Zwickmühle, Übersteiger, üble Flüche

Von SPOX
Ziegler, Dortmund
© Imago

München - Der DFB-Pokal hatte am Dienstag mal wieder seinen eigenen Gesetze.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Bayern tun sich gegen einen Regionalligisten schwer, Diego wird einmal nicht zum Bremer Helden und ein Zweitligist schlägt einen Bundesligisten. Zu wenig aber, um den Sprung in die Schlaglichter zu schaffen.

Borussia Dortmund - Werder Bremen 2:1 

Der Marc, der ist ein Held: Wie man's macht, ist es falsch... Da rettet Marc Ziegler dem BVB durch einen gehaltenen Elfer fünf Minuten vor Schluss den Einzug ins Viertelfinale. Für sich selbst sammelte er eifrig Pluspunkte bei Trainer Thomas Doll im Kampf um die Nummer eins im Tor. Das Fleißkärtchen dürfte er sicher haben.

Dumm ist nur, dass er sich mit der Aktion selbst etwas in die Zwickmühle bringt. Die Bayern sollen ja an ihm dran sein, als neue Nummer zwei für die kommende Saison. Wenn er jetzt aber bald Nummer eins in Dortmund wird, was soll er dann machen? Hier in der Bundesliga mit Doll arbeiten und regelmäßig im Tor stehen oder dort mit Klinsi den Fußball neu erfinden und regelmäßig auf der Bank sitzen?

Blindflug auf links: Wohl selten hat ein linker Verteidiger dermaßen viel Platz in der Offensive gehabt, wie Dusko Tosic. Sein Gegenpart Antonio Rukavina heißt zwar wie ein Italiener, verteidigte aber nicht so. Erst ca. 30 Meter vor dem Tor nahm der Serbe Rukavina den Serben Tosic eher lax in Empfang.

Jeder halbwegs begabte Linksverteidiger hätte da zu einer gefährlichen Waffe werden können. Tosic wurde bei seinen gefühlten 200 Übersteigern nur sich selbst gefährlich. Der Schlüssel zum Bremer Sieg lag auf der linken Seite. Tosic hat ihn achtlos weggeworfen. Wie lange fällt Pierre Wome eigentlich noch aus?

Hoffenheim - Rostock 2:1

Florida-Didi is back: Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp hatte extra seinen USA-Urlaub unterbrochen, um in seinem Stadion in gewohnter Manier bei Weißwein und Wasser das Tun seiner Mannschaft zu verfolgen.

Er sollte das Kommen nicht bereuen: "Ein großartiger Sieg. Das Halbfinale wäre jetzt der Traum", jubelte der Multi-Milliardär anschließend. Gut möglich, dass der SAP-Mitbegründer in Kürze auch im warmen Florida mit blauem Fanschal gesichtet wird.

An der Schwelle zur Beletage: Das Selbstverständnis des Klubs aus dem 3000-Einwohner-Nestchen bei Heidelberg ist das eines Erstligisten. Hoffenheims Investitionen für neue Spieler in der laufenden Saison werden nur von zwei Bundesliga-Klubs (Bayern, Wolfsburg) übertroffen.

So richtig wohl würde man sich im Viertelfinale sicher fühlen, wenn neben den Bayern und Dortmund auch Schalke, der HSV, der VfB Stuttgart und Bielefeld das Weiterkommen schaffen. Dann wäre da noch 1860, aber die Löwen sind ja auch irgendwie, naja, erstklassig.

Schlusswort von Frank Pagelsdorf: "Wir waren in jedem Fall die dümmere Mannschaft."

Alemannia Aachen - 1860 München 2:3

Der Sechs-Minuten-Orgasmus: Die Löwen bezeichnen sich ja gern als Verein der kleinen, einfachen Leute. Da dieser Typus Mensch von Haus aus höflich und zuvorkommend ist, verteilten die Münchner auf dem Aachener Tivoli zunächst mal Geschenke. War auch angebracht zum Einstand von Jürgen Seeberger als Aachens Trainer.

Doch irgendwas muss die Sechziger gestört haben an der Party, denn am Ende reichten ihnen sechs Minuten, um den freundlichen Eindruck zu zerstören. Die Löwen hatten einen Sechs-Minuten-Orgasmus. "So was hat keiner von uns bisher erlebt", sagte Danny Schwarz. Wo denn auch?

Geduldsspiel: Nehmen wir uns mal das Sprichtwort "Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht" vor und bauen ihn etwas um: "Der 'Muck' geht solange zum Tor bis er trifft". Klingt komisch, ist aber so.

Mustafa Kucukovic versemmelte gegen Aachen reihenweise beste Chancen. Zunächst versagte er zweimal aus ein paar Metern per Kopf, dann einmal mit dem Fuß. Naja, nicht so schlimm, einfach mal näher rangehen an die Kiste. Aber als er in der zweiten Hälfte aus 80 Zentimetern den Ball übers Tor schoss, hätte ihn Trainer Marco Kurz eigentlich vom Platz nehmen müssen, um ihm vor weiterer Schande zu schützen.

Doch Kurz hatte vielleicht so ein Sprichwort im Kopf und ließ ihn auf dem Feld. Und siehe da, es klappte. Kucukovic spitzelte aus fünf Metern den Ball ins Tor - 2:2. Den Rest besorgte Fabian Johnson - ohne Anlaufschwierigkeiten.

Tempowechsel: Es hätte doch so schön sein können für Jürgen Seeberger. Erstes Pflichtspiel auf der Bank von Alemannia Aachen, erster Sieg und Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Seine Mannschaft startete gut, lag zur Halbzeit 2:0 vorn und auch in Halbzeit zwei schien alles lange Zeit gut. Nach dem Anschlusstreffer aber wurde Seeberger etwas misstrauisch.

Er wollte wechseln, um den Vorsprung über die Zeit zu retten. Lubos Pecka stand bereit, aber Kucukovic traf zum Ausgleich - endlich (siehe oben). Okay, müssen wir halt in die Verlängerung, dachte sich Seeberger und wollte noch mal wechseln. Patrick Milchraum stand bereit, aber Johnson traf - Aus!

Es scheint als müsste sich Jürgen Seeberger erst noch ans Tempo im deutschen Profi-Fußball gewöhnen. Zuvor war er in der Schweiz tätig, da lässt man die Sachen bekanntlich etwas ruhiger angehen.

Wuppertaler SV - Bayern München 2:5

Arena-Fluch I: Die Arena auf Schalke steht seit 2001 und noch nie konnte der FC Bayern dort ein Spiel gewinnen. Bisher ging's ja auch immer gegen Schalke. Da kam den Münchner der Regionalligist Wuppertaler SV gelegen.

In der ersten Hälfte schien der Fluch wieder zuzuschlagen, in Halbzeit zwei überwanden die Bayern ihr Trauma. Ob's auch am 22. Spieltag gegen Schalke hilft?

Arena-Fluch II: In der Wertigkeit der Bayern liegt der Pokal nur auf Platz drei. Aber wenn man schon mal dabei ist, könnte man doch was fürs Seelenheil tun. Nachdem die Arena auf Schalke nun erstmals bezwungen wurde, könnte nun bei einem Duell mit den Löwen auch die eigene Arena dran glauben.

Immerhin haben die Roten gegen die Blauen im Fröttmaninger Schlauchboot noch kein Derby gewonnen. Zeit wird's!

Privilegierte Bayern: Die Münchner sind nun nicht nur finanziell den anderen eine Nasenlänge voraus. Wie die SPOX-Stochastik-Abteilung nach einer harten Nacht mit Bernoulli-Ketten und Binomialverteilungen errechnete, haben die bayerischen Vereine eine größere Wahrscheinlichkeit auf ein Heimspiel. Das riecht nach Wettbewerbungsverzerrung. Herr Selbherr, übernehmen Sie!

Artikel und Videos zum Thema