Friedrich: "Einfach kann jeder"

Jochen Tittmar
27. Mai 201418:54
Manuel Friedrich kam in seiner Zeit bei Borussia Dortmund auf 15 Pflichtspiele (1 Tor)getty
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Manuel Friedrich wollte nach seinem Engagement bei Bayer Leverkusen nach Asien wechseln, bekam dann aber einen Anruf von Jürgen Klopp - danach half er Borussia Dortmund aus, die Verletzungsmisere zu überstehen. Nun wagt Friedrich einen erneuten Anlauf. Im Interview erklärt der 34-Jährige die Beweggründe für seine Lust auf Fußball in Asien, spricht über seine Leidenschaft Golf und erläutert, weshalb er sich die WM in Brasilien nicht im Fernsehen anschauen wird.

SPOX: Herr Friedrich, die Saison ist vorüber und damit ist auch Ihre Zeit bei Borussia Dortmund zu Ende. Wie fällt Ihr Fazit dieses Kurzaufenthaltes aus?

Manuel Friedrich: Der BVB ist dank seines immer vollen Stadions und der begeisterungsfähigen Fans nicht vergleichbar mit meinen vorherigen Stationen. Es war daher eine sensationell schöne Zeit. Der Anfang war nicht so prickelnd, weil ich sehr unzufrieden mit mir war - auch wenn die Voraussetzungen mit der langen Zeit ohne richtiges Training und Spielpraxis nicht ideal waren. Dann gleich gegen Bayern, Leverkusen und Mainz spielen zu müssen, war echt happig.

SPOX: In der Rückrunde lief es aber besser für Sie.

Friedrich: Ja. Als ich die Winter-Vorbereitung komplett mitmachen könnte, habe ich mich topfit gefühlt und war auch etwas enttäuscht, dass ich in den ersten beiden Rückrundenspielen gar nicht im Kader stand. Dann durfte ich in Bremen plötzlich von Beginn an ran und konnte auch ein Tor erzielen. Der Rest meiner Spiele war in meinen Augen solide, die Partie gegen Real Madrid war trotz des Ausscheidens das Highlight schlechthin. Ich bin dem BVB dankbar, habe die richtige Entscheidung getroffen und glaube, dass ich auch etwas zurückgeben konnte.

SPOX: Angefangen hatte alles mit einem Anruf Ihres ehemaligen Trainers Jürgen Klopp. Innenverteidiger Neven Subotic hatte sich kurz zuvor das Kreuzband gerissen. Hatten Sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich mitbekommen, dass sich in Dortmund die Verletzungsseuche breitmachte?

Friedrich: Nein, ich war komplett ahnungslos. Kloppo hat mir dann schnell die ganze Leidensgeschichte erzählt - und meinte am Ende, ich solle mal drüber nachdenken (lacht).

SPOX: Sie hatten Bayer Leverkusen den Rücken gekehrt und sich bei Rot-Weiß Oberhausen fit gehalten, um baldmöglichst in Asien Fußball zu spielen. Wieso denn eigentlich bei RWO?

Friedrich: Mein ehemaliger Mainzer Spielerkollege Benjamin Weigelt kickt in Oberhausen. Den hatte ich einfach mal gefragt, ob ich ein paar Wochen mittun dürfe. Ich selbst wohne in Düsseldorf und da Oberhausen nicht so weit weg ist, hat sich das einfach angeboten.

SPOX: Dass Sie dem BVB letztlich zur Verfügung standen, lag daran, dass es mit dem Wechsel nach Asien nicht klappte. Wie sind Sie denn da genau vorgegangen, um in Asien unterzukommen?

Friedrich: Es gibt in den einzelnen asiatischen Ländern jeweils ein, zwei Vermittler, die mit dem dortigen Markt gut vertraut sind. Man findet aber niemanden, der komplett für sich alleine den gesamten asiatischen Markt abdeckt. Stattdessen sind die Vermittler untereinander gut vernetzt und teilweise aufeinander angewiesen. Ich wurde beispielsweise von Vermittlern aus Thailand kontaktiert, weil die in einem Interview von mir gelesen hatten, dass ich gerne nach Asien möchte.

SPOX: Dass es nicht geklappt hat, lag auch daran, dass in Asien nach dem Kalenderjahr gespielt wird, Sie sich also während der laufenden Saison umgeschaut haben.

Friedrich: Genau. Wenn bei uns Sommerpause ist, ist dort die Pause zwischen Hin- und Rückrunde mit den spezifischen Transferfenstern. Was erschwerend hinzukam: Die verschiedenen Länder haben unterschiedliche Regelungen, was das Ausländerkontingent angeht. Oftmals sind maximal zwei Nicht-Asiaten erlaubt. Deshalb ist es einfacher, am Anfang der Saison zu wechseln. Ich entschied mich dann, individuell zu trainieren und später einen neuen Anlauf zu starten.

SPOX: Gab es im Vorfeld Signale, dass es später besser klappen könnte?

Friedrich: Nein, das war noch etwas zu früh. Kurz nachdem ich in Dortmund zugesagt hatte, wäre es quasi losgegangen, also Anfang Dezember. Aber das hatte sich ja dann erledigt.

SPOX: Waren Sie zunächst enttäuscht, dass das Ganze nicht so leicht vonstatten ging?

Friedrich: Ich bin schon fest davon ausgegangen, dass ein Wechsel sozusagen auf die Schnelle funktionieren wird. Ich war aber selbst schon längere Zeit in Asien unterwegs und weiß, dass dort die Uhren anders ticken. Daher hat mich das nicht total vom Hocker gehauen. Ich weiß jetzt, dass es dort etwas schwieriger ist und werde es nun im Sommer erneut probieren. Die Voraussetzungen sind jetzt auch andere, da ich zuvor in Leverkusen eben nicht regelmäßig gespielt und danach mehrere Monate kein Mannschaftstraining absolviert hatte. Ich bin ja nur gejoggt. Wenn's jetzt wieder nichts wird, kann ich denen da drüben leider auch nicht helfen (lacht).

SPOX: Wieso eigentlich Asien?

Friedrich: Ich habe mit meiner Frau schon einige der Länder bereist. Uns haben die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen imponiert. Das war für mich so faszinierend, dass ich gerne einmal die Erfahrung machen möchte, dort zu leben. Mich interessiert der Unterschied zwischen Urlaub machen und dort leben und sich der Sprache und Kultur anzupassen. Ich sehe das als Herausforderung und möchte schauen, ob ich dort zu Recht komme. SPOX

SPOX: Welche Länder würden Sie bevorzugen, wenn Sie drei nennen könnten?

Friedrich: Das ist schwierig zu beantworten, weil ich eigentlich zu allen Seiten hin offen bin. Japan und Thailand wären aber sicherlich dabei. Ich würde mir grundsätzlich wirklich alles anhören und kann mir auch alles vorstellen. Letztlich muss die Bereitschaft von beiden Seiten da sein, damit es funktioniert.

SPOX: Haben Sie auf Ihren Reisen mitbekommen, wie der Fußball im asiatischen Raum gelebt wird?

Friedrich: Als ich zehn Tage in Thailand und auch schon zwei Wochen in Malaysia war, konnte ich ein bisschen mitkriegen, wie die Leute auf ihre Weise fußballverrückt sind. Man kann es natürlich nicht mit unserem Standard vergleichen, aber auch dort strömen Tausende in die Stadien. Vieles ist von der Premier League beeinflusst, die ist das Vorbild.

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Seite 2: Friedrich über sein "Desinteresse" am Fußball und die Golf-Leidenschaft

SPOX: Jürgen Klopp sagte zuletzt, er stelle sich schon die Frage, weshalb Sie künftig gegen Leute spielen möchten, die Ihnen nur bis zum Hüftknochen gehen.

Friedrich: Ich kann mir ja nicht aussuchen, wie die Menschen dort von der Körpergröße her beschaffen sind. Es ist eben so, dass ich im Geschäft Bundesliga fast alles erlebt habe, was man erleben kann. Nun soll's eben eine neue Erfahrung inklusive unbekannter Sprache und Kultur sein - und das geht halt nur in solchen Ländern. Ich hatte schon die Möglichkeit, in die USA zu gehen. Dort ist für mich aber keine große Umstellung oder Anpassung gegeben, doch genau so etwas suche ich.

SPOX: Wieso wollen Sie nicht doch noch einmal ambitionierter kicken und dann erst nach dem Karriereende durch Asien reisen?

Friedrich: Die Integration und das Einstellen auf eine unbekannte Kultur gehen einfacher von der Hand, wenn man in einer Fußballmannschaft spielt. Das habe ich in Deutschland ja quasi ständig mit den diversen ausländischen Mitspielern miterlebt. Es wird einem in dieser Hinsicht nirgends mehr geholfen, als beim Fußball.

SPOX: Es scheint, dass Sie von Ländern angezogen werden, die bei Ihnen einen echten Kulturschock auslösen und eine vollkommen unbekannte Erfahrung darstellen. War das schon immer so?

Friedrich: Nein, ich halte das einfach für eine spannende Sache. Einfach kann jeder. Mich reizt es, in ein Land zu kommen, in dem ich erst einmal nichts lesen kann, niemand Englisch spricht und ich mich dennoch irgendwie verständigen muss. Ich will mich auf ein solches Abenteuer einlassen und dann schauen, wie es auf mich wirkt.

SPOX: Wo haben Sie dahingehend Ihren extremsten Urlaub verbracht?

Friedrich: Es gibt natürlich immer irgendwo jemanden, der ein bisschen Englisch spricht oder es zumindest versteht. Ich bin aber einmal in Vietnam ein bisschen aufs Land hinaus gefahren. Die dortige Bevölkerung konnte kein Wort Englisch. Das war dann eine interessante Herausforderung. Am Ende geht irgendwie doch immer alles.

SPOX: Jürgen Klopp meinte während der Rückrunde einmal, dass es "durchaus eine Option" sei, Sie ein weiteres Jahr in Dortmund zu behalten. Gab es seitens des BVB das Angebot, bleiben zu können?

Friedrich: Nein, meine Situation war von Anfang an völlig klar. Der BVB war nur eine Ausnahme, das weiß auch der Trainer. Ich glaube, da wollte er Euch nur an der Nase herumführen (lacht).

SPOX: Sie haben bei der Borussia jetzt aber noch einmal bewiesen, dass man auf Sie zählen kann. Wurde das auch von anderen Vereinen so gesehen?

Friedrich: Es gab die eine oder andere Anfrage, die ich aber aus den erwähnten Gründen sofort abgelehnt habe.

SPOX: Es ist bekannt, dass Sie als Privatperson den Fußball nicht sehr detailliert verfolgen. Woher kommt das?

Friedrich: Das muss man getrennt betrachten: Das Kicken an sich macht mir wahnsinnigen Spaß. Das ganze Drumherum brauche ich aber nicht und interessiert mich auch nicht.

SPOX: Wie meinen Sie das konkret?

Friedrich: Wenn ich auf dem Platz stehe, dann bin ich hundertprozentig fokussiert und für meine Mannschaft da. Ich kicke auch gerne mit Kumpels in meiner Freizeit, weil ich das Spiel an sich liebe. Ich kann nicht ohne Fußball und möchte noch so lange spielen, wie mich die Beine tragen.

SPOX: Aber?

Friedrich: Ich gehe jetzt nicht los und kaufe mir Sportzeitschriften, um zu sehen, was Spieler XY zu sagen hat oder wer wohin wechselt. Wenn ich etwas beiläufig oder durch Erzählungen anderer mitkriege, dann ist es in Ordnung, aber ansonsten interessiere ich mich einfach nicht brennend dafür.

SPOX: Dann läuft also auch die WM in Brasilien ohne Manuel Friedrich vor dem Fernseher ab?

Friedrich: Wahrscheinlich schon, außer ich zappe mal kurz vorbei (lacht). Ich nehme es mir aber nicht vor.

SPOX: Also auch kein Interesse, das Spiel an sich - wenn auch von anderen praktiziert - zu verfolgen?

Friedrich: Wenn von den anderen jemand anruft und mich fragt, ob ich mitkicken möchte, dann bin ich da! (lacht)

SPOX: Was Sie aber definitiv interessiert ist Golf. Sie meinten einmal, im Anschluss an Ihr Fußballerleben gerne Diplom-Golflehrer werden zu wollen. Steht der Plan noch? SPOX

Friedrich: Ja, der steht noch. Ich würde gerne die Ausbildung zum PGA Golfprofessional machen.

SPOX: Reicht da das aktuelle Handicap?

Friedrich: Ich habe leider noch nie selbst ein Turnier gespielt, daher hat mein Golfclub mein Handicap auf 35 herunter gesetzt - einfach so. Ich würde sagen, dass ich so um den Bereich zehn bis 15 anzusiedeln bin.

SPOX: Und Golf verfolgen Sie auch im TV?

Friedrich: Klar, ich gucke mir schon die meisten Turniere an. Kürzlich habe ich mir die Nacht mit der Players Championship um die Ohren geschlagen und den Sieg von Martin Kaymer verfolgt. Das ist eben etwas, was mich extrem interessiert. Golf ist echt ein genialer Sport, bei dem ständig Nuancen zwischen Erfolg und Misserfolg liegen. Da fiebere ich richtig mit und bin auch angespannt beim Zuschauen.

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