Quaresma, der Superstar

Von Interview: Leonardo Scheinkman
Ricardo, Quaresma, Porto
© Getty

München - Ricardo Quaresma galt vor fünf Jahren als der kommende Superstar des portugiesischen Fußballs und als legtimer Nachfolger von Luis Figo.

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Der Wechsel von Sporting Lissabon zum FC Barcelona 2003 sollte sein Durchbruch sein. Doch bei den Katalanen brachte der mittlerweile 24-Jährige kein Bein auf den Boden. Nach einem Jahr wechselte er zurück in die Heimat zum FC Porto. Dort hat er zu seinem charakteristischen Spiel und alter Stärke zurückgefunden.

Gegen den FC Schalke (20.45 Uhr im SPOX-TICKER und Internet TV) will Quaresma seinem Team den Einzug ins Viertelfinale der Champions League bescheren. Im Interview mit SPOX.com spricht er über den Triumph in der Königsklasse, die Verhandlungen mit Bayern München und Cristiano Ronaldo.

SPOX: Für Schalkes Trainer Mirko Slomka war das 1:0 im Hinspiel das "Wunschergebnis". Wie stehen im Rückspiel die Chancen für Porto?

Ricardo Quaresma: Gut. Schalke hat zwar eine starke Mannschaft, aber jetzt spielen wir in unserem Stadion, vor unseren Fans. Wenn wir zu unserem Spiel finden, schießen wir zwangsläufig Tore und kommen weiter. Unser Ziel ist es, die Champions League zu gewinnen.

SPOX: Das Hinspiel war einer der schwächsten Auftritte Ihrer Mannschaft in der gesamten Saison. Lag das an Schalke oder waren Sie von der Kulisse eingeschüchtert?

Quaresma: Die Atmosphäre in der Arena war großartig, aber das hat mich nicht sonderlich interessiert. Wir hatten unsere Chancen, die wir aber nicht genutzt haben. Und was immer wieder unterschlagen wird: Schalke gehört zu den besten Teams Deutschlands und steht bestimmt nicht zu Unrecht im Achtelfinale.

SPOX: Nach der Auslosung haben Sie von einem leichten Gegner gesprochen. Haben Sie dieses Urteil mittlerweile revidiert?

Quaresma: Ich meinte damit nur, dass Schalke im Vergleich zu Manchester United oder Real Madrid ein einfacherer Gegner ist. Immerhin hatte Schalke keine Erfahrung in der K.o.-Runde der Champions League, was ist dann falsch daran, das als kleinen Vorteil für uns zu sehen?

SPOX: Stichwort Real. Die Spanier sollen wie Arsenal an Ihnen interessiert sein...

Quaresma: Es gibt viele Gerüchte, und es ehrt mich, dass große Teams meine Spielweise mögen. Es wäre auf jeden Fall eine große Herausforderung für mich, bei einem dieser Klubs zu spielen. Das ist ja kein Geheimnis, dass jeder Spieler gerne mal in Italien, England oder Spanien spielen würde.

SPOX: Im vergangenen Jahr war auch der FC Bayern an Ihnen dran. Wie weit gingen damals die Verhandlungen?

Quaresma: Bayern ist ein großer Klub mit einer großartigen Mannschaft und ihr Interesse hat mich sehr geehrt. Aber ich hatte wirklich keinerlei Interesse daran, nach München zu wechseln.

SPOX: Ist Ihnen die Bundesliga nicht stark genug oder ist es Ihnen in Deutschland einfach nur zu kalt?

Quaresma: Es ist jedes Mal sehr, sehr kalt, wenn ich in Deutschland bin. Schon das alleine ist für viele Spieler der Grund, nicht in Deutschland spielen zu wollen.

SPOX: Deutschland ist also raus. Wenn Sie Porto verlassen - in welche Liga geht es dann?

Quaresma: Gut, dass Sie "wenn" sagen. Momentan bin ich hier in Porto sehr glücklich und konzentriere mich nur auf meine Aufgabe hier. Was danach passiert, ist reine Spekulation.

SPOX: Weil Sie schlechte Erfahrungen gesammelt haben? 2003 wechselten Sie aus Lissabon nach Barcelona, wurden dort aber nicht glücklich. Man sagt, Sie seien mit dem Trainer nicht gut ausgekommen...

Quaresma: Über Frank Rijkaard möchte ich nicht sprechen, da konzentriere ich mich lieber auf meine jetzigen Aufgaben. Meine Zeit in Barcelona kann man ganz einfach als glücklos bezeichnen. Ich habe nur ein Tor geschossen und kurz vor Saisonende habe ich mich auch noch verletzt. Dadurch habe ich die U-21-EM und die Europameisterschaft in Portugal verpasst. Das war eine Riesenenttäuschung für mich. Man probiert alles - und alles läuft schief. So ist das eben manchmal.

SPOX: Und das lag nicht daran, dass Sie damals die nötige Ernsthaftigkeit vermissen ließen?

Quaresma: Klar habe ich mich durch meine Erfahrungen in den letzten Jahren charakterlich weiterentwickelt. Ich bin definitiv reifer geworden. Man lernt eben immer dazu.

SPOX: War es hart, nach Ihrer Zeit in Spanien als Gescheiterter nach Portugal zurückzukehren?

Quaresma: Na ja, als gescheitert würde ich mich nicht bezeichnen. Ich hatte ein paar Schwierigkeiten in Spanien und die Verletzung hat dabei nicht gerade geholfen. Ich wollte anfangs gar nicht zurück nach Portugal, aber im Nachhinein bin ich sehr glücklich mit meiner Entscheidung, zu Porto zu wechseln.

SPOX: Nicht nur wegen der gemeinsamen Vergangenheit bei Sporting werden zwischen Ihnen und Cristiano Ronaldo Parallelen gezogen. Können Sie das nachvollziehen?

Quaresma: Ich mag solche Vergleiche nicht. Klar haben wir gewisse Gemeinsamkeiten, aber alles in allem sind wir doch unterschiedliche Spielertypen.

SPOX: Aber sie verstehen sich gut?

Quaresma: Klar, Cristiano ist ein guter Freund von mir. Wenn wir mit der Nationalmannschaft unterwegs sind, verbringen wir immer sehr viel Zeit zusammen.

SPOX: Was fehlt Ihnen noch, um so durchzustarten wie Ronaldo bei Manchester?

Quaresma: Wie gesagt, bitte keine Vergleiche. Er ist ein fantastischer Fußballer, aber ich wäre lieber Quaresma, der Superstar, als ein zweiter Ronaldo (lacht). Jeder Spieler sollte sich immer verbessern wollen, und ich persönlich werde mich nie hundertprozentig zufrieden geben, sondern weiter hart an mir arbeiten.

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