Slomka trotzt allen Widerständen

SID
Fußball, Champions League, Barcelona, Schalke
© DPA

Gelsenkirchen - Noch vor einigen Wochen stand Mirko Slomka hart in der Kritik und musste um seinen Arbeitsplatz fürchten. Doch immer wenn es besonders schwierig wird, scheint der 40 Jahre alte Coach des Traditionsklubs die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.

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Nicht nur der Einzug ins Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Barcelona (Di., 20.45 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere), sondern auch drei Bundesliga-Siege in Serie und die Rückkehr auf Rang drei haben die wacklige Position des Schalker Trainers wieder gefestigt.

Bewundernswert sind vor allem die Ruhe und Gelassenheit, die er in Krisensituationen ausstrahlt. "Wenn ich mich ständig damit befasse, was über mich geredet und geschrieben wird, macht das keinen Sinn. Es lenkt nur ab von meiner eigentlichen Aufgabe", sagt er.

"Es hat ziemlich gerappelt" 

"Die Gelassenheit ist Mirko Slomkas größte Stärke", meint Andreas Müller. Der Manager war es, der den ehemaligen Co-Trainer nach dem Rausschmiss von Ralf Rangnick vor fast zweieinhalb Jahren überraschend in die Position des Cheftrainers hievte.

Und Müller ist es auch, der Slomka gegen Angriffe von innen und außen abschirmt. Als Präsident Josef Schnusenberg den Trainer Anfang März nach einer Niederlagenserie aus Sorge um ein sportliches Desaster öffentlich infrage stellte, sprang Müller dem Coach vor dem wichtigen Champions-League-Spiel in Porto zur Seite. Schnusenberg hingegen erhielt von Müller einen Rüffel für das Vorpreschen. "Es hat ziemlich gerappelt", räumt Schnusenberg ein.

Der Zweck heiligt die Mittel 

Seitdem herrscht Ruhe - und es wird wieder gewonnen. Dennoch ist jedem klar: Im Fall einer Misserfolgsserie geht das Theater von vorne los. Alles steht und fällt mit dem Erfolg. Dass weiß auch Slomka, nicht zuletzt nach mehreren Gesprächen mit Schnusenberg: "Letztlich zählen nur die Ergebnisse. Und es geht darum, wie kommt man zu diesem Erfolg. Das ist immer die Frage."

Dafür nimmt er auch in Kauf, dass kreative Momente und der angestrebte attraktive Offensivfußball im Moment auf der Strecke bleiben. Der Zweck heiligt die Mittel.

Zwar nutzt der studierte Mathematiker seine Kenntnisse in diesem Bereich u.a. für Spielanalysen. Aber Resultate im Sport sind nicht programmierbar.

Zuneigung auf sportlicher Basis 

"Wäre Erfolg berechenbar, könnte der Fußball nicht so viele Fans begeistern. Sollte es dennoch möglich sein, wären die Variablen Tagesform und Glück sicher Bestandteile einer Formel, in der am Ende als Ergebnis ein Tor mehr als beim Gegner stehen sollte."

Der gebürtige Hildesheimer, dessen Familie in Hannover heimisch ist, gilt als analytischer Mensch. Vielleicht deshalb fällt es ihm besonders schwer, die Herzen der Fans im emotionalen Schalker Umfeld zu erobern. 

Aufgrund des Auftretens und der sportlichen Bilanz - Slomka ist nach Ottmar Hitzfeld der zweiterfolgreichste Bundesliga-Trainer - wird er zwar respektiert, aber nicht geliebt wie einst der kantige Huub Stevens.

Zudem ist Slomka Seiteneinsteiger, hat selbst nie hoch gespielt. Das macht ihn zusätzlich suspekt. "Aber ich lasse mich nicht von meinem Weg abbringen", sagt Slomka.

Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeit 

Gelingt es ihm, am Ende der Saison mit Schalke 04 mindestens Platz drei in der Liga zu erreichen, darf er in der nächsten Spielzeit einen neuen Versuch starten, die Meisterschale nach Gelsenkirchen zu holen. Vielleicht hilft ihm die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

"Wenn wir unsere Entwicklung vorantreiben, werden wir regelmäßig um den Titel mitspielen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir es dann auch mal schaffen, steigt mit jeder Saison."

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