Alle Wege führen nach...

Von Benedikt Treuer
Die Fans liebten ihn, wohin er auch kam - Thierry Henrys sportliche Heimat ist aber Arsenal
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Hinlänglich bekannt ist, dass es noch viele Interessenten am Spieler Thierry Henry gibt. Zuletzt betrieb der frühere Bayern-Profi und aktuelle Trainer bei Girondins Bordeaux, Willy Sagnol, öffentliches Werben: "Wenn er Lust hat, unsere Stürmer zu unterstützen und seine Erfahrung einzubringen, ist er willkommen", sagte der Girondins-Coach.

Zusätzliche Gerüchte über einen möglichen Wechsel nach Indien kamen in den vergangenen Wochen auch immer wieder auf. In der nationalen Super League könnte Henry dort mit seinen alten Freunden Robert Pires, David Trezeguet und Nicolas Anelka zusammenspielen. Ein kolportiertes Interesse aus Monaco und Paris entsprang dagegen offenbar der Fabelwelt.

Dass der sympathische Franzose aber in den kommenden Jahren noch weiter aktiv die Schuhe schnüren wird, kann aufgrund aktueller Aussagen zumindest stark bezweifelt werden. Auch scheint Henry schon eine Tendenz entwickelt zu haben: Vieles spricht dafür, dass der Rekordtorjäger zu seiner großen Liebe zurückkehrt.

Herz gehört dem FC Arsenal

"Zwei Dinge sind sicher. Erstens: Ich werde dem Fußball erhalten bleiben. Zweitens: Ich würde den FC Arsenal gerne als Champions-League-Sieger sehen. Ob ich das von Nahem miterlebe, liegt nicht an mir, aber ich würde gerne helfen. Arsenal ist mein Klub und als Spieler konnte ich ihm diesen Titel leider nicht schenken."

Demgegenüber wäre auch Arsene Wenger nicht abgeneigt. Henrys Entdecker und Noch-Coach bei Arsenal sieht die Zukunft der Klub-Ikone definitiv auf der Insel: "Er ist einfach ein Gunner, hier hatte er seine beste Zeit. Er kehrt ganz sicher eines Tages zurück", so Wenger kürzlich.

Henry müsse sich zuvor aber darüber klar werden, in welcher Position er nach seinem Karriereende arbeiten wolle, merkte der Trainer an, der nicht dafür bekannt ist, gerne Mitarbeiter von extern in seinen Stab aufzunehmen. Für Henry würde er eine Ausnahme machen.

Henry-Rückkehr für die Gunst der Fans?

Bei Arsenal würde eine Henry-Rückkehr einen riesigen Hype auslösen. Hier gewann er zwei Premier-League-Titel - die letzten beiden in der Gunners-Titelsammlung, wurde viermal Torschützenkönig, ist mit 228 Toren Rekordtorjäger des Klubs und war seither absoluter Fanliebling. "The Arsenal Away Boyz" komponierten ihm zu Ehren einst sogar einen eigenen Song - in Anlehnung an 50 Cents "P.I.M.P.". Sollte Wenger Henry tatsächlich zurück ins Boot holen, würde er damit auch seinem eigenen angekratzten Image wieder einen deutlichen Pluspunkt anheften.

Die Spekulationen um eine Rückkehr nach London heizte Henry in den vergangenen Tagen selbst an: Seine Titelbilder auf "Facebook" und "Twitter" zieren mittlerweile wieder die Fassade des Emirates - inklusive seines eigenen Denkmals. Für Fans und Experten ist das ein klares Zeichen.

Zudem äußerte sich Henry in amerikanischen Medien: "Wir werden bald sehen, was passiert. Zurück zu Arsenal? Das ist der Wunsch. Weihnachten steht vor der Tür, aber es ist etwas, das nicht auf der Stelle passieren wird."

In England ein Held, in Frankreich...?

Es spricht vieles für Arsenal - und einiges gegen Frankreich. Gerade vor wenigen Tagen machte Ex-Mitspieler Emmanuel Petit deutlich, wie sehr sich Henrys Ansehen in den beiden Ländern unterscheide: "In England würden sie eine Statue für Thierry bauen. Das bedeutet eine Menge. Dieses schlechte Image in Frankreich kotzt mich an. Was können wir ihm vorwerfen? Das Handspiel gegen Irland? Er hat Frankreich dabei geholfen, sich für die WM zu qualifizieren. Er wird hier nicht gehasst, aber ganz offensichtlich auch nicht geliebt. Ich habe ein großes Problem mit den Franzosen. Ich habe nie solch arrogante, blasierte, verlogene und scheinheilige Menschen erlebt."

Von jenem Publikum winkt Titi nun aber der große Abschied. Bereits mehrere Akteure, darunter Wenger und Zinedine Zidane, sprachen sich dafür aus, dass Henry im kommenden Frühjahr gegen Brasilien ein letztes Mal für die Equipe Tricolore auflaufen solle, nachdem er mit dieser 1998 den WM- und 2000 den EM-Titel gewann. "Nach all dem, was er dem französischen Fußball gebracht hat, wäre das ein großartiger Moment für ihn", sagte Zidane. Die französische Sportzeitung "L'Equipe" startete sogar eine Kampagne, die Didier Deschamps auffordert, Henry für das Testspiel einzuladen.

Bis dahin wird sich wohl aber auch vieles Weitere um Henrys Zukunft geklärt haben. Und wer weiß, vielleicht können die Arsenal-Fans bald wieder einstimmen: "If you come on down to Highbury, you can see Thierry Henry, he is the best player you will ever see, Thierry, Thierry Henry..."

Seite 1: Abschied aus den USA

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Thierry Henry im Steckbrief

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