Ein Herz für Paydriver

Felipe Nasr stellte im Sauber das beste Ergebnis eines brasilianischen F1-Debütanten auf
© xpb
Cookie-Einstellungen

Platz 5, Carlos Sainz Jr.: Achter am Start, Fünfter nach der ersten Runde - Lampenfieber hatte der amtierende Champion der Renault World Series eindeutig nicht. Zwar beendete Sainz Jr. das Rennen nur als Neunter, doch weder der Platzverlust beim Re-Start noch die Wartezeit beim Boxenstopp waren sein Fehler.

Ohne den 30-sekündigen Zeitverlust beim Reifenwechsel wäre der Spanier direkt hinter Daniel Ricciardo ins Ziel gekommen. Und das mit der laut Red Bull unsäglich schlechten Renault-Powerunit in einem Mittelklasse-Chassis. Nicht schlecht! Zumal Wunderkind Max Verstappen nicht mithalten konnte.

Platz 6, Felipe Massa: Dass er Platz 3 nicht bis ins Ziel brachte, lag nicht am Brasilianer. Doch dass er überhaupt dort hingekommen war, ist im Nachhinein eher als Glück einzuordnen. Massas Runde in Q3 war schwach, das gab selbst das Williams-Team zu.

Vettel hätte ohne eigenen Fehler vorbeifahren können, auch Räikkönen hatte die Chance. Wenn Teamkollege Valtteri Bottas bis zum Malaysia-GP wieder fit ist, muss Massa seine Leistung deutlich steigern.

Platz 7, Kimi Räikkönen: Der Iceman war selbst unzufrieden über seine Leistung am Freitag und Samstag. Ich will ihm da nicht widersprechen, auch wenn er im Qualifying nur ein wenig langsamer war als Vettel.

Die Aufholjagd im Rennen war dafür aller Ehren wert. Räikkönen, der vermeintliche Reifenflüsterer, blieb als einziger Pilot nach der frühen Safety-Car-Phase auf der Zwei-Stopp-Strategie und arbeitete sich wieder auf Rang 5 vor, bis das lockere Rad ihn zur Aufgabe zwang.

Platz 8, Jenson Button: Mehr als der letzte Platz war für den Engländer nicht zu holen. Aber immerhin: McLaren hat das Ziel erreicht. Daran hatte Button einen großen Anteil. Er lieferte Perez zwar einen rundenlangen, fairen Kampf und hielt den Force India mit Mercedes-Power erfolgreich hinter sich. Als der Mexikaner ihm allerdings übermotiviert in die Seite fuhr, ließ ihn Button ziehen.

So hätte der 35-jährige Routinier fast das schier Unmögliche geschafft: Einen Punkt mit dem aktuell meilenweit unterlegenen Honda zu holen. Nur ein weiterer Ausfall fehlte. Klar, sein Anspruch kann das nicht sein. Aber Button hatte seinen Teamkollegen Kevin Magnussen klar im Griff und fuhr überlegt mit nachvollziehbarer Taktik, was für mich eine gute Leistung war.

Platz 9, Daniel Ricciardo: Es ist schwer, den Australier bei seinem Heim-GP zu bewerten. Für ihn spricht, dass der Renault dauerhaft Probleme machte, ihm viel Trainingszeit raubte und dann auch noch Sainz Jr. und Nasr ernsthafte Konkurrenten waren. Hätte er daran etwas ändern können? Wohl kaum. Trotzdem schien er mir an diesem Wochenende nicht herausragend.

Platz 10, Nico Rosberg: Der Vizeweltmeister hat das Sieger-Setup entwickelt, ansonsten aber kaum Pluspunkte gesammelt. Im Qualifying distanziert, im Rennen ohne Chance - so wird es nichts mit dem Titel. Wäre der Australien-GP ein normales Formel-1-Rennen gewesen, Rosberg hätte wohl keinen Punkt von mir bekommen.

Bei nur 15 startenden Fahrern reichte es gerade so noch für einen Platz unter den besten Zehn. Ich bete, dass dieser Zustand nicht zur Gewohnheit wird. Nicht die Mercedes-Dominanz sorgt für Langeweile, sondern ein viel zu kleines Starterfeld.

Untauglich 1, Sergio Perez: Checo knüpfte in Melbourne an alte Zeiten an - es waren die schlechten bei McLaren. Seinen ehemaligen Teamkollegen Button rammte er fast von der Strecke, in der Safety-Car-Phase überholte er. Nein, Punkte hat der Mexikaner eindeutig nicht verdient.

Untauglich 2, Kevin Magnussen: Für McLaren gab es in Australien nur ein Ziel: Kilometer abspulen, um weitere Probleme der Honda-Antriebseinheit auszumerzen. In dieser Situation ist es höchst unbefriedigend, wenn der Fahrer sein Auto im Training aus eigener Unfähigkeit in die Mauer setzt. Der Unfall des Dänen raubte McLaren wichtige Testkilometer.

Ein Jahr nach seinem Fabeldebüt hat Magnussen die Entscheidung seines Arbeitgebers im Nachhinein begründet, Jenson Button den Vorzug zu geben. Der 22-Jährige braucht für die Zukunft wohl einen neuen Arbeitgeber. Dass er nach einem Jahr als Ersatzfahrer noch mal ins Cockpit zurückkehrt? Unwahrscheinlich, zumal mit Stoffel Vandoorne nach dieser Saison das nächste, wohl größere Talent aus dem McLaren-Nachwuchs bereit für die Formel 1 ist.

Seite 1: Ein Rookie auf Weltmeister-Niveau

Seite 2: Wer sich einen neuen Job suchen sollte

Der Formel-1-Kalender 2015 im Überblick

Artikel und Videos zum Thema