"Großer Preis von Deutschland ist tot"

SID
Verhandlungen zwischen den GP-Ausrichtern und Ecclestone ins Stocken geraten
© getty

Die Fans in Deutschland müssen sich auf das Schlimmste gefasst machen: In dieser Saison wird es wohl keinen Großen Preis von Deutschland geben.

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Kein Ferrari-Star Sebastian Vettel vor den eigenen Fans, kein Duell zwischen den Teamrivalen Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Mercedes-Land: Die Formel-1-Anhänger in Deutschland müssen sich im Millionen-Poker um ihr Heimrennen auf eine Art Super-GAU gefasst machen.

"Der Große Preis von Deutschland ist im Moment tot", sagte Bernie Ecclestone und schloss damit quasi aus, dass der Rennzirkus in dieser Saison auf dem Nürburgring oder in Hockenheim Halt macht. Damit würde erstmals seit 60 Jahren kein Formel-1-Rennen in Deutschland stattfinden.

"Es gibt nicht mehr viel, was wir tun können", sagte Ecclestone, der die Verträge mit den Streckenbetreibern aushandelt. Der Poker um die Austragung des Rennens tobt seit Wochen. Doch die Gespräche zwischen Ecclestone und den finanziell angeschlagenen Betreibern des Nürburgrings stocken und stehen nun endgültig vor dem Aus.

Ausweichen auf den Hockenheimring wird unwahrscheinlicher

Sie sind nicht bereit, das von Ecclestone geforderte Antrittsgeld in zweistelliger Millionenhöhe zu bezahlen. Auch ein Ausweichen auf dem Hockenheimring, der eigentlich erst im nächsten Jahr wieder das Rennen veranstalten sollte, scheint immer unwahrscheinlicher zu werden. Beide Rennstrecken haben in den vergangenen Jahren mit dem Grand Prix nur Verluste gemacht, weil die Zuschauerzahlen zurückgingen.

Die Formel 1 droht damit ein weiteres Teil ihrer DNA zu verlieren. Ecclestone strich zuletzt immer mehr Traditionsrennen und lässt seinen PS-Zirkus in Ländern antreten, wo Scheichs und Potentaten das Geld springen lassen. So soll Bahrain zum Beispiel über 50 Millionen Euro jährlich für das Rennen in der Wüste von Manama zahlen.

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Für die deutschen Fahrer um Ferrari-Pilot Vettel wäre das endgültige Aus eine kleine Katastrophe. Dieses Horrorszenario sei "schade, um nicht zu sagen scheiße", meinte Force-India-Pilot Nico Hülkenberg: "Wir haben drei deutsche Fahrer und einen deutschen Hersteller in der Formel 1. Da steckt ganz viel Geschichte drin."

Für Silberpfeil-Fahrer Rosberg muss der Große Preis von Deutschland "einfach Teil der WM sein, das ist so ein legendäres Rennen." Sich vor den heimischen Fans zu präsentieren sei für den 29-Jährigen "sehr, sehr wichtig. Es ist eines meiner zwei Heimrennen", sagte der Wiesbadener, der in Monaco aufwuchs und dort auch lebt: "Ich kann nur hoffen, dass es stattfindet."

Mercedes sieht keinen Anlass, Betreibern zu helfen

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff schloss am Rande des Saisonauftakts in Australien aus, dass man den Betreibern zur Hilfe eilt und die fehlenden Millionen auf den Tisch legt. "Natürlich ist das Rennen wichtig für uns. Aber wir spielen hier eher die Rolle des Vermittlers", sagte Wolff: "Es ist nicht die Aufgabe des Daimler-Konzerns, sich in die Verhandlungen zwischen den Organisatoren und dem Rechteinhaber einzuschalten."

Der entthronte Weltmeister Vettel hofft noch auf eine Rettung in letzter Sekunde. "Das Heimrennen ist für jeden Fahrer etwas Besonderes", sagte der Heppenheimer, der früher auf den Tribünen seinem Idol Michael Schumacher zugejubelt hatte, zuletzt. Doch so richtig daran glauben, kann Vettel nicht mehr: "Bernie ist ein Geschäftsmann, das muss man ganz einfach sehen." Und so werden wohl die Formel-1-Fans in Deutschland die großen Verlierer in diesem Millionen-Poker sein.

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