Almeida-Show: Erst Held, dann Depp

Von Haruka Gruber / Markus Matjeschk
Hugo Almeida (M.) schnürte gegen St. Pauli seinen ersten Bundesliga-Dreierpack
© Getty

Werder Bremen hat mit einem 3:0 (2:0)-Erfolg über den FC St. Pauli seine Krise vorerst gestoppt und nach fünf sieglosen Pflichtspielen mit einem Torverhältnis von 0:15 wieder ein Erfolgserlebnis gefeiert.

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Hugo Almeida schoss seine Mannschaft vor 36.000 Zuschauern im Weserstadion bereits nach 50 Sekunden in Führung und traf kurz darauf erneut (20.).

In der zweiten Hälfte erzielte er auch das dritte Tor des Tages (64.), sah nach einer Tätlichkeit gegen Carlos Zambrano in der 80. Minute jedoch völlig zurecht die Rote Karte.

Auch St. Paulis Markus Thorandt flog vom Platz, nach einem fiesen Foul an Torsten Frings (90.).

Während sich Bremen vorläufig im Tabellen-Mittelfeld festgesetzt hat, findet sich St. Pauli endgültig im Abstiegskampf wieder. Nach sechs Partien mit nur einem Punkt beträgt der Vorsprung auf den 17. Platz nur drei Punkte.

Reaktionen:

Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen): "Wir haben heute viele kleine Schritte gemacht. Wir haben uns in vielen Dingen behauptet und uns durchgesetzt. Das hatten wir uns vorgenommen. Der Einzelne hat sich behauptet und dadurch sind die einzelnen Mannschaftsteile stark gewesen. Dadurch haben wir als Mannschaft überzeugt."

Gerald Asamoah (FC St. Pauli): "Wir sind zu dumm zum Toreschießen. Wir haben Chancen, machen sie aber nicht rein. Und hinten bekommen wir dann die Tore rein."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bremen im Vergleich zum 0:3 bei Tottenham mit drei Änderungen (Almeida, Frings und Pasanen für Wagner, Jensen und Bargfrede) und einer Überraschung: Rechtsverteidiger Fritz spielt im defensiven Mittelfeld. St. Pauli hingegen mit der gleichen Startelf vom 1:1 gegen Wolfsburg.

1., 1:0, Almeida: Steilpass von Fritz in die Spitze. Almeida nutzt die Schlafmützigkeit der Gäste, geht dazwischen und schiebt frei vor Kessler links unten ein. Sein 7. Saisontor.

3.: Latte! Oczipka flankt von links, Asamoah setzt sich gegen Pasanen durch und setzt den Ball wuchtig an den Querbalken.

7.: Wilde Anfangsphase: Bremen mit sieben oder acht Torschüssen in den ersten sieben Minuten. Marin scheitert zweimal an Kessler.

20., 2:0, Almeida: Werder fährt den Konter über Marin. Auf der linken Außenbahn behält er die Übersicht und spielt diagonal rüber auf Almeida. Der Portugiese dringt halbrechts in den Sechzehner ein und schiebt den Ball flach ins linke untere Eck. Sein 8. Saisontor.

21.: Wieder rettet die Latte für Werder! Bremen feiert noch das 2:0, da leitet Ebbers am Fünfer per Fallrückzieher (!) auf Bartels weiter. Aus sechs Metern halblinker Position knallt er den Ball an die Unterkante der Latte. Wiese war noch dran!

64., 3:0, Almeida: Husejinovic zieht von rechts Richtung Sechzehner und spielt den Ball diagonal in die Gefahrenzone. Frings lässt klasse durch und Almeida steht halblinks plötzlich frei vor Kessler. Der Portugiese trifft eiskalt, Saisontreffer Nummer 9!

80., Rot für Almeida: Zambrano klammert auf Höhe der Mittellinie gegen Almeida. Beim Portugiesen brennen alle Sicherungen durch: Er schlägt mit dem Oberarm nach. Klare Tätlichkeit.

90., Rot für Thorandt: Thorandt grätscht Frings im Mittelfeld mit Anlauf um. Der Angriff ging nur auf den Knöchel des Bremes - klar Rot! Wiese rennt wütend aus seinem Kasten, es droht eine Eskalation, aber der Torwart kann mit viel Mühe zurückgehalten werden.

Fazit: Ein verdienter, aber in der Höhe zu deutlicher Sieg, weil Bremen in der zweiten Halbzeit deutlich nachließ.

Der Star des Spiels: Hugo Almeida. Zeigte sich gegen St. Pauli nach mehreren indiskutablen Leistungen zunächst von seiner besten Seite. Erzielte einen Dreierpack und spielte auch sonst gut mit, wie bei einer Hackenvorlage Ende der ersten Hälfte auf Hunt.

Die Gurke des Spiels: Hugo Almeida. Zeigte in der 80. Minute, warum ihm noch immer nicht der große Durchbruch gelang. Sein Kopf will nicht so recht mitspielen. Seine Unbeständigkeit ist frappierend, gegen St. Pauli kam nun ein unentschuldbarer Aussetzer hinzu: Tätlichkeit gegen Zambrano und Rote Karte.

Die Pfeife des Spiels: Felix Brych. Gute Leistung, hatte keinerlei Probleme. Dass Almeida beim 3:0 einen Hauch im Abseits stand, war schwer zu sehen und der fehlende Pfiff entschuldbar.

Analyse: Das Wichtigste für Bremen zuerst: Nach fünf Pflichtspielen ohne Sieg mit einer Differenz von 0:15 Toren kann Werder wieder gewinnen. Die furiose Anfangsviertelstunde deutete an, zu was die Mannschaft fähig ist, aber spätestens in der zweiten Hälfte wurden all die Probleme wieder ersichtlich, warum Bremens Saison so enttäuschend verläuft.

BLOG Spielanalyse aus Werder-Sicht: Alles eine Stilfrage

Bremen hörte plötzlich auf zu spielen und ließ St. Pauli unnötig kommen. Hätte der Aufsteiger geradliniger gespielt, die Defizite in der Bremer Abwehr wären noch offensichtlicher gewesen. Die Leistung von Pasanen war ein Lehrstück dafür, wie ein Linksverteidiger nicht spielen sollte. Das Zusammenspiel zwischen Mertesacker und Prödl ist weiter suboptimal. Und Fritz war als Sechser trotz der Vorlage zum 1:0 eine Fehlbesetzung.

Von einem Aufwärtstrend zu sprechen wäre daher verfrüht, zumal sich die Personalsituation weiter verschärft hat: Almeida wird nach seinem Platzverweis wohl für den Rest der Hinrunde gesperrt werden.

Aufsteiger St. Pauli schien in der Anfangsphase nach den Ergebnissen zuletzt verunsichert, steigerte sich aber zusehends und erspielte sich in der ersten Hälfte vor allem über die rechte Seite gute Chancen. Doch am Ende fehlte die Zielstrebigkeit und die nötige Portion Cleverness.

Bremen - St. Pauli: Daten zum Spiel

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