Hamilton: Weltmeisterlich im Bocken

Lewis Hamilton sorgte in Suzuka abseits der Strecke für Schlagzeilen
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Platz 6, Sebastian Vettel: Ob Platz 1 bis 3, Platz 4 bis 6 oder Platz 7 bis 9 - in Suzuka bewegte sich mal wieder ein Haufen Fahrer auf ein und demselben Niveau. Vettel war nicht wesentlich schlechter als Räikkönen, aber irgendwer muss halt den Kürzeren ziehen. Grund zum Optimismus gab es obendrauf: Was auch immer Ferrari in der letzten Woche geändert hat, es zahlte sich aus. Eine Klatsche von Red Bull schien in Suzuka programmiert.

Stattdessen war Ferrari plötzlich zweite Kraft. Und weil Mercedes nach Hamiltons Motorenplatzer in Sepang auf den Boost-Modus verzichtete, wäre sogar ein Angriff auf die Silberpfeile möglich gewesen. Allein, es sollte nicht sein. Trotz einer sehr starken Leistung im Rennen musste sich Vettel mit Platz 4 begnügen.

Einmal mehr war er der Unglücksrabe: Die Strafversetzung nach dem Startcrash in Malaysia glich Vettel noch aus. Doch Ferrari konzentrierte sich darauf, Red Bull abzuwehren und vergaß Hamilton - oder den zu überrundenden Verkehr. Statt um Platz 2 zu fahren, verlor Vettel hinter Hamilton Zeit und letztlich die Aussicht aufs Podium, nachdem er auf seiner Inlap beim Überrunden aufgehalten wurde. Das hätte Ferrari vorhersehen können.

Platz 7, Jolyon Palmer: Renault hat noch immer mit den Vermächtnissen des bankrotten Vorgängers Lotus zu kämpfen: Das Auto ist das drittschlechteste im Feld. Ein weiteres Vermächtnis: Jolyon Palmer. Der Brite wurde noch vor dem endgültigen Verkauf des Teams an den französischen Automobilkonzern zum Einsatzfahrer befördert. Keine schlechte Wahl, schließlich erarbeitete sich Palmer zuvor immerhin den GP2-Titel in der Saison 2014. Palmer fährt grundsolide, doch das gewisse Etwas eines Top-Talents fehlt ihm.

In Suzuka schien es, als würde seine Leistung belohnt: Palmer war der schnellere Fahrer von Renault, die es im Abschlusstraining mit beiden Autos in die Top 10 geschafft hatten. Im Qualifying war außer der Teilnahme an Q2 trotzdem nichts zu holen. Palmers Schuld war es nicht: Carlos Sainz jr. versaute ihm mit seinem Dreher die Runde. Sonst wäre er wohl drei bis vier Plätze weiter vorn gestartet. Im Rennen schaffte es Palmer immerhin bis auf Platz 12 vor.

Platz 8, Nico Hülkenberg: Die ersten Driver-Ranking-Punkte seit Spa für die deutsche Nummer 3. Fehlte Hülkenberg zuletzt ein wenig das Glück, erarbeitete er es sich in Suzuka. Sein Überholmanöver gegen Bottas in Verbindung mit dem trockenen "See you later"-Funkspruch war eins der Highlights des Rennens. Am Sonntag waren die Force-India-Fahrer gleichauf. Die Niederlage im Qualifying gegen Perez kostete Hülkenberg ein noch besseres Resultat.

Platz 9, Lewis Hamilton: Im letzten Driver-Ranking habe ich meine Meinung zum Verhalten des amtierenden Weltmeisters kundgetan. In Japan hat er den Eindruck bestätigt. Immer sind die anderen schuld. Dass ihn einige Journalisten dafür kritisierten, dass er bei der obligatorischen Pressekonferenz am Donnertag geistig abwesend mit seinem Mobiltelefon spielte, brachte ihn zur Weißglut. Hamilton verweigerte den Journalisten am Samstag Antworten auf deren Fragen.

Wie ein bockiges Kind, warf er den Journalisten vor, ihn respektlos zu behandeln. Dabei hatte er genau dieses Verhalten selbst an den Tag gelegt. Nächster Vorwurf: Die Journalisten würden ihn nicht unterstützen. Gut so! Denn ihre Aufgabe würden sie damit verfehlen. Die Fahrer zu bauchpinseln, ist nicht die Aufgabe der Medien. Sie sollen das Geschehen kritisch begleiten. Warum Hamilton sich einen solchen Nebenkriegsschauplatz eröffnet, weiß nur er. Es birgt die Gefahr, sich selbst vom Wichtigen abzulenken.

Als Fahrer musste sich Hamilton an diesem Wochenende nur eines ankreiden: seinen völligverkorksten Start. Sonst war er beinahe auf Augenhöhe mit Rosberg. Abseits der Strecke aber sorgt Hamilton für Stirnrunzeln. Dass er am Sonntag per Twitter den Journalisten unterstellte, sie hätten sich ausgedacht, dass Mercedes Protest gegen Verstappens Manöver eingelegt hatte und von einem "Idiot" sprach, krönte den unrühmlichen Auftritt.

Platz 10, Marcus Ericsson: Der Schwede fährt mittlerweile regelmäßig vor seinem brasilianischen Teamkollegen her. Liegt das an absteigender Form bei Felipe Nasr oder einer Verbesserung des Schweden?

So schlecht, wie oft dargestellt, ist Ericsson nicht. Nur fehlt ihm bei Sauber das Material, es zu zeigen. Im Qualifying ließ er Nasr hinter sich, im Rennen schaffte Ericsson sich eine komfortable Lücke, weil er konstanter fuhr. So kam er vor beiden McLaren-Honda und Carlos Sainz jr. ins Ziel.

Härtefall, Esteban Gutierrez: Einmal mehr passte nicht alles zusammen. Der Mexikaner wurde zum großen Verlierer des Sonntags. Nachdem er im Qualifying als bester Fahrer ohne Mercedes, Red Bull oder Ferrari noch den Sprung ins finale Quali-Segment geschafft hatte, übertrieb es Gutierrez im Rennen beim Versuch Sainz hinter sich zu lassen. Kollision, Flügel beschädigt, ab nach hinten. Hinter ihm kamen nur die Manor ins Ziel. Es wäre deutlich mehr drin gewesen, schon in Q3 hatte Gutierrez einen Fehler eingebaut, der ihn in die Auslaufzone zwang und die Runde kaputt machte.

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