Von Architekten und Schraubern

Von Max Schöngen
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Javier Zanetti (40, Inter)

Italiens Fußballwelt erhob sich vor wenigen Wochen am letzten Spieltag der Serie A, um Javier Zanetti nach 616 Spielen in der Serie A gebührend zu verabschieden. Nach 22 Jahren spulte Il Treno, die Eisenbahn, wie er in Italien wegen seiner Läufe entlang der Außenlinie genannt wird, seine letzten Meter ab.

Es waren die letzten Meter von einigen Hunderttausenden, die Zanetti während seiner Karriere gelaufen war. Der 40-Jährige blickt zurück auf eine Karriere, die viele andere überdauerte und die einige Spieler kommen und gehen sah.

Im Sommer 1995 kam er vom argentinischen Klub CA Banfield zu Inter. Zur Einordnung: Im selben Jahr wechselte Otto Rehagel von Werder Bremen zum FC Bayern, die FIFA führte die 3-Punkte-Regel ein und Berti Vogts feilte als Bundestrainer an der Nationalmannschaft, die ein Jahr später in England Europameister werden sollte.

Vor gut einem Jahr schien Zanettis Karriere bereits vorbei, als dem Argentinier in der Partie gegen Palermo die Achillessehne riss. Die komplette Serie A nahm Anteil an der Verletzung, bangte mit ihm und hoffte auf eine Fortsetzung der Laufbahn. Sogar die Fans von Inters Stadtrivalen AC Milan feierten ihn mit Sprechchören, alleine das sagt einiges über den Stellenwert Zanettis in Italien aus. Ein Stellenwert, den er sich über all die Jahre nicht zuletzt durch seine faire Spielweise und sein bescheidenes Auftreten verdient hatte.

Replik Zanetti auf sämtliche Spekulationen über ein Karriereende: "Es ist normal, dass man nach vielen Kilometern einfach mal die Reifen wechseln muss. Ich werde stärker als jemals zuvor zurückkommen." 195 Tage später wurde seine Ankündigung wahr, als der Abwehrspieler in der Partie gegen Livorno eingewechselt wurde. Die Eisenbahn war wieder da.

Gewiss konnte Zanetti im weiteren Verlauf der Saison nicht mehr an die Leistungen vergangener Tage anknüpfen. Alles andere wäre jedoch einem noch größeren Wunder gleichgekommen, als dieser Mann ohnehin schon ist. Seine Legende hat er sich längst erschaffen und wird Inter auch weiter erhalten bleiben. Zur kommenden Saison wechselt er ins Management der Nerrazzuri.

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