Ein Sauspiel für die Erbsenzähler

Von SPOX
Chicharito ist derzeit die Versicherung von Bayer Leverkusen
© getty

Mit dieser Bundesliga kann man nichts anfangen, nicht mal eine gescheite Schafkopf-Runde bekommt man da hin. Immerhin zeigt man sich gastfreundlich und begrüßt Schotten mit deren Folklore. Der HSV hält dagegen mehr von Abschieden als von Begrüßungen - scheißegal, wie die Fakten sind. Aber gut, wer wird das denn alles zu genau nehmen, das wäre ja Erbsenzählerei. Der 5. Spieltag in Zahlen.

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Die Charts aus Bosnien-Herzegowina: 41 Bosnier liefen bislang in der Bundesliga auf, darunter Legenden wie Tomislav Piplica und Aleksandar Ristic. Vedad Ibisevic schickt sich derzeit an, selbst eine Legende zu werden. Immerhin ist er jetzt schon mal die geteilte Nr. 1 in der ewigen bosnisch-herzegowinischen Bundesliga-Torschützenliste. Seine Treffer in Frankfurt zum 1:0 für Hertha und später zum 2:2 (Endstand: 3:3) waren seine Tore 94 und 95 in der höchsten deutschen Spielklasse. Damit holte er den großen Sergej Barbarez ein*. Edin Dzeko ist abgeschlagen Dritter mit 66 Toren (okay, er hat auch nicht wirklich lange gespielt). Für Freaks gibt's hier den Rest der Top 10: Hasan Salihamidzic (53), Sejad Salihovic (46), Zvjezdan Misimovic (37), Demir Hotic (36), Idriz Hosic (32), Zlatan Bajramovic (17), Marko Topic (16).

*Es gibt Quellen, die Barbarez einen 96. Treffer gutschreiben. 2005/06, in Köln war's, Mahdavikia flankte - wie damals üblich beim HSV - von rechts. In der Mitte kamen Barbarez und Lukas Sinkiewicz gleichzeitig an den Ball und drin war er. Die einen sagen: Eigentor des Kölners, die anderen: Sergejs Hütte, klarer Fall. Opta ermittelt ...

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Pillendreher als Erbsenzähler: OK, wir geben ganz offen zu: Ein Tor hin oder her, das ist alles Erbsenzählerei. Und das kann ja wirklich niemand wollen. Naja, außer Bayer 04 Leverkusen vielleicht. Die zählen nämlich gerne Erbsen. In letzter Zeit könnte man dabei ganz schön leicht den Überblick verlieren. Die letzten vier Tore hat allesamt die kleine Erbse erzielt, darunter ein Dreierpack beim 3:2 gegen Meenz. Grund zu feiern, zumal Tschick-tscharito derzeit sogar als Kinoheld über die Leinwände der Republik flimmert.

... on the bonnie, bonnie banks of Loch Lomond: "Hör ich richtig? Da stehe ich erstmals in der Bundesliga in der Startelf - und dann singen 48.500 Seelen aus voller Seele einen schottischen Gassenhauer? I fancy that!" So oder so ähnlich hat sich Oliver Burke von den Brausen wohl gefühlt, als er ins Kölner Stadion einlief. Dass die Hymne des Effzeh rein zufällig die Melodie von "Loch Lomond" hat, lief dem Schotten ganz offenbar gut rein. Dadurch war er so aufgepeitscht, dass es nicht mal fünf Minuten dauerte, bis er sein erstes Bundesliga-Tor erzielte. Beim Torjubel sang er innerlich noch vor sich hin: "You'll take the High Road, and I'll take the Low Road, and I'll be in Scotland before you ..." Übrigens war Burke der erste Schotte seit dem 27. November 1999, der hierzulande knipste. Wer war es damals? Richtig, Brian O'Neil. Wer das wusste, darf einen tiefen Schluck Whisky aus dem Tumbler nehmen.

Da graut's dem Schafkopf-Klopfer: Davon dass die Bayern gerne einen saufen, kann man sich dieser Tage um die Münchner Theresienwiese überzeugen. Und was macht ein Bayer, wenn er sich gerade nicht sturzbesoffen die Kotze von der Lederhosen wischt und mit einem grenzdebilen Grinsen die achte Mass bestellt? Richtig, er spielt Schafkopf! Bevor ein echtes bayrisches Weibs- oder Mannsbild lernt, was Eins-plus-Eins gibt oder wie man "A Hoibe" buchstabiert, lernt er die Regeln des geliebten Spiels. Was ein Ruf-, Partner- oder Sauspiel ist. Und wie viele Karten ein übliches Deck hat. Sieben, Acht, Neun, Unter, Ober, König, Zehn, Ass - und das alles viermal. Macht 32. Nicht mehr, nicht weniger. Genauso ist es übrigens auch beim Skat. Joker haben in einem Kartendeck nichts verloren, ob nun deutscher oder französischer Ausführung. In der Fußball-Bundesliga haben Joker aber sehr wohl was verloren. Da sind sie gerade in Mode. So viele Joker-Tore wie heuer gab es zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nie: 32. Der geneigte Schafkopf-Bruder rollt mit den Augen.

Abstiegskampf, ole: Nein, hier geht's nicht um die Schalker. Schon wieder darauf rumzureiten, dass die erstmals in der Geschichte nach fünf Spielen mit null Punkten dastehen, wäre einfach zu billig. Oder auf Platz 18. Oder auf dem Torverhältnis von 2:10. Oder darauf, dass die Bierzierl-Truppe zum zweiten Mal hintereinander nach Führung verliert. Das machen wir auf keinen Fall. Stattdessen stellen wie den Gladbacher Fohlen eine dunkle Prognose: Der Abstiegskampf steht an! Vergangenes Jahr standen die nämlich nach fünf Spieltagen mit null Punkten als 18. da. Am Ende wurden sie Vierter. Und diese Saison? Da haben sie zehn Punkte auf der Habenseite. So viel wie zu diesem Zeitpunkt letztmals in den glorreichen Siebzigern (wenn man auf die Drei-Punkte-Regel umrechnet). Und in der Tabelle sind sie Vierter. Nachtigall, ick hör dir trapsen - wenn das nicht mal eine Albtraumsaison wird.

P.S.: Ach so, Schalke ist übrigens Letzter mit null Punkten und 2:10 Toren.

P.P.S.: Ätschibätsch, jetzt haben wir's doch gesagt.

Live, Die, Repeat: Nach diesem Motto geht der HSV seit Jahren vor. Einfach mal leben wäre ja auch zu langweilig. Und wenn man zu lange das gleiche Gesicht auf der Geschäftsstelle sieht, muss man einfach eine gewisse Spedition (nennen wir sie einfach mal K+N) kontaktieren, um ihn wegzukarren. Und da Beiersdorfer das Handy sowieso schon gezückt hatte, erledigte er den unangenehmen Teil auch direkt telefonisch. Denn wer rastet, rostet. Da interessiert auch nicht, dass Labbadia seit Jahren der erfolgreichste Trainer bei den Hanseaten war. 1,16 Punkte holte der schöne Bruno im Schnitt. Damit war er deutlich erfolgreicher als seine Vorgänger van Marwijk (0,80), Slomka (0,75), Zinnbauer (1,04) und Knäbel (0,0). Der Neue unterschrieb auch direkt mal nur bis Saisonende. Der Gisdol will sich diesen Haufen erstmal anschauen. Er weiß nämlich: Beim HSV ist die Sterberate von Trainern beachtlich.

Ein Jüngling liebt ein Mädchen: ... und das heißt Bundesliga. Ach, wenn wir doch alle nochmal 20 wären. Wie unkompliziert und unstressig das Leben da doch noch war. Für Timo Werner gilt das nicht. Für den ist auch als Jüngling schon High Life. Mit 20 Jahren, sechs Monaten und 19 Tagen hat der Neu-Leipziger jetzt nämlich schon 100 Bundesliga-Spiele auf dem Konto. Diese Marke erreicht er mit weniger Haaren am Sack als zuvor Julian Draxler (20 Jahre, sieben Monate, 13 Tage), Kalle Körbel (20 Jahre, elf Monate, 28 Tage) oder Max Meyer (21 Jahre, elf Monate, sieben Tage). In Kasinos darf er in seinem Alter trotzdem noch nicht. Puh, immerhin bei etwas kann man sich ihm überlegen fühlen.

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