Heynckes lässt die Drähte glühen

Von Andreas Lehner
Jupp Heynckes geht in seine dritte Champions-League-Saison als Trainer
© Getty

Der FC Bayern startet gegen den FC Valencia in die Champions-League-Saison (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER). Trainer Jupp Heynckes spricht voller Respekt vom Gegner. Kapitän Philipp Lahm gibt sich selbstbewusst.

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Wie sehr Jupp Heynckes das spanische Lebensgefühl in sich aufgenommen hat, wurde spätestens in den letzten Wochen klar. Im Zuge des Transfers von Javi Martinez zum FC Bayern machte der Trainer immer wieder deutlich, wie wichtig es war, die Gewohnheiten der Spanier und insbesondere der Basken zu kennen. Auch beim Integrationsprozess des Neuzugangs ist die spanische Vergangenheit von Heynckes ein großer Pluspunkt.

Heynckes ist durch seine Zeit als Trainer bei Bilbao, Teneriffa und Real Madrid geprägt, er ist lockerer geworden über die Jahre. Nebenbei hat er sich aber noch ein paar deutsche Tugenden bewahrt. Pünktlichkeit zum Beispiel ist ihm wichtig.

Dass die Pressekonferenz am Dienstagnachmittag an der Säbener Straße knapp 30 Minuten später als geplant begann, war also nicht dem lockeren, südländischen Umgang mit Zeit zuzuschreiben, sondern einem ordinären Stau. Heynckes entschuldigte sich höflich, bevor der das Podium bestieg und sich der anstehenden Champions-League-Saison widmete.

Lahm: "Wir gehören zu den Mitfavoriten"

Dabei musste sich der Trainer immer wieder Fragen nach dem verlorenen CL-Finale gegen den FC Chelsea und dem Endspiel im Mai 2013 im Londoner Wembleystadion erwehren. Das Spiel gegen Chelsea sei längst "ad acta gelegt" und vor dem ersten Spiel der Gruppenphase über London zu sprechen, "scheint mir verfrüht".

Heynckes wollte sich partout kein langfristiges Ziel entlocken lassen und gab an, nur von Spiel zu Spiel zu denken. Sein Kapitän ging da schon etwas forscher zur Sache. "Wir gehören zu den Mitfavoriten", sagte Lahm. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind und um den Titel mitspielen können." Die Top-Favoriten sind für ihn aber Barcelona, Real Madrid und die Klubs aus Manchester.

Heynckes von Valencia beeindruckt

Auch Heynckes berief sich auf diese Klubs, als er von den Unwägbarkeiten einer Champions-League-Saison sprach. Intensiv habe er sich aber zuletzt nur mit dem FC Valencia beschäftigt. Eine Mannschaft, die Heynckes in einem Zuge mit Barca und Real nannte und sie zu den "großen Drei in Spanien" zählte.

"Ich bin beeindruckt, die Mannschaft imponiert mir", sagte Heynckes, der vor allem die Auswärtspartien im Bernabeu (1:1) und im Camp Nou (0:1) analysiert hat. "Valencia ist eine laufstarke, gut organisierte und auch körperlich starke Mannschaft, die wie jede spanische Mannschaft noch gute Fußballer in ihren Reihen hat."

Um bestens vorbereitet zu sein, hat Heynckes auch alte Kanäle angezapft und "die Drähte glühen lassen". Auch im Internet habe er sich durch die Lektüre von "As" und "Marca" auf den Gegner vorbereitet.

Lahm schätzte Valencia als den "ärgsten Konkurrenten in der Gruppe" ein, ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass im Heimspiel zum Auftakt nur drei Punkte zählen.

Rotation von größter Bedeutung

Ob die angeschlagen Franck Ribery und Arjen Robben dabei auflaufen werden, ließ Heynckes ebenso offen wie das Startelfdebüt von Javi Martinez. Alle seien fit und damit auch einsatzfähig, erklärte der Trainer.

Die Ausfälle der Superstars sowie von Mario Gomez und David Alaba konnten die Münchner bisher problemlos kompensieren. Die Neuzugänge haben Wirkung gezeigt und Heynckes mehr Möglichkeiten beschert. "Die Rotation ist für die ganze Saison von größter Bedeutung", sagte der Trainer. "Das war die Quintessenz der Schlussphase der vergangenen Saison."

Die Spieler müssten sich daran gewöhnen, auch mal auf der Bank zu sitzen. Das habe er der Mannschaft auch schon vor der Saison mitgeteilt, trotzdem sei die Atmosphäre im Team sehr positiv.

Lahm ist überzeugt, dass die neue Breite im Kader im Laufe der Spielzeit den Ausschlag für den Erfolg geben kann. "Wir haben uns qualitativ und quantitativ verstärkt", sagte der Kapitän, der auch nicht davor zurückschreckte, als langfristiges Ziel das Finale auszugeben. "Wieso nicht nochmal, wir haben ein Team, das das schaffen kann."

Bayerns Champions-League-Gruppe F