FC Schalke 04: Puzzle für Fortgeschrittene

Von Haruka Gruber
Heldt und die Puzzleteile: Farfan, Raul, Huntelaar (obere Reihe v.l.), Kolasinac (u.l.) und Jurado (u.r.)
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Außenverteidigung

Das aktuelle Personal: Benedikt Höwedes, Christian Fuchs, Atsuto Uchida, Sergio Escudero, Tim Hoogland, Hans Sarpei

Die Situation: Zum Wohle des Vereins und zum Wohle seiner Einsatzchancen bei der deutschen Nationalmannschaft arrangierte sich Kapitän Höwedes mit der Versetzung aus seiner bevorzugten Innenverteidiger- auf die Rechtsverteidiger-Position. Ein erfolgreiches Unterfangen: Höwedes verbesserte sich in neuer Rolle zusehends, sicherte Vordermann Farfan ab, hielt diesen kraft seiner Autorität zur Defensivarbeit an und beteiligte sich selbst am Offensivspiel mit teils überragenden Flankenläufen.

Während Höwedes' Ausfalls wurde er wahlweise von Uchida, Höger und zuletzt Hoogland ersetzt.

Uchida ist spezialisiert für die Position, aber ihm geht die Konstanz und bisweilen die Bissigkeit ab. Aushilfe Höger spielt verlässlich, ohne herauszustechen. Hoogland bestritt nach zweijähiger Pause erst sein drittes Spiel.

Nach Jahren der Ödnis links hinten verfügt Schalke seit dieser Saison über eines der besten Duos der Liga. Fuchs mag defensiv zu nachlässig sein, seine Flanken, seine Standards und seine 9 Assists bleiben für einen Verteidiger in der Bundesliga aber unerreicht. Backup Escudero machte zwei Jahre den Eindruck eines Heimatlosen, der zwischen Profi-Kader, Tribüne und zweiter Mannschaft verloren zu gehen drohte. Aufgrund der Fuchs-Verletzung kommt er regelmäßig zum Einsatz und deutet an, warum selbst Spaniens Nationaltrainer Del Bosque ihn beobachten lässt.

Der Ausblick: Links wird sich zur kommenden Saison nichts ändern, die Besetzung der rechten Seite hängt von der Grundsatzentscheidung ab, ob Höwedes nach innen rückt oder auf außen bleibt. Wenn Höwedes wieder ins Abwehrzentrum beordert wird, wäre Schalke zu einem Transfer genötigt. Denn Uchida bleibt je nach Tagesform eine Unbekannte, ähnlich schwierig ist eine Evaluierung des lange verletzten Hoogland. Höger ist ein Muster an Kampf und Beständigkeit, seine Zukunft liegt dennoch im Mittelfeld. Web-2.0-Phänomen Sarpei (1 Einsatz) wird mit Ablauf des Vertrags im Sommer den Verein verlassen.

Die angeblichen Neuzugang-Kandidaten: -

 

Defensives Mittelfeld

Das aktuelle Personal: Jermaine Jones, Lewis Holtby, Marco Höger, Christoph Moritz, Peer Kluge

Die Situation: Vor der Saison noch ein gewagtes Experiment, ein dreiviertel Jahr später ein durchschlagender Erfolg: Rabauke Jones und Techniker Holtby sind als Fußballer und Menschen so unterschiedlich - und bilden trotz oder gerade wegen der Gegensätze eine harmonische Doppel-Sechs. Während Jones (gelegenltich übertrieben) aggressiv das Mittelfeld durchpflügt, zeichnet Holtby für das Kreative aus der Tiefe zuständig (4 Tore, 5 Vorlagen).

"Jones ist sehr erfahren, athletisch top, lautstark auf dem Platz. Er hat mich richtig heran­geführt an meine Rolle. Wir kom­munizieren viel im Spiel, coachen uns gegenseitig. Das macht es mir einfach, wenig Fehler zu machen", sagt Holtby.

Im defensiven Mittelfeld versuchten sich auch Matip, Papadopoulos und Jurado - dass sie sich dort aber unbehaglicher fühlen als auf ihren Lieblingspositionen, war augenscheinlich. Als wesentlich vielversprechener erwies sich das Modell Höger/Moritz beim 3:0 gegen Hannover.

Der Ausblick: Im Schalker Kader-Puzzle kommt dem defensiven Mittelfeld eine Sonderstellung zu: Alles ist geregelt. Aus Mönchengladbach wurde mit Neustädter ein Sechser verpflichtet, der mit seiner Größe und den strategischen Fähigkeiten einen anderen Typus darstellt als Jones und Holtby.

Sollte Holtby ins offensive Mittelfeld gezogen werden, bilden Neustädter und Jones das defensive Mittelfeld. Sollte Holtby die jetzige Rolle beibehalten, kommt es zum Dreikampf. Sollte Stevens vom 4-2-3-1 auf ein 4-4-2 in der Raute umstellen, könnten sogar alle drei beginnen mit Neustädter auf der Sechs und Jones sowie Holtby auf den Halbpositionen.

Entsprechend gibt es keinen Bedarf für weitere Transfers. Denn: Mit dem nächste Saison genesenen Kluge, Moritz (dessen 2012 auslaufender Vertrag verlängert wird) und Höger verfügt Schalke über ausreichend Alternativen. Hinzukommt der 18-jährige Kolasinac: Zwar ist er gelernter Innenverteidiger, doch in der überragend spielenden A-Jugend wird der Kapitän mit dem Körper eines Bundesliga-Profis vorwiegend als Sechser aufgestellt.

Die von Magath gekauften und weiter verliehenen Annan und Pliatsikas besitzen hingegen keine Perspektive. Arnheim will Annan fest verpflichten, ähnliches ist bei Duisburg und Pliatsikas denkbar, der beim MSV zu den Stammkräften gehört.

Die angeblichen Neuzugang-Kandidaten: -

TEIL 1: Tor und Innenverteidigung

TEIL 3: Offensives Mittelfeld und Sturm

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