Hummels: Zurück in die Zukunft?

Von Jochen Tittmar
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Sympathisanten von Borussia Dortmund reiben sich wohl immer noch die Augen: Die Abwehr des BVB um Mats Hummels und Neven Subotic ist in aller Munde - in positivem Sinne.

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Nach der vergangenen Katastrophen-Saison mit 62 Gegentoren, den meisten der Liga, sicherlich eine Überraschung.

Die bisherigen Leistungen von Subotic, der die mediale Aufmerksamkeit neben seinen zwei Toren in drei Auftritten auch durch seine bewegte Lebensgeschichte genießt, ließen ihn schon ins Visier von Bundestrainer Joachim Löw geraten.

"Es steht jetzt 2:0 für ihn. Da muss ich nachziehen", bilanziert Nebenmann Hummels, Leihgabe vom FC Bayern, auf die Torgefährlichkeit seines Kollegen angesprochen.

Gerland vollen Lobes

Doch der jüngere der beiden 19-Jährigen Verteidiger muss sich auch ohne eigene Treffer kein bisschen verstecken. Beim 1:0-Sieg in Cottbus gewann Hummels sagenhafte 80 Prozent seiner Zweikämpfe - mehr als Subotic (75). Zuvor legte er beim 1:1 gegen seinen Stammverein Miroslav Klose an die Kette, auch wenn dies, nach der aktuellen Form des Ex-Bremers zu urteilen, schon schwieriger war.

"Hummels ist ballsicher, ruhig, spielt ohne Risiko und hat ein gutes Auge. Ich denke, man wird noch viel Freude an ihm haben. Erst der BVB. Und dann Bayern München", urteilt Hermann Gerland, Coach der zweiten Mannschaft des Rekordmeisters und so was wie Hummels' Mentor.

Doch genau am Ende dieses Zitats liegt der Hund begraben. Hummels Zeit in Dortmund neigt sich mit dem Ablauf der aktuellen Saison dem Ende entgegen. Der Abwehrspieler soll zurück an die Isar.

"Es wird verdammt schwer"

"Mats hat sich toll entwickelt. Nach der Saison werden wir ihn zurückholen", so die unmissverständliche Ansage vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge.

Die Dortmunder Replik auf diese Aussage ließ nicht lange auf sich warten. "Wir werden natürlich alles tun, um Mats zu halten. Aber wir wissen auch, dass es verdammt schwer wird", schätzt BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Lage realistisch ein.

Förderer Jürgen Klopp malt ein anderes Szenario an die Wand: "Was bei uns funktioniert, muss nicht automatisch bei den Bayern klappen. Es hat schon genügend Beispiele gegeben, wo Spieler zu den Bayern zurückgekehrt sind und es nicht so gepasst hat."

Wie ein gestandener Profi

Und damit könnte der ehemalige Mainzer durchaus Recht haben. Zumal für Hummels in München ein Konkurrenzkampf mit derzeit noch unüberwindbaren Kalibern wie Martin Demichelis und Lucio aufwarten würden. Beides Spieler, mit denen die Bayern die bestehenden Verträge (bis 2010) gerne langfristig verlängern würden.

Darüber hinaus sind dies genau die Platzhirsche, die mit ein Grund waren, warum man sich in München im Winter vergangenen Jahres entschloss, Hummels per Leihgeschäft die nötige Spielpraxis zu verschaffen.

Auch wird der FC Bayern keine zwölf Millionen Euro in Breno investiert haben, um dem Brasilianer schlussendlich Eigengewächs Hummels vor die Nase zu setzen.

In seiner Zeit bei den Westfalen entwickelte sich Hummels hingegen zum unumstrittenen Stammspieler, stand 16 von möglichen 20 Mal auf dem Platz und tritt mit einem zunehmend aufblühenden Selbstbewusstsein auf, als würde er schon jahrelang seine Knochen in der Bundesliga hinhalten.

Troche und Zwetschge als Vorbilder?

Aufgeblüht sind auch schon andere, die den Bayern aufgrund mangelnder Spielpraxis oder Perspektive den Rücken kehrten - Piotr Trochowski und Zvjezdan Misimovic beispielsweise.

Trochowski durfte in sieben Jahren Bayern ganze zehn Mal Bundesligaluft schnuppern, bei Misimovic zählt man gar nur drei Auftritte in sechs Spielzeiten.

Seit Jahresbeginn 2005 spielt Trochowski nun beim Hamburger SV, steht kurz davor, sich einen Stammplatz in der Nationalmannschaft zu ergattern und präsentiert sich seit dem Abgang von Rafael van der Vaart auf dem Platz endlich auch mit den Fähigkeiten, die seine Trainer dem 24-Jährigen zumeist nur im Training attestierten - schnell, zielstrebig, spielentscheidend.

Hummels will abwarten

Ähnliches lässt sich beim Bosnier Misimovic beobachten: Der Wechsel zum VfL Bochum machte ihn auf Anhieb zum Stammspieler. Dies bestätigte der 26-Jährige auch in den Folgejahren beim 1. FC Nürnberg und nun in Wolfsburg, wo er als Nachfolger von Marcelinho geholt wurde und als Spielgestalter ein wichtiger Baustein in Felix Magaths System beim Angriff auf die Bundesligaspitze ist.  

Trochowski und Misimovic, zwei Karrieremodelle, über die Hummels zumindest nachdenken sollte. Auch wenn es nicht unabdingbar erscheint, gar nicht mehr nach München zurück zu kehren, würde es Hummels' Entwicklung sicherlich nicht schaden, noch das ein oder andere Jährchen in Dortmund dran zu hängen.

Die Zukunftsplanung schiebt der U-21-Nationalspieler (noch) nach hinten: "Ganz ehrlich, über dieses Thema habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich lasse alles in Ruhe auf mich zukommen", versichert der gebürtige Bergisch Gladbacher, der im Alter von sieben Jahren erstmals die Kickstiefel für den FC Bayern schnürte.

Eins kann wohl als sicher gelten: Auf Anhieb wird er bei einer Rückkehr nach München wohl nicht solche Schlagzeilen produzieren, wie zuletzt in Dortmund.

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