Der Lewandowski-Schock klingt ab

Der VfL zeigte sich als Team in Manchester schon wieder deutlich gefestigter als zuletzt in der Liga
© getty

Die 1:2-Niederlage des VfL Wolfsburg in Manchester erscheint auf den ersten Blick vor allem ärgerlich. Dabei ist das Positive, das der Klubs aus dem Old Trafford mitnimmt, ist fast genauso gewichtig. Denn die Hypothek, welche die Wölfe noch aus dem Bayern-Spiel mit sich tragen, scheint bald abgetragen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"In neun Minuten das Spiel dermaßen aus den Händen zu geben, das habe ich so noch nicht erlebt. Ich fange aber nicht an, grundsätzlich an unserer Stabilität zu zweifeln", sagte Diego Benaglio bedrückt in die Mikros. Wenige Augenblicke zuvor hatte ihm Robert Lewandowski fünf Tore ins Netz gejagt.

"Es ist auf jeden Fall ein Rückschlag. Dass wir so unter die Räder gekommen sind, ist natürlich eine herbe Enttäuschung", führte Wolfsburgs Keeper fort. Der Schock saß tief.

Der VfL hatte einen mächtigen Dämpfer in Sachen Selbstverständnis erhalten - einen so einschneidenden, dass selbst das darauf folgende Spiel gegen Hannover noch unter den Nachwehen litt.

Analyse: Mata überwindet starke Wölfe

Als Juan Mata am Mittwochabend in der 34. Minute zum Elfmeter antrat und souverän verwandelte, ging ein Zucken durch Wolfsburgs erste Elf. Die Verunsicherung war noch nicht gewichen - im Gegenteil: Der Lewandowski-Schock holte den VfL auch in Manchester ein.

Angst vor dem Deja-Vu

Die Minuten bis zur Halbzeit zogen sich. Die Red Devils drückten - und der VfL-Defensive flogen die Bälle um die Ohren. Stellvertretend für die zurückgekehrte Verunsicherung war Christian Träsch, der in den Eins-gegen-Eins-Duellen gegen den flinken Memphis Depay völlig überfordert war.

Der Niederländer hatte kurz nach dem Ausgleich sogar die große Chance auf die Führung, scheiterte jedoch freistehend an Benaglio (37.). "Mitte der zweiten Halbzeit haben wir die Kontrolle verloren und wurden hinten reingedrängt", gestand Dieter Hecking nach dem Spiel: "Mit 1:0 in die Pause zu gehen, wäre schon schön gewesen."

Die Angst vor einem Deja-Vu, die Wucht des Old Traffords, große Namen in den Reihen des Gegners: In den Momenten nach dem 1:1 litt das Selbstvertrauen der Gäste deutlich unter diesen Faktoren. Die Wölfe wackelten, doch sie fielen nicht.

Heckings Botschaft kommt an

Nicht einmal, als unmittelbar nach der Pause das 1:2 fiel. "Wir sind wieder gut aus der Halbzeit gekommen", befand Hecking, der von der mentalen Stärke seiner Mannschaft überzeugt war. Obwohl United nach der Führung vorerst das Spielgeschehen bestimmte, verlor der VfL nicht noch einmal die Ordnung.

Im Gegenteil: Mit der Hereinnahme von Schürrle und Bentner gab Hecking seiner Mannschaft noch einmal eine deutliche Botschaft mit auf den Weg. Es war die Erinnerung an die offensiven Stärken des VfL. Jene, die Wolfsburg schon in weiten Teilen der ersten Halbzeit auf den Platz gebracht hatte.

Und der Wink kam an: In der Schlussphase nahmen die Gäste das Spiel wieder in die Hand. Schürrles Abschluss, der das Tor am langen Pfosten nur knapp verfehlte (71.), Dantes Versuch, den Rooney noch klärte (76.) und Rodriguez' Freistoß (86.): Die Chancen waren durchaus da.

Die Ansätze wurden wieder gefunden

Und obwohl letztlich nichts Zählbares dabei heraussprang, war bei den Wölfen alles andere als Resignation angesagt. Dass der Sieg oder zumindest ein Unentschieden in greifbarer Nähe waren, schien im ersten Moment bitter. Beim zweiten Nachdenken jedoch überwog der Stolz.

Anders als nach dem Bayern-Spiel arbeiteten die Verantwortlichen die Niederlage im Anschluss an die Partie offen auf. "Wir haben eine gute Mannschaftsleistung gezeigt, waren aber in den Passsituationen zu unachtsam", kreidete Schürrle seiner Mannschaft an. Jeder Einzelne hatte nach der Partie Ansätze, an denen es zu arbeiten gelte - aus VfL-Sicht das positivste Zeichen.

Der Lewandowski-Schock klingt ab

"Uns sind in den entscheidenden Momenten zu viele Fehler unterlaufen. Das ist es, was uns im Moment von den Punkten trennt und was wir besser machen müssen", bemängelte Klaus Allofs. Doch auch er bemerkte den entscheidenden Unterschied zur Partie in der Allianz Arena: "Es gibt Dinge, die diese Niederlage erklären."

Letztlich waren die Gäste dann sogar noch am Unentschieden dran: "Zum Ende hin hätten wir den Punkt aber verdient gehabt", resümierte Allofs, der auch bei seinen Spielern wieder Kampfeslust feststellen durfte: "Man hat gesehen, dass wir mit Manchester mithalten können, teilweise sogar überlegen waren", sagte Träsch und Naldo ergänzte: "Wir müssen mitnehmen, dass wir unbedingt gewinnen wollten."

Auf dem Platz wirkte Lewandowskis Denkzettel in den Köpfen der Wölfe phasenweise noch nach. Letztlich blieb aber die Erkenntnis: Der VfL kann mit den Großen mithalten und wird im Rückspiel keinesfalls als Außenseiter in die Partie gehen. "Wir haben heute vieles richtig gemacht und so muss es jetzt weitergehen", befand Hecking abschließend. Der Schock klingt allmählich ab.

Manchester United - VfL Wolfsburg: Die Statistik zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema