Farbkugeln statt Pucks

SID
Eishockey, Deutschland, Sturm
© Getty

Halifax - Schon vor ihrem Start in die 72. WM haben die deutschen Profis für die ersten Farbtupfer gesorgt. Zur Ablenkung, aber auch zur Stärkung des Teamgeistes vor dem schweren Auftakt gegen Finnland ließ Bundestrainer Uwe Krupp den Trendsport Paintball spielen.

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Noch nicht von Farbkugeln aus Luftdruckwaffen getroffen wurde Marco Sturm, der erst am späten Abend in Halifax landete. Dem Torjäger der Boston Bruins blieb nach einigen Extra-Tagen Familienglück damit nur das Abschlusstraining, um mit seinen 24 Kollegen zu üben.

"Er bedeutet eine Menge für unser Team. Wir sind froh, dass er hier ist. Er wird sich schnell integrieren", sagte Krupp, in dessen Mannschaft die beiden anderen NHL-Profis Christoph Schubert und Dennis Seidenberg Tipps gaben, um sich auf die vier Meter schmalere Eisfläche einzustellen.

Fragezeichen in einigen Gesichtern 

"Man muss einfach spielen, stark an der Scheibe sein und sie gut absichern", erklärte Schubert. Seidenberg fügte hinzu: "Die Jungs haben sich schon umstellen müssen. Sie sollten nicht zu schön spielen." Von einem komplett anderen Spiel sprach Michael Wolf, der vor einem Jahr in Russland mit fünf Treffern als deutscher Top-Torjäger zum neunten Platz beitrug.

"Es ist schneller", sagte Wolf. Welche Probleme es mit den ungewohnten nordamerikanischen Maßen gab, schilderte Abwehr-Haudegen Andreas Renz, der als Kapitän vorgesehen ist: "Am ersten Tag gab es Fragezeichen in einigen Gesichtern. Der eine oder andere ist über die Bande gestolpert."

Metro Centre im 70er-Jahre-Charme 

Fast ins Hotel stolpern können die deutschen Spieler, falls sie der mitunter noch sehr kalte Wind nicht wegpustet. Vom Halifax Metro Centre in der hier und da kolonial geprägten Altstadt am Atlantik dauert es zu Fuß keine fünf Minuten bis zum eigenen Zimmer - ganz anders also als in der Mega-City Moskau, wo vor Jahresfrist schon jede Trainingseinheit mit einer mindestens jeweils halbstündigen Hin- und Rückfahrt verbunden war.

Übersichtlicher ist in Halifax also nicht nur die Eisfläche im 10.595 Fans fassenden Metro Centre, das mit seiner Ausstattung 70er-Jahre-Charme versprüht.

Gleich unterhalb der Zitadelle, die auf einem Hügel über der Stadt thront, will sich die deutsche Mannschaft am 3. Mai gegen Vizeweltmeister Finnland verschanzen.

Offenen Schlagabtausch vermeiden 

Nach dem 1:3 und dem 0:4 in den Testspielen vor drei Wochen hofft der Bundestrainer zwar auf eine leichte Unterschätzung seiner Mannschaft, die im Vorjahr zum Auftakt gegen Kanada mit 2:3 nur knapp eine Überraschung verpasst hatte. Doch Krupp zählt die Finnen zu den fünf bis sechs Titelanwärtern.

"Wir müssen von der Strafbank wegbleiben, weil das finnische Überzahlspiel sehr stark ist. Außerdem müssen wir kompakt spielen und einen offenen Schlagabtausch vermeiden", verlangte Krupp. Seit 13 Jahren gelang kein Sieg mehr gegen den Olympia-Zweiten. Renz erklärt warum: "Sie machen die Kleinigkeiten nicht viel anders, aber besser und schneller."

Als kleiner Motivationstrick könnten besondere Trikots dienen. Jede der 16 Mannschaften tritt zum 100. Geburtstag des Eishockey-Weltverbandes IIHF einmal im Retro-Look an. Die Deutschen haben das Uralt-Design von 1932 gewählt, in dem die damalige Auswahl in Lake Placid die erste von zwei deutschen Olympia-Bronzemdaillen gewann. Die schwarzen Trikots wurden beim Paintball natürlich noch geschont.

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