Wir sind das Volk!

Von Stefan Moser
Pröll, Markus, Frankfurt, Bochum
© Getty

München - Bremen vermöbelt Meister Stuttgart und alle loben Diego. Dabei waren es in Wirklichkeit ganz andere, die hinter den Kulissen fleißig Gaunereien ausbaldowert und emsig Intrigen gesponnen haben und damit die wahren Macher hinter dem Erfolg waren.

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Diese und andere heimliche Helden sollen nun zu ihrem Recht kommen - in der Alternativen Liste des 6. Spieltags.

1. Thomas Schaaf: Was für ein Bubenstück vom Bremer Coach! Das Schlitzohr ließ vor der Partie den schmächtigen Stürmer Markus Rosenberg in den offiziellen Spielberichtsbogen eintragen, schickte in Wahrheit aber den bulligen Hugo Aleimda aufs Feld. Der Streich glückte, der VfB war völlig überrascht. Die Stuttgarter Abwehr ließ sich übertölpeln, Almeida traf innerhalb der ersten vier Minuten zweimal zum schnellsten Doppelpack der Bundesligageschichte. VfB-Verteidiger Magnin dazu: "In Bremen sind sie eben Fuchs!"

2. Das Element Wasser: Der zweite Bremer Streich! Kurz vor Spielbeginn ließen die Verantwortlichen den Platz ausgiebig wässern. Und auch damit konnte beim VfB nun wirklich niemand rechnen - so mitten im Spätsommer. Prompt schlitterten

und rutschten die Stuttgarter zu Beginn nur so über den Platz, während die Bremer durchweg einen festen Stand hatten. Schon nach 15 Minuten hatte Werder dreimal getroffen und das Aquaplaning  somit die Partie entschieden. Hut ab! In Bremen sind sie aber wirklich Fuchs!

3. Markus Pröll: Mit Platzwunde am Kopf, Gehirnerschütterung und Blut im Gesicht lag der Frankfurter Torwart nach einem Zusammenprall mit dem Bochumer Marcel Maltritz am Boden. Die Sanitäter flickten den armen Mann notdürftig zusammen, stellten ihn wieder auf die Beine und zurück ins Tor - mit einem hübschen Kopfverband. Das sahen auch die Bochumer Fans und skandierten: "Du hast die Haare schön!". Pröll nahm die Provokation mit Sanftmut  hin, verkniff sich böse Worte oder wütende Gesten und ließ sich zur Halbzeit auswechseln. Den Friedensnobelpreis und einen Mahatma-Ghandi-Aufnäher für Markus Pröll!

4. Der Fairplay-Tag: Am Samstag war Fairplay-Tag. Und siehe da: Es gab Punkte für alle (sogar für Rostock) und Prügel für niemanden (nicht einmal für Albert Streit).

Und Olli Kahn bekam Beifall auf des Gegners Platz. Sehr anständig, KSC-Fans! Auch wenn die üblichen Verdächtigen ohnehin alle gesperrt auf der Tribüne saßen: Ein Hoch auf den Fairplay-Tag!

5. Ze Roberto: Tor für Ze Roberto! Das muss reichen!

6. Bibiana Steinhaus: Dass der Fußball und die Welt überhaupt viel besser wären, wenn Frauen allein das Sagen hätten, ist bekannt. Deshalb fordern wir: Bibiana Steinhaus in die Bundesliga! Auch deshalb, weil Frau Steinhaus am Freitag ihr Profi-Debüt beim Zweitligaspiel Paderborn gegen Hoffenheim gab und dabei schlichtweg gut gepfiffen hat. Zählt man eins und eins zusammen, lässt das am Ende nur den einen Schluss zu: Amerell go home! Bibi for Oberschiedsrichterin!

7. Felix Magath: Spitzname Quälix - warum wohl? Ganz einfach: Der Mann ist ein Sadist. Für gewöhnlich lebt er seine Neigung jedoch versteckt und ganz privat auf dem heimischen Trainingsplatz aus. Gegen Cottbus nun bekannte er sich vor den Augen der Welt zu seiner sadistischen Ader. Seine Mannschaft führte sicher gegen Energie, der Gegner lag bereits am Boden, da wechselte Magath aus. Ohne Not, ohne taktische Zwänge - der Wolfsburger Alleinherrscher sagte damit einfach nur mal laut und deutlich: "Sieh her Cottbus, was ich hier habe! Auf meiner Ersatzbank!"

Er brachte Sergiu Radu und Vlad Munteanu, die im Sommer für teures Geld von Cottbus nach Wolfsburg wechselten und den strauchelnden Lausitzern nun an allen Ecken fehlen. Herr Magath, das saß! 

8. Arminia Bielefeld: Ein einziges Mal konnte Bielefeld bislang auf Schalke gewinnen. Am 28. Spieltag der Saison 1970/71 mit 1:0. Wenige Wochen später wurde allerdings bekannt, dass die Verantwortlichen das Spiel gekauft hatten. Arminia verlor die Bundesligalizenz, und Fußball-Deutschland hatte die schwerste Krise seiner Geschichte. Am 6. Spieltag 2007 kamen dagegen keine Zweifel auf. Bielefeld wehrte sich erst gar nicht und verlor mit 0:3 auf Schalke. So ist's brav Bielefeld, und immer schön die Finger still halten!

9. Marc Ziegler: Der Dortmunder ist einer der großen Gewinner des Spieltags, obwohl er nix, aber auch gar nix gemacht hat. Er saß nämlich auf der Bank. In den drei Spielen zuvor allerdings vertrat er den gesperrten Dortmunder Keeper Roman Weidenfeller, spielte dreimal zu Null und holte maximale neun Punkte. Gegen Berlin kehrte der Stammtorhüter in den Kasten zurück, kassierte drei Buden und sah dabei nicht immer gut aus. Absolut bescheidenes Karma, Herr Weidenfeller!

10. Die Tränensäcke von Frank Pagelsdorf: Der Hansa-Trainer hat nun einmal nah am Wasser gebaut. Sehr ergreifend zuletzt seine Tränen der Rührung beim Aufstieg mit Rostock. Doch was war da am Samstag los? Hansa holt am 6. Spieltag die ersten Punkte in der Bundesliga! Und Pagelsdorfs Tränensäcke halten dem Druck stand, sein Auge bleibt trocken. Wie das, Herr Pagelsdorf?

11. Petrik Sander: Selten hat ein Trainer derart die Kollegen, die Fans, die Öffentlichkeit und die Experten hinter sich gewusst wie dieser Tage Petrik Sander in Cottbus. Energie-Boss Ulrich Lepsch setzte ihn trotzdem vor die Tür. Nun sind die Anhänger stinksauer. Und wo wüsste man es besser als in Cottbus: Wir sind das Volk!

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