Schalke nach Sieg in Piräus in Feierlaune

SID
Klass-Jan Huntelaar erzielt das entscheidende 2:1 für die Schalker
© Getty

Huub hupte. Energisch drückte der Schalker Trainer auf den Alarmpunkt am Lenkrad des Mannschaftsbusses. Das Horn dröhnte ohrenschädigend durch die Einfahrt des Stadions. Huub Stevens unterlegte seine plötzlich aufzuckende Verärgerung mit einem Brüller.

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Der massive Aufruf galt Klaas-Jan Huntelaar, der Schalke-TV ein Interview gab. Der Stürmer solle sofort einsteigen und seine Kollegen im Georgios-Karaiskakis-Stadion nicht unnötig warten lassen, verlangte Stevens auf die rustikale Art.

Der Torjäger, der mit seinem Treffer den 2:1 (1:0)-Sieg für den FC Schalke 04 bei Olympiakos Piräus perfekt gemacht und dem Spiel eine kleine historische Note gegeben hatte, brach das Gespräch ab und flitzte los. Selbst der niederländische Star genießt bei seinem Landsmann Stevens keine Sonderrechte.

Stevens ist zufrieden

Es war 0.40 Uhr in griechischer Nacht, und eigentlich war Stevens bestens gelaunt. "Wir haben in einem Auswärtsspiel zwei Tore geschossen und gewonnen. Da musst du zufrieden sein", sagte der 58-Jährige. "Wir sind nicht in Hektik verfallen nach dem 1:1 für Piräus und dem verschossenen Elfmeter von Huntelaar. Das war sehr gut", erklärte Stevens.

"Natürlich wäre mir lieber gewesen, wenn wir das Spiel früher entschieden hätten." Doch unter dem Strich stand mit den Toren von Benedikt Höwedes (41.) und Huntelaar (59.) ein echter Achtungserfolg, überraschend ruhig herausgespielt von der jungen Mannschaft.

Historischer Sieg

Schalke schaffte es, nach vier Niederlagen seit 2001 im fünften Anlauf erstmals ein Auftaktspiel in der Champions League zu gewinnen. Zudem siegten die Königsblauen als erste deutsche Mannschaft in Piräus seit dem Hamburger SV vor 30 Jahren.

Die souveräne Art und Weise, wie der Sieg nach Hause gebracht wurde, war eine Warnung an den FC Bayern vor dem Topspiel in der Arena auf Schalke am Samstag. Noch in Piräus begann Stevens die Vorbereitung auf das Spitzenspiel, als er die Spieler am Mittwoch vor dem Abflug zum Training bestellte.

Starkes Startelf-Debüt von Barnetta

"Ich bin sehr glücklich, dass wir in der Höhle des Löwen gewonnen haben. Das war ein hartes Stück Arbeit. Dieser Auftakt nach Maß war beeindruckend", sagte Sportdirektor Horst Heldt. Die Bayern, Leverkusen, Bremen und vor einem Jahr auch Dortmund hatten gegen den griechischen Serienmeister mit seinem unglaublich leidenschaftlichen Publikum Niederlagen kassiert.

Nur kurz, als Djamel Abdoun den Ausgleich schoss (58.), stand der Sieg infrage. Doch mit dem Treffer von Huntelaar antworteten die Gelsenkirchener in ihrem 150. Europapokalspiel postwendend.

Zwei Minuten später vergab der Mittelstürmer sogar noch einen Foulelfmeter, den Tranquillo Barnetta rausgeholt hatte. Der Schweizer, der erstmals in einem Pflichtspiel in der Schalker Startelf stand, wurde von der UEFA zum "Spieler des Spiels" erkoren.

Bei Schalke gibt's viel zu feiern

Es gab einiges zu feiern bei Schalke. Kyriakos Papadopoulos, dem ein reguläres Kopfballtor aberkannt worden war (38.), hatte den Kollegen für einen Sieg gegen seinen Ex-Verein eine Runde versprochen. Lewis Holtby, der Huntelaar beim Siegtor mit einem Klassepass bedient hatte, musste noch einen ausgeben, weil er an seinem 22. Geburtstag sein Debüt in der Champions League gab.

"Das fühlt sich richtig geil an. Ich bin so stolz, Teil dieser Mannschaft zu sein", sagte der Mittelfeldspieler. Der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft lobte das Team, weil es ohne den früheren Superstar Raul noch besser geworden sei.

Geburtstagskind Holtby: "Wir rücken immer mehr zusammen"

"Wir rücken immer mehr zusammen, wir haben einen absoluten Teamgeist, und wir haben einen sehr guten Kader mit sehr viel Qualität", erklärte Holtby. Stevens konnte es sich leisten, in Piräus Julian Draxler und Ibrahim Afellay draußen zu lassen, die beim 2:0 in Fürth überzeugt hatten. Noch ist Schalke ungeschlagen, aber am Samstag tritt der Tabellenführer im Revier an.

"Jetzt kommt das absolute Highlight gegen Bayern. Gegen eine Topmannschaft zu gewinnen, haben wir letztes Jahr nicht geschafft. Jetzt müssen wir alles daran setzen. Die Qualität, es zu packen, haben wir", sagte Holtby und stieg in den Bus zum ungeduldigen Trainer. Auch für den galt Holtbys Angebot: "Im Hotel kann jeder auf mich trinken, was er möchte, und wenn es ein Glas Milch mit Honig ist."

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