In den Tagen vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs in einer Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Borussia Dortmund.
Die letzten 33 Tage der Saison 2012/2013 hatten es für Borussia Dortmund in sich. Als da wären: Mario Götzes überraschender Wechsel zum Konkurrenten, der Finaleinzug in der Champions League gegen Real Madrid, die verpasste Chance, die wenig beliebten Hoffenheimer in die 2. Liga zu schießen und zu guter Letzt die bittere Endspielniederlage in Wembley gegen den FC Bayern.
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Es schloss sich eine Sommerpause an, die eine Hysterie um mögliche Neuzugänge mit sich brachte, von deren Dimensionen in Dortmund niemand ahnen konnte. Das viele Geld und das gewachsene Renommee machten's möglich.
Nun sind alle Mann an Bord und der BVB formulierte die offensivsten Saisonziele innerhalb der Ära Jürgen Klopp: Die direkte Qualifikation für die Königsklasse soll erneut gelingen, dazu möchte man in diesem Wettbewerb überwintern und am Saisonende wieder eine Trophäe in die Höhe strecken können - welche das ist, ist egal.
Das ist neu
Der BVB hat in Götze einen Stammspieler verloren und drei Neuzugänge präsentiert, die auf Anhieb in der Startformation stehen können. Zu Saisonbeginn wird es aber wohl nur der derzeit noch verletzte Henrikh Mkhitaryan in die Mannschaft schaffen, der für die vereinsinterne Rekordablösesumme von 27,5 Millionen Euro von Schachtjor Donezk kam. Mkhitaryan ist fest als Zehner eingeplant, sehr geschmeidig, schnell und torgefährlich.
In Sachen Schnelligkeit muss sich Mkhitaryan jedoch hinter Pierre-Emerick Aubameyang anstellen, den Dortmund vom AS St. Etienne kaufte. Den Gabuner zeichnet ein atemberaubendes Grundtempo aus, durch das er der perfekte Konterspieler für das BVB-System werden kann. Aubameyang ist offensiv auf allen vier Positionen einsetzbar, dürfte zunächst jedoch vor allem auf den Flügeln Einsatzzeit sammeln.
Sokratis hat die Borussia in letzter Sekunde Bayer Leverkusen weggeschnappt. Der ehemalige Bremer ist als Ersatz für den abgewanderten Felipe Santana in der Innenverteidigung eingeplant, kann aber auch rechts in der Viererkette verteidigen. Diese Eigenschaft ist nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek, der wohl erst 2014 wieder ins Geschehen eingreifen wird, von eminent wichtiger Bedeutung. Im Griechen hat vor allem Neven Subotic einen ernsthaften Konkurrenten um den Platz neben Mats Hummels bekommen.
Marvin Ducksch im Interview: "Ich bin noch sehr ängstlich"
Mit Jonas Hofmann, Marvin Ducksch und Marian Sarr zog der BVB drei junge Talente aus dem Unterbau zu den Profis hoch. Besonders Hofmann brillierte in der Vorbereitung, auch Ducksch hat zahlreiche Pluspunkte gesammelt. Dem 19-jährigen Sarr fehlt körperlich noch ein Stückchen, in den Testspielen deutete er aber sein enormes Potential mehrfach an.
Die Taktik
Am bewährten 4-2-3-1 wird vorerst nicht zu rütteln sein. Öfter als noch im Vorjahr wird Klopp jedoch das 4-3-3 herausholen. Der Grund: Dortmund strebt zur neuen Saison eine höhere Rotation und größere Varibialität im Spielvortrag an.
Die Grenzen zwischen den Systemen sind meist fließend, nicht erst durch die vielen Positionswechsel, die das Spiel der Borussia bereit hält. Im Idealfall kristallisieren sich mehrere Pärchen an Spielern heraus, die innerhalb der beiden Systeme miteinander harmonieren.
Alle Theorie bleibt aber grau, wenn die Kernkompetenzen des BVB-Fußballs nicht in ihrer Vollständigkeit zum Vorschein kommen. Daher forcierte Klopp das Einstudieren der Pressing-Gegenpressing-Bewegung, die im Vorjahr manches Mal zu lasch ausgeführt wurde.
Der Spieler im Fokus
Götze-Nachfolger und teuerster Spieler der Vereinsgeschichte - diese Attribute reichen aus, um vorherzusagen, dass dem Wirken von Henrikh Mhkitaryan besondere Beachtung geschenkt werden wird.
Der sprachgewandte Armenier integrierte sich bislang hervorragend in das Team, das vom Auftreten des Neuen ausnahmslos begeistert ist. Bis zu seinem Teilriss der Syndesmose bewies der 24-Jährige in den Testspielen zudem, dass er die gewünschte Verstärkung sein kann.
Mhkitaryan besitzt eine starke Technik, ein gutes Auge und Spielverständnis sowie die Abschlussstärke, die der Borussia aus dem offensiven Mittelfeld zuletzt häufiger fehlte. Er soll anders als noch Götze öfter in die Räume hinter der letzten Linie stoßen und dort seine Torgefährlichkeit ausspielen.
Es wird spannend zu beobachten sein, wie schnell Mkhitaryan den Rückstand aufholen kann, wie zügig er dann den Weg in die Dortmunder Elf finden wird - und vor allem, welche persönliche Bilanz er am Saisonende vorzuweisen hat.
Das Interview
SPOX: Herr Hofmann, Sie sind seit 1. Juli fester Bestandteil der ersten Mannschaft des BVB. Wie haben Sie darauf reagiert?
Jonas Hofmann: So etwas fördert das Selbstvertrauen unheimlich. Dadurch steigt wiederum die individuelle Qualität, das merke ich in jedem Training. Man entwickelt sich enorm weiter, wenn man dauerhaft mit solchen Spielern zusammen trainieren und spielen darf.
SPOX: Hätten Sie gedacht, dass die eigene Entwicklung im Kreise der Profis so voranschreitet?
Hofmann: Dass ich mich verbessere, wenn ich mit qualitativ hochwertigeren Spielern zusammen bin, war mir schon bewusst. Ich war die letzten beiden Jahre bei den Amateuren und konnte daher allerdings nicht annehmen, dass das bei mir so schnell geht. Alle dachten, ich brauche noch mehr Zeit, da ich ja im ersten Jahr auch noch nebenbei zur Schule gegangen bin.
Hier geht's zum kompletten SPOX-Interview mit BVB-Neuentdeckung Jonas Hofmann
Prognose
Aus weniger soll mehr werden: Dortmunds Hauptziel auf dem Feld ist es, deutlich weniger Gegentore zu kassieren und seltener unterlegene Gegner durch schläfrige Phasen während der Partie am Ende noch mit Punkten zu belohnen. Dies klappte in den beiden Meisterjahren vorzüglich und genau das ist die Benchmark, die jetzt auf dem Weg zu weiteren Titeln wieder angestrebt wird.
Die Breite des Kaders wurde nicht unbedingt zahlenmäßig angehoben, die Qualität der designierten Bankspieler (Sokratis, Aubameyang, Sahin, Hofmann) ist nun jedoch eine andere. Das zeigte sich bereits in den Testspielen, die zum Großteil sehr souverän gewonnen wurden.
Hinzu kommt der nicht zu unterschätzende Fakt, dass vor allem die zahlreichen Nationalspieler ausreichend Urlaub genießen konnten. Das war ihnen nach der EM 2012 noch vergönnt gewesen. Es ist daher ein anderer Zug drin als noch während der Vorbereitungsphase auf die abgelaufene Saison, die Spieler sprühen wieder vor Lust und Spielfreude.
Dies, der stärkere Kader und die im Vorjahr auf internationalem Terrain gesammelten Erfahrungen werden dafür sorgen, dass der BVB ein gehöriges Wörtchen um die Schale mitsprechen wird. Die direkte Champions-League-Qualifikation wird in jedem Fall erreicht.
Borussia Dortmund: News und Informationen
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