigen, ist es bereits das zweite Aufeinandertreffen der beiden.

Eigentlich nichts Besonders. Wäre es nicht so, dass sich Klitschko kurioserweise an die erste Begegnung gar nicht erinnern kann.

2003 vor der berüchtigten K.o.-Niederlage gegen den Südafrikaner Corrie Sanders diente der damals noch unerfahrene Rechtsausleger Thompson als Sparringspartner für den Weltmeister. Eindruck konnte er offensichtlich nicht hinterlassen.

"Ich musste meinen damaligen Trainer Fritz Sdunek fragen, ob das wirklich stimmt. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern", gab Klitschko zu.

Spätstarter Thompson

Fünf Jahre später rüttelt der einstige Sparringspartner am Thron von König Klitschko. Seine erste WM-Chance hatte er sich mit einem beeindruckenden K.o.-Sieg im Ausscheidungskampf gegen Luan Krasniqi im vergangenen Jahr verdient. Seither wird Thompson als Nummer eins der WBO-Weltrangliste geführt.

Eine steile Karriere im fortgeschrittenen Sportleralter von 36 Jahren. Erst mit 27 wurde der 110-Kilo-Mann - damals schon Vater von vier Kindern - im Gym "Round One" in Washington entdeckt. Nur ein Jahr später feierte er sein Profi-Debüt. Einer Punktniederlage zu Beginn seiner Karriere folgten 27 Siege in Folge. Nun ist der mittlerweile siebenfache Vater seit knapp acht Jahren ungeschlagen. Eine Bilanz, die auch Dr. Steelhammer beeindruckt.

"Thompson ist nicht umsonst die Nummer eins. Er hat erst eine Niederlage in seiner Karriere kassiert. Er ist so groß wie ich und er hat mich gegen Krasniqi sehr beeindruckt", so Klitschko auf der Pressekonferenz.

Klitschko in der Form seines Lebens

Bei allem Respekt - Zweifel an einem Sieg hat der Weltmeister nicht. "Ich habe in meiner Karriere gelernt, dass man keinen Gegner unterschätzen darf. Deshalb werde ich gewinnen. Außerdem ist Hamburg meine zweite Heimat. Ich habe hier sehr viel Fans, die mich unterstützen werden."

Nach der Vorbereitung im Trainingslager in Going (Tirol) soll sich Klitschko laut seines Trainers Emanuel Steward in der Form seines Lebens befinden.

"Ab Runde fünf wird Thompson K.o. gehen", prophezeite Bruder Vitali in der "Bild".

Thompson noch nie am Boden

Thompson am Boden - es wäre eine Premiere. Denn der Tiger ist vor allem für seine überragenden Nehmerfähigkeiten bekannt. Bislang ist noch keinem Gegner auch nur ein Niederschlag gelungen.

"Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es ist, zu verlieren", gibt sich der Herausforderer in der "Welt" siegessicher.

Eine Bilderbuch-Karriere - allerdings mit einem kleinen aber vielleicht entscheidenden Schönheitsfehler. Die ganz großen Namen hat Thompson bislang nicht geboxt.

Aufgrund seines unspektakulären Boxstils galt der 2-Meter-Hüne in der Vergangenheit nicht als der populärste Gegner für große Kämpfe. Zudem werden ihm eine nur durchschnittliche Schlagkraft und mangelnde Schnelligkeit attestiert.

Tiger kündigt K.o. an

Den Fight gegen Klitschko, den derzeit wohl besten Schwergewichtler der Welt, sieht Thompson demnach als Chance seines Lebens. "Es ist für mich eine riesige Gelegenheit. Wenn ich Wladimir besiege, wird mich das in den USA berühmt machen. Dann kommt das große Geld von ganz allein."

An einen Kampf über die volle Distanz glaubt der Tiger nicht. "Ich werde schließlich nicht nach Stunden bezahlt."

Am üblichen Säbelrasseln im Vorfeld beteiligt sich auch sein Trainer Berry Hunter: "Tony ist wie ein Tsunami. Er kommt völlig unerwartet und vernichtet dann alles."

Ob den großen Worten letztlich auch große Taten folgen, wird sich am Samstag zeigen. Fest steht allerdings, dass Klitschko die zweite Begegnung mit Thompson wohl nicht so schnell vergessen wird wie die erste.

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