Klitschko siegt durch K.o.

SID
Klitschko, Thompson
© Getty

Hamburg - Das linke Auge blau und dick, die rechte Augenbraue aufgeplatzt - Box-Weltmeister Wladimir Klitschko sah nach seiner Titelverteidigung so ramponiert wie lange nicht aus.

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Mit einem K.o.-Sieg in der elften Runde über den Amerikaner Tony Thompson stellte der WBO- und IBF-Champion in Hamburg jedoch erneut klar, dass er der beste Schwergewichtler der Welt ist.

Der Ukrainer, der neben seiner Heimatstadt Kiew und einigen Standorten in den USA auch seinen Profikarriere-Startort Hamburg als Nebenwohnsitz erkoren hat, musste sich allerdings mehr quälen als vermutet.

"Großen Respekt vor Thompson"

"Ich habe großen Respekt vor Tony Thompson. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer werden wird", gestand der Ukrainer. "Ich hatte schon seit längerem kein blaues Auge mehr. Jetzt sehe ich aus wie ein richtiger Weltmeister."

So lange Thompsons Kondition reichte, setzte er den Favoriten vor rund 12.000 Zuschauern in der Color-Line-Arena und knapp zehn Millionen vor den Fernsehgeräten unter Druck und landete auch einige harte Treffer.

"Er war voll drauf, er wollte unbedingt gewinnen. Es war unangenehm. Ich habe nie gedacht, dass es so schwer wird", sagte Klitschko nach dem Kampf.

Klitschkos rechte Gerade

Als dem siebenfachen Vater aus Washington D.C. in der zweiten Kampfeshälfte jedoch allmählich die Puste ausging und auch die bis dahin sichere Deckung bröckelte, nutzte Klitschko seine Urgewalt, und streckte den Herausforderer mit einer rechten Geraden ans Kinn zu Boden.

Als Thompson die Welt um sich herum wieder wahrnehmen konnte, vergoss er bittere Tränen. Für Klitschko war es der 51. Sieg im 54. Kampf und der 45. K.o. (Quote 88,2 Prozent). "Er ist ein großer Champion. Seine Treffer waren sehr genau. Er war am Ende des Kampfes viel stärker als ich", zollte Thompson dem Sieger Respekt.

Plan B

"Zu Beginn hatte ich schon Befürchtungen, dass es auch anders ausgehen könnte", meinte Ex-Europameister Luan Krasniqi, der im vergangenen Jahr gegen Thompson durch technischen K.o. verloren hatte. "Thompson ist unangenehm zu boxen. Und Wladimir ist Boxer, kein Kämpfer", sagte der Mann aus Rottweil.

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Weil Rechtsausleger Thompson mit seiner Rechten geschickt den brandgefährlichen linken Jab des Weltmeisters nahezu ausschaltete, kam der 32-jährige Ukrainer nicht wie gewohnt zum Zug. "Wenn Plan A nicht funktioniert, dann nimmt man Plan B", erklärte Klitschko und setzte fortan seine explosive Rechte häufiger ohne Vorwarnung ein.

Lob von Lewis

Auch Ex-Weltmeister Lennox Lewis, der für den amerikanischen TV- Sender HBO den Kampf kommentierte, lobte den promovierten Sportwissenschaftler.

"Im letzten Drittel ist Wladimir immer lockerer geworden und Thompson verkrampfter. Ich habe an seinen Augen gesehen, dass er den K.o. unbedingt will. Dieser Kampf war besser als sein letzter, aber es war kein großer Kampf. Wir warten immer noch auf den Beginn einer neuen Schwergewichts-Ära", sagte der Brite, der von 1997 bis 2003 als Dreifachweltmeister das Maß aller Dinge im Schwergewicht war.

Kehrt Vitali zurück?

Doppelchampion Klitschko muss sich nun im Herbst der Nummer eins der IBF, dem Russen Alexander Powetkin aus dem Sauerland-Stall, stellen. Der hatte bereits vor dem Thompson-Kampf getönt: "Ich habe das Gefühl, dass das Klitschko-Lager diesen Kampf möglichst lange hinausschieben wird."

Weil Sauerland aber Extremforderungen stelle, wie Klitschko-Berater Bernd Bönte formulierte, und den Kampf beim Fernsehpartner ARD zeigen wolle, während der Klitschko-Boxstall K2 Partner RTL im Boot hat, könnte es Probleme geben.

Als Alternative nannte Klitschko den Briten David Haye. Im Oktober will zudem Wladimirs älterer Bruder Vitali Klitschko sein Comeback nach vierjähriger Kampfpause geben und sich gegen Samuel Peter (Nigeria) den WBC-Titel zurückholen.

"Wir wollen Box-Geschichte schreiben und als erstes Brüderpaar gemeinsam Schwergewichtsweltmeister sein", sagte der fast 37-jährige Klitschko.

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