Auf dem schmalen Grat zwischen Konsens und Konfrontation will sich Europas Handball reformieren und so für die Zukunft fit machen. Der Kongress der Europäischen Handball-Föderation (EHF) in Wien ist vollgepackt mit brisanten Themen.
Diese reichen von Satzungsänderungen über die Umgestaltung des Wettkampf-Kalenders bis hin zur Neuaufteilung der Finanzen. Zudem steht die Neuwahl des vom Norweger Tor Lian geführten Präsidiums auf dem Programm.
"Der Kongress ist zukunftsweisend. Ich sehe den Willen zum Konsens", sagte Ulrich Strombach, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB).
Verlegung der Männer-Europameisterschaften
Vor allem die angestrebten Umwälzungen im Wettkampf-Kalender bergen Konfliktstoff. Der Antrag der EHF-Exekutive sieht vor, Männer-Europameisterschaften von 2011 an in ungeraden statt geraden Jahren auszurichten.
Dies würde mit Weltmeisterschaften selbst dann kollidieren, wenn wie beantragt eine Verlegung der EM vom Januar in den September beziehungsweise ans Saisonende Mehrheiten findet. Der Weltverband IHF hat es bislang kategorisch abgelehnt, von seinen WM-Terminen Ende Januar/Anfang Februar in ungeraden Jahren abzurücken.
2011 WM und EM möglich
"Ich halte eine Verlegung der EM in die ungeraden Jahre für unwahrscheinlich, wenn nicht parallel eine Regelung in der IHF erfolgt", sagte Strombach. Im schlimmsten Fall würde es dann 2011 eine WM und eine EM geben, 2012 Olympische Spiele, 2013 wieder WM und EM und zu guter Letzt 2014 keine Meisterschaft ehe der Zyklus 2015 von vorn beginnt.
"Das kann nicht der Gedanke sein", stellte der DHB-Chef klar. Zumal dies auch der eigentlich beabsichtigten Entzerrung des Terminkalenders und der Entlastung der Spieler entgegenliefe. "Der internationale Kalender muss zurückgesetzt werden", forderte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Liga-Verbandes HBL.
Darin besteht sowohl mit dem DHB als auch mit den wichtigen Verbänden Spanien, Frankreich und Dänemark sowie deren Ligen Einigkeit.
Finanzielle Aufteilung als großes Problem
Ein weiteres heißes Eisen ist die längst nicht ausgereifte Neuaufteilung der EHF-Erlöse. Die sieht unter anderem vor, dass die Klubs für die Abstellung der Spieler und für die Versicherung mit 10 Prozent an den Einnahmen beteiligt werden und die Verbände mit Mannschaften bei der EM-Endrunde mit 20 Prozent.
"Letztendlich regelt sich alles über Einnahmen. Deswegen sehe ich den Hauptkonfliktpunkt in der finanziellen Aufteilung. Es reicht nicht, willkürlich ein paar Prozente aufzuschreiben", sagte Strombach.
Privat-Liga wieder ein Thema
Die EHF steckt in der Klemme. Denn sollte der in zähen Gesprächen mit Klubs und nationalen Verbänden gefundene Kompromiss vom Außerordentlichen Kongress in Lillehammer zu Jahresbeginn nun in Wien keine Mehrheit finden, droht eine Konfrontation.
Dann jedoch wird nicht nur die schon abgewendet geglaubte Privat-Liga der großen Klubs wieder aktuell, sondern es könnte auch zum Schulterschluss von Vereinen und Verbänden gegen die EHF führen.
Die Tabelle der Handball-Bundesliga
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