Tim Ursinus

"In unseren Augen ist er eines der größten Talente in Europa. (...) Wir sind sicher, dass er bei uns eine große Karriere machen wird und eine absolute Verstärkung ist", schwärmte der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic am 1. Juli 2020 in einer Pressemitteilung zum Transfer von einem gewissen Tanguy Nianzou. Der damals 18-jährige Innenverteidiger wechselte ablösefrei von PSG zum FC Bayern München. Knapp fünf Jahre später hängt die Karriere des Franzosen am seidenen Faden.<script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

Es droht ein furchtbarer Karriereverlauf! Ein einstiges Supertalent des FC Bayern München steht nach Horror-Saison am Scheideweg

Dabei hatten die Worte von Salihamidzic durchaus ihre Berechtigung. Zumindest ungefähr die Hälfte davon. Nianzou zählte zweifellos zu den talentiertesten Defensivspielern des Planeten, auf dem Weg zu Paris Saint-Germains Finaleinzug in der Champions League stand er unter Trainer Thomas Tuchel sogar zweimal auf dem Platz. Darunter war ein Kurzeinsatz im Achtelfinal-Rückspiel gegen den BVB. Im Kader für das Endspiel stand er allerdings nicht, als sich inmitten der Corona-Pandemie ausgerechnet sein späterer Arbeitgeber den Henkelpott sicherte.Mit der großen Karriere in München wurde es aber nichts. Sechs mickrige Einsätze und 115 Spielminuten sprangen in der Premieren-Saison für Nianzou heraus, der verletzungsbedingt satte 23 Bundesligaspiele verpasste. Im Jahr darauf stand er immerhin 22-mal auf dem Feld, wenn auch meist als Einwechselspieler. Ihn ereilte jedoch schnell der Ruf des Fehlerteufels und <a href="https://www.spox.com/fussball/news/fcb-nagelsmann-kritisiert-nianzou/6135418" target="_blank">Coach Julian Nagelsmann wurde auch nicht müde, die Defizite des Teenagers - in typisch analytischer Manier - öffentlich aufzuzählen</a>.Es folgte der Wechsel zum FC Sevilla. Gleichzeitig der Startschuss einer unfassbaren Leidenszeit, die einfach kein Ende nehmen will.

Der Schritt zurück nach Sevilla war ob der großen Konkurrenz beim deutschen Rekordmeister - Matthijs de Ligt, Dayot Upamecano, Lucas Hernandez und Benjamin Pavard - durchaus sinnvoll. Zumal Nianzous Talent weiterhin unbestritten war. Dementsprechend viel Geld nahmen die Andalusier im Sommer 2022 auch in die Hand, um den Verteidiger loszueisen. Stolze 16 Millionen Euro plus Boni flossen auf das Konto des FC Bayern, der sich vorsichtshalber noch eine Rückkaufoption in Höhe von 55 Millionen Euro sicherte.Dass diese in den zwei Jahren Vertrag, die Nianzou in Sevilla noch hat, irgendwann zum Thema wird, ist aktuell allerdings undenkbar - sein Marktwert beträgt laut <a href="https://www.transfermarkt.de/tanguy-nianzou/profil/spieler/538996">transfermarkt.de</a> nur noch drei Millionen Euro. Seine zweite und letzte Spielzeit in München sollte nämlich bis dato die letzte gewesen sein, in der er den Kampf mit dem eigenen Körper zu seinen Gunsten entschied. Seither ist der inzwischen 23-Jährige Stammgast bei den Ärzten seines Vereins. In den vergangenen beiden Jahren stand er in allen Wettbewerben nur 20-mal für sein Team auf dem Platz, in der abgelaufenen Saison lediglich sechsmal.Das immer wiederkehrende Problem? Die Oberschenkel! Was in München schon für zwei lange Zwangspausen sorgte, trat seither nicht ein- oder zweimal erneut ein. Gleich fünfmal fiel Nianzou deshalb über einen längeren Zeitraum aus. Schon den Saisonendspurt in seinem ersten Jahr in Sevilla hatte er mit einer Oberschenkelverletzung verpasst und war damit auch beim Europa-League-Triumph 2023 nur Zuschauer. Ihren traurigen Höhepunkt fanden die Beschwerden Ende des vergangenen Jahres.

Enormer Wertverlust: Bayern besitzt eine Rückkaufoption für Nianzou

Nianzous zweite Saison war aufgrund mehrerer Ausfälle eigentlich schon Horror genug, doch im November der folgenden Spielzeit, die sich mit regelmäßigen Startelfeinsätzen gut angelassen hatte, verletzte sich Nianzou im Training erneut am Oberschenkel. Derart schwer, dass Sevilla zwei Monate später die Reißleine zog. Weil die Genesung "nicht wie erwartet fortgeschritten" war, organisierte der Verein eine Operation bei einem Sehnenspezialisten aus Barcelona.In der Folge wurde es ruhig um Nianzou, der sich größtenteils aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Wann er sein Comeback geben könnte, wird ebenfalls zum Geheimnis gemacht. Nianzou wird eindeutig aus der Schusslinie genommen, um seinem Körper die offensichtlich dringend benötigte Zeit zur Erholung zu geben. Mit der Hoffnung, dass die Thematik womöglich schon nach der Sommerpause für immer beendet ist. Schließlich hat Nianzou in nun drei Jahren bei Sevilla unfassbare 55 (!) Spiele mit Oberschenkelproblemen verpasst.Klappt auch dieser Versuch nicht, droht Nianzou ein furchtbarer Karriere-Verlauf. Schon so einige Talente scheiterten letztlich an der eigenen Gesundheit. Wie zum Beispiel <a href="https://www.spox.com/fussball/news/gladbach-pechvogel-doucoure-muss-erneut-operiert-werden/5732100" target="_blank">Mamadou Doucoure,</a> der 2016 von PSG ebenfalls den Weg in die Bundesliga fand. Den Zuschlag bekam Borussia Mönchengladbach. Auch er galt als hochbegabtes Defensiv-Talent und kam ablösefrei, wofür niemand Geringeres als der damalige Sportdirektor Max Eberl verantwortlich war. Die Parallelen sind (leider) nicht von der Hand zu weisen.Doucoure erwischte es sogar deutlich schlimmer. Nur zweimal für jeweils wenige Sekunden lief der heute 27-Jährige in der Bundesliga im Trikot der Fohlen auf. Wohlgemerkt in acht Jahren! Nach seiner Ankunft verbrachte der U17-Europameister von 2015 bis zum September 2018 zunächst über zwei Jahre im Krankenbett. Es folgten weitere kleinere Blessuren, ein Achillessehnenriss, eine Beinahe-Vertragsauflösung und eine etwas undurchsichtige Pause von knapp einem Jahr, die nach einer Knieverletzung offiziell nur unter Trainingsrückstand verbucht wurde. 1953 Tage und 227 Spiele fehlte er Gladbach, ehe der Vertrag im Sommer 2024 kein weiteres Mal verlängert wurde. Einen neuen Verein hat Doucoure seitdem nicht gefunden. Unklar, ob er jemals wieder im Profibereich gegen einen Ball treten wird.

Nianzou erinnert an einen der größten Pechvögel der Bundesliga

Ein Szenario, dass bei Nianzou unbedingt vermieden werden soll. Noch hat das einstige Supertalent schließlich viele Jahre vor sich. Er wäre sogar noch für die anstehende U21-Europameisterschaft spielberechtigt gewesen, da Nianzou zum Zeitpunkt der Qualifikationsspiele noch nicht älter als 21 war.Nach seinem guten Start in die vergangene Spielzeit hatte ihn Frankreichs Trainer Gerald Baticle sogar zweimal 90 Minuten spielen lassen. Beim 3:0-Sieg über Zypern traf Nianzou und hatte gute Chancen, auf den EM-Zug aufzuspringen. Wenige Wochen später sollte sich das Thema mit der bis heute anhaltenden Verletzung aber wieder erledigt haben. <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/schwerer-schlag-kurz-vor-der-u21-em-frankreich-muss-auf-zwei-bundesliga-stars-verzichten/bltf5423d20e938ef10" target="_blank">Dennoch gilt die hochtalentierte französische Mannschaft als Mitfavorit auf den Titel</a>. Allein in Castello Lukeba (RB Leipzig), Christian Mawissa (AS Monaco), Chrislain Matsima (verliehen an den FC Augsburg), Ismael Doukoure (RC Straßburg), Nathan Zeze (FC Nantes), Quentin Merlin (Olympique Marseille) und Kiliann Sidillia (SC Freiburg) hat Frankreich nur für die Abwehr mehrere Hochbegabte in seinen Reihen, denen einen große Karriere vorausgesagt wird.Eine, die Salihamidzic vor rund fünf Jahren auch Nianzou prophezeite - und an die dieser hoffentlich noch nicht den Glauben verloren hat.

Nianzou hatte gute Chancen auf Teilnahme an der U21-EM

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Es droht ein furchtbarer Karriere-Verlauf! Ein einstiges Supertalent des FC Bayern München steht nach Horror-Saison am Scheideweg | SPOX

Einst beim FC Bayern München gescheitert, steht Tanguy Nianzou wenige Jahre später am Scheideweg seiner Karriere. 