Einfach mal Füße stillhalten

Von Alexander Mey
mclaren, ferrari
© Getty

München - Irgendwie hat diese Formel-1-Saison genau das Ende bekommen, das sie verdient hat.

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Weltmeister ist einer geworden, von dem das ganze Jahr über so gut wie niemand geredet hat, mit dem auch so gut wie niemand reden kann, weil er so gut wie nie redet.

Aber halt: So richtig Weltmeister ist Kimi Räikkönen ja noch gar nicht. Die FIA hat ihn zwar offiziell bestätigt, aber McLaren-Mercedes protestiert gegen die Wertung des Brasilien-GP, weil es Unregelmäßigkeiten mit der Benzin-Temperatur bei BMW-Sauber und Williams gab.

Die hat die FIA zwar untersucht und befunden, dass es keine Grundlage für eine Strafe gibt, aber das wäre ja zu einfach gewesen, eine Saison, in der die Rennkommissare im Akkord arbeiten mussten, einfach so mit einer Zielflagge sportlich zu beenden.

Unwürdige Hängepartie 

Einen "Witz" nennt Fernando Alonso den Protest des eigenen Teams, in diesem Fall hat er ausnahmsweise Recht. Die Silbernen hätten sich einen viel größeren Gefallen getan, die Entscheidung der FIA zu akzeptieren und einzugestehen, dass sie sich in den letzten beiden Rennen durch Fehler selbst um den sportlichen Erfolg gebracht haben.

Stattdessen steht jetzt eine Hängepartie bevor. Eine Woche hat McLaren Zeit, offiziell Protest einzulegen, von dem noch nicht einmal klar ist, ob er im Erfolgsfall Hamilton auch nur einen WM-Punkt mehr bringt. Denn bei einer Disqualifikation rücken nicht automatisch die hinter dem Disqualifizierten platzierten Fahrer in der Punktewertung auf.

Bis der Protest dann geprüft und verhandelt ist, ist es locker November und die Formel 1 hat immer noch nicht endgültig ihren Champion. Das ist unwürdig.

Streitereien ohne Ende 

Juristische Spitzfindigkeiten haben in diesem Jahr schon genug genervt. Dabei geht es noch nicht einmal in erster Linie um die Spionage-Affäre, die tatsächlich schwerwiegend war und bestraft werden musste.

Gerade von den letzten Rennen gab es fast keines, bei dem es ohne irgendwelche Streitereien abseits der Piste abgegangen wäre. In Ungarn wurde Alonso bestraft, weil er im Qualifying Hamilton behindert hatte, in Japan wurde Ferrari an die Box gezwungen, weil man die falschen Reifen aufgezogen hatte.

Ebenfalls in Japan fuhr Hamilton angeblich regelwidrig hinter dem Safety-Car und musste sich in Schanghai verantworten. Für einen Crash mit Mark Webber hinter dem Safety-Car wurde Sebastian Vettel erst bestraft, dann doch wieder nicht. Dann bestrafte man ihn schließlich wegen der Behinderung eines Konkurrenten in China doch noch.

Untersuchungen wegen jeder Kleinigkeit 

Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Sie zeigt einen Missstand in der Formel 1 auf. Nämlich den, sich einfach mit keiner etwas zweifelhaften Entscheidung abfinden zu können. Wegen jeder Kleinigkeit wird zur Rennleitung gerannt, die dadurch natürlich auch immer sensibler wird und von sich aus wegen jeder Kleinigkeit Untersuchungen einleitet.

Sportlich war die Saison 2007 mit einem konstanten und deshalb verdienten Weltmeister, einem elektrisierenden Duell zwischen Alonso und Hamilton, das das Team zum Glück für die Fans - wenn auch zum eigenen Leidwesen - nicht unterbunden hat, spannend und hochklassig.

Auf alle Nebengeräusche hätte man gerne verzichten können.

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