"Wir sind kein Frauenchor"

SID
Fußball, Bundesliga, Cottbus, Kukielka, Bochum
© dpa

Trotz des ersten Treffers nach 468 quälend langen Minuten leuchtet in Cottbus weiter die Rote Laterne, doch von Untergangsstimmung will beim FC Energie niemand etwas wissen.

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Genau vor einem Jahr hatten die Chefs der Lausitzer nach einem ähnlichen Saison-Fehlstart mit nur zwei Pünktchen den damaligen Chefcoach Petrik Sander vor die Tür gesetzt, jetzt sieht die Führungsetage des auch nach fünf Spielen sieglosen Teams keinen Grund zum Aktionismus.

Lepsch steht hinter Prasnikar

"Man muss das Gesamtbild sehen. Und es ist nicht im Ansatz irgendetwas zu erkennen, das auf Missstände hindeutet", erklärte Manager Steffen Heidrich.

Klub-Präsident Ulrich Lepsch stellte sich nach dem 1:1 (1:0) gegen den VfL Bochum noch einmal ausdrücklich hinter Trainer Bojan Prasnikar: "Wir haben gesehen, dass die Mannschaft anders aufgetreten ist."

Tatsächlich hielt vor 12.174 Fans die Erleichterung, die das 1:0 von Dennis Sörensen (13. Minute) - der Däne hatte vor mehr als vier Monaten auch den zuvor letzten Bundesliga-Treffer der Cottbuser erzielt - auslöste, nur kurz.

Dann schlug Anthar Yahia zurück (47.). "Ich kann mich über mein Tor nicht freuen, wir hätten gewinnen müssen", ärgerte sich Sörensen.

Auch die Bochumer stuften ihren ersten Auswärtszähler 2008/09 als ungenügend ein. "Ich hatte mir mehr Überzeugung und Genauigkeit nach vorn erhofft. Mit etwas mehr Power wäre ein Sieg drin gewesen", klagte VfL-Trainer Marcel Koller. "Dabei war Cottbus unsicher", kommentierte Yahia die verpasste Chance.

Mit Bowling aus der Krise

"Wenn du zu wenig Selbstbewusstsein hast, bist du nervös und machst noch mehr Fehler. Wir waren sehr nervös", analysierte Coach Prasnikar den Auftritt seiner Profis, die sich mit einem Bowling-Abend ohne Trainer eigentlich auf den ersten Saisonsieg eingeschworen hatten.

Öffentlich geäußerte Kritik hatte erste Risse im Team-Gefüge offenbart, Boss Lepsch sieht sich bei möglichen Wiederholungen zum Eingreifen gezwungen: "Dann werden wir das bestrafen. Sachliche Kritik ist gut, aber sie muss intern bleiben."

Ein grundsätzliches Problem will Lepsch daraus nicht ableiten: "Dass es nach ausbleibendem Erfolg Unruhe gibt, hat mich nicht überrascht. Damit können wir umgehen."

Unterschiedliche Strömungen gebe es in einer Mannschaft immer: "Wir sind doch kein Frauenchor, in dem alle gemeinsam singen." Nur im Erfolgsfall würde das eben nicht registriert.

Immer im Abstiegskampf

Die derzeit auffälligsten Probleme liegen im Personal: Von den fünf Neuzugängen hat sich noch niemand als wirkliche Verstärkung präsentiert. Und die Helden des vergangenen Frühjahrs haben Form und Einstellung noch nicht wieder gefunden.

Dennoch sieht Prasnikar die magere Punkt-Ausbeute noch nicht als besorgniserregend: "Abstiegskampf ist für uns eine normale Sache, wir werden bis zum Saisonende mit dieser Situation leben. Wer anders denkt, ist nicht realistisch."

Eine Job-Gefahr empfindet der Slowene, der vor einem Jahr Sander abgelöst und Energie im Sommer die Klasse gerettet hatte, nicht: "Ich sorge mich um andere Sachen, nicht um meinen Arbeitsplatz. Mit dem Punkt werden wir mehr Ruhe in den Kopf bekommen."

Im Pokal am Dienstag gegen Mönchengladbach soll sich das schon auszahlen: "Wir wollen weiterkommen", betonte Manager Heidrich.

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